Seit Jahren schon plagen wir uns mit dem Thema der Immigration herum. Wer noch am Ende der 2000er von einem (nachhaltigen) Abflauen ausging - das wurde uns damals medial vermittelt - hatte wohl keinen Einblick in die Bevölkerungsentwicklung der Entwicklungsländer - immer mehr und dabei immer ärmere Menschen. Oder zumindest nicht die Vorstellungsgabe, dass diese Menschen auf der Suche nach Hoffnung nach Europa kommen könnten. Und so wurde es großzügig versäumt, für eine dauerhafte Lösung zu sorgen. Wohl hat die EU-Mitgliedschaft und das vorgebliche Bemühen der Union, um eine nach Dublin geregelte Einwanderung die österreichische Politik dazu bewogen, sich gar nicht mit dem Problem zu befassen. Aber sich deshalb prinzipiell nicht auf der Basis von Fakten und Zielen damit auseinanderzusetzen [während das Problem der in Drittstaaten ansuchenden Asylanten - eine Gesetzeswidrigkeit vonseiten staatlicher Organe!- nie behoben wurde, auch nicht in Österreich] ist eine Verfehlung allererster Güte.
Weniger als das stört mich aber das Schweigen der Masse, die sich nun (laut Umfrage) zu 80% von der aktuellen Krise überrumpelt fühlt und Angst hat. Hätten diese 80% weniger blauäugig dahingelebt, so hätten sie ihre dann aufkommenden Sorgen bereits artikuliert bevor sich das Problem zur Krise aufgeschwungen hat. Dasselbe gilt im Übrigen auch für andere Probleme, deren infernale Folgen heute (erst) in Ansätzen zu erkennen sind: etwa das Bildungsproblem, die Armut oder die sich verschärfende staatliche Handlungsunfähigkeit aufgrund der überbordenden Schulden. Für dieses geschichtlich einmalige Stillhalten in einer Zeit der sich abzeichnenden Ungewissheit sehe ich die beschwichtigenden, breit veröffentlichten Expertenmeinungen in der Schuld. Durch das "Übersehen" von manchmal entscheidenden Aspekten wird eine breite, auf solche Informationen angewiesene Bevölkerungsschicht in eine trügerische Sicherheit gewogen.
Und damit zum Punkt: Kürzlich habe ich erst wieder gehört, wie im staatlichen Rundfunk verkündet wurde, dass sich Asylanten wirtschaftlich insgesamt bezahlt machen - wenn auch erst langfristig. Den tönenden Experten dahinter würde ich gerne zu einem Gespräch einladen. Er sollte schließlich Experte genug sein, um den Unterschied zwischen Asylanten und Einwanderern zu verstehen. Anders als bei Einwanderern aus etwa der Türkei handelt es sich bei den Syrern kriegsbedingt um Asylanten. Das Erwerben der Staatsbürgerschaft, sowie hier wohnen und arbeiten zu können sind nicht durch das Asylrecht geregelt, sondern durch das Einwanderungsrecht. Ein Asylant ist nicht befugt hier (mehr als geringfügig) erwerbstätig zu werden, er wird der Wirtschaft also auf Jahre nichts nutzen, im Gegenteil. Erst nach 10 Jahren kann ein Asylant den Antrag auf eine österreichische Staatsbürgerschaft stellen, was hieße, dass (nach den derzeit im Raum stehenden Entwicklungen potenziell) Millionen auf Staatskosten versorgt werden müssen, ehe die ersten davon für den Staat einträglich (besteuert und wertschöpfend) erwerbstätig werden können. Die Rechnung des "Experten" geht unmöglich auf! Sie wird aber von wesentlichen Bevölkerungsteilen für bare Münze genommen.
Nun müssen wir natürlich aus menschenrechtlichen Gründen Asyl gewähren, keine Frage. Aber erstens muss man als Teil einer Union eine verhältnismäßige Obergrenze für (immer noch in einem Drittland!) untergebrachte Asylanten festlegen und zweitens überhaupt ein Konzept für Flüchtlinge anbieten. Ein solches sollte u.a. die Befriedung Syriens miteinbeziehen, da die ihrer Heimat beraubten Menschen damit endlich wieder Hoffnung schöpfen können. Heimatlose Syrer sind gegenwärtig nun mal nicht das Problem der USA, Saudi-Arabiens oder Russlands, sondern unseres, ob wir wollen oder nicht.