"Ich bin Teil von jener Kraft, die stets das Böse will, und doch stets das Gute schafft" - Rassistischer als ich, so mute ich mir zu, kann man kaum sein: Schwarze Menschen werden von mir in aller Regel behandelt, wie ich autochthone Menschen kaum behandeln würde. Ich habe wissentlich Züge verpasst weil ich Menschen geholfen habe - bloß, weil sie schwarz sind. Ich habe sie wildfremd angesprochen, habe sie in Tracht fotografiert, unterhalte Brieffreundschaften, hatte Intimitäten - alles einzig und alleine, weil sie schwarz sind. Dafür gibt es keine Entschuldigung. Es gäbe genügend weiße Menschen in meinem Lebensumfeld, die interessantere Lebensgeschichten, niederschmetternde Schicksale oder größere Inspiration zu vermitteln hätten. Doch wenn ich von vorneherein freundlicher zu jemandem bin als es meinem Wesen entspricht, so ist das gegenüber Schwarzen - wie viel rassistischer kann man sich noch äußern?
Daraus mache ich auch in keinster Weise einen Hehl, im Gegenteil, ich halte viele meiner weißen Mitmenschen dazu an, es mir gleich zu tun. Ich mache also einen Unterschied zwischen Menschen die anders aussehen als andere Menschen. Hitler tat das auch. Und jeder weiß, es ist böse. Es ist gemein und ungerecht. Und doch ist es derartig notwendig! Jeder mit vorgeblichem (wenngleich leider manchmal oberflächlichem) Willen zur Weltverbesserung wird mir das Gegenteil glaubhaft machen wollen - "Es gibt keine Rassen!" höre ich jenen Schlag schreien, den man landläufig als Gutmenschen bezeichnet. "Ein Schwarzer kann mehr Gene mit einem Weißen gemeinsam haben, als dieser wiederum mit einem anderen Weißen!" höre ich wissenschaftliche Stimmen von hochgelobten Publizisten wie Markus Hengstschläger mahnen. Und doch schließen sie alle ihre Augen in gutherzigster Manier vor den Tatsachen, die einem ansonsten auf den ersten Blick ins Gesicht springen. Womöglich haben sie sogar selbst bereits einem Schwarzen eine Augustin abgekauft und den Weißen am nächsten Tag mit der Kupfermuck'n stehen lassen. Als Rassismus wird das nicht wahrgenommen - doch genau darum geht es in diesem Artikel. Wir müssen aufhören, fortwährend "Des Kaisers neue Kleider" zu spielen. Neger, Schlitzaugen, Kanaken, Gringos, Pygmäen, Indianer, wir erkennen sie alle unweigerlich an ihrem Aussehen, unterscheiden zwischen ihnen, schubladisieren, kategorisieren. Nicht nur "wir" Weißen, sondern "wir" Menschen. Alle untereinander machen es. Stehen wir doch endlich dazu, um etwas daran ändern zu können.
Doch ich möchte nun noch ein bisschen tiefer in die Materie eintauchen, Fakten statt meiner Meinung vorlegen: Es gibt im Zusammenhang mit Rassismus die himmelschreiendsten Missverständnisse. Rassismus ist erst einmal nichts anderes, als Menschen unterschiedlichen Phänotyps zu unterscheiden. Wir Menschen tendieren dazu, uns unglaublich erfolgreich an die widrigsten Bedingungen anzupassen - kein Lebensraum ist für uns so lebensfeindlich, als dass wir ihn nicht irgendwann erfolgreich besiedeln könnten. Dabei haben sich die tollsten Eigenschaften entwickelt. Ostafrikaner etwa bilden ein phänomenales Maß an Muskeln des Typus I aus und können aufgrund der Hochlandlage mehr Sauerstoff aus weniger dichter Luft filtern. Westafrikaner dagegen sind aufgrund des überproportionalen Ausbildens von Muskeln des Typus II die geborenen Sprinter. Von Menschen, die von Natur aus größer (Susquehannok) oder kleiner (Pygmäen) wachsen, deren Wundheilung (Weiße) oder UV-Resistenz (Schwarze) stärker ausgeprägt sind. Solche, die sich auf ein Sehen unter Salzwasser spezialisiert haben (Philippinische Urbewohner) bis hin zu solchen, die mit für Außenstehende kaum glaubhaft geringen Mengen Wasser auskommen (Urbewohner der Sahara). Diese Aufzählung ist noch viel zu klein, ja geradezu erbärmlich um das wahre Wunder Mensch damit annähernd gerecht zu umreißen - klar sollte aber sein, dass wir alle mit unterschiedlichsten und nützlichsten Eigenschaften auf die Welt kommen. Darwin hätte wohl seine Freude mit der Erforschung ebendieser, war er doch schon wegen dem guten Duzend verschiedener Finken auf den Galapagos-Inseln Feuer und Flamme. Jede Rasse dieser Vogelgattung hat sich auf eine andere Lebensweise spezialisiert und so im Laufe der Zeit die unterschiedlichen Phänotypen begründet.
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Um weitere Missverständnisse aus dem Weg zu räumen, möchte ich ausnahmsweise die Falsifikationsschiene bedienen, also: Was ist Rassismus nicht? Zu unterschiedlichen Phänotypen gehören in der Regel auch unterschiedliche Verhaltensweisen. Das wusste bereits Darwin als er feststellte welcher Nahrungsquellen und in weiterer Folge Nahrungsbeschaffungsmethoden sich verschiedene Rassen derselben Gattung bedienen. Diese Methoden bestimmen mitunter die Lebensweise der Rasse: Während Großkatzen Wasserbäder tendenziell meiden, fühlen sich angepasste "Fischer" wie der Jaguar im Gewässer richtiggehend wohl. Was Rassismus aber nicht ist, ist es, die Ausprägungen mit Attributen wie "gut" oder "böse" zu versehen - höchstens mit "angepasst" oder "unangepasst", was dem "fit" im "Survival of the fittest" enspricht. Die Sozialdarwinisten der späteren Zeit machten aber genau das: Sie prophezeiten, dass nur der fitteste Mensch überleben könnte und plädierten für Eugenik. In Kombination mit dem damals um sich greifenden Nationalismus wurde daraus ein gefähliches Gemisch, das eine zentrale Rolle in der Euphorie und Kriegsbegeisterung zu Anfang des 1. Weltkrieges spielte.
Die Wogen waren nach dieser Urkatastrophe Europas nicht geglättet, im Gegenteil: Man glaubte anhand von Dingen wie der Körperhaltung, der Art zu lächeln oder miteinander umzugehen Rückschlüsse auf eine Rasse von Untermenschen ziehen zu können. Rassisten jener Zeitphase spielten den Nazis im Anschluß offen in die Hände. Menschen anhand ihres Habitus' zu unterscheiden, ihre kulturellen Hintergründe als Hervortreten ihrer genetischen Veranlagung auszulegen oder schon bloß ihre Art zu kommunizieren so zu deuten, entspricht keinem wissenschaftlichen Rassismus, wohl aber einem instrumentalisierten Rassismus. Einem solchen begegnen wir noch heute, wann immer etwa Muslime es offen und explizit als rassistisch auslegen, wenn man zum Beispiel gegen eine rituelle Beschneidung oder für die völlige Gleichstellung der Frau argumentiert. Auch wird man von Missverstehenden gerne mit dem Wort "Rassist" bedacht, wenn man etwa Einwohner von Staaten pauschal diffamiert (Schneckenfresser, Kümmler, Piefke etc.). Das ist deshalb zwar noch immer nicht in Ordnung, sondern Nationalistisch-Chauvinistisch - mit Rassismus hat es aber nichts zu tun.
Ganz besonders fällt diese Begriffsverwirrung bei Juden auf, die sich, sofern strenggläubig (also "echt") tatsächlich von Ungläubigen abgrenzen. Verbote, wie das Haus eines solchen Gois zu betreten, haben schon die Römer verdutzt ("Herr, ich bin nicht würdig, dass du eingehst unter mein Dach...") und später unter den Europäern des Mittelalters für erhebliches Misstrauen gesorgt - aber es lässt sich unmöglich als das Verhalten einer Rasse deuten. Den Nazis, denen es in erster Linie um das Loswerden der von ihnen der Verschwörung und des Dolchstoßes bezichtigten Juden ging, war es geradezu recht, dass selbsterklärte Rassisten jener Zeit dies trotzdem taten. Die so entstandene/erfundene Rasse wurde als "Semiten" bezeichnet, womit man eine genetische Verbindung zu einem der drei Söhne Noahs beschwören wollte. Unumwunden blöd nur, dass es sich beispielsweise bei Arabern ebenso um Semiten handelt - ein Umstand der von den Nazis großzügig ignoriert wurde, wenn man sich mit deren Beziehungen zu eben jener Nation auseinandersetzt. Noch heute lese ich (ob der Unaufgeklärtheit gewissermaßen amüsiert) in Zeitungen manchmal von "antisemitischen Arabern", ein Widerspruch in sich. Korrekt wäre "Antijudaisch" oder schlicht "Judenfeindlich".
Zum Abschluss möchte ich festhalten, dass man den Rassismus nicht werten darf, so wie man Rassen nicht werten darf. Es gibt kein Gut oder Schlecht - alles >ist< einfach. Viel eher sollten wir dazu übergehen, Gene von Menschen mit besonderen Körpermerkmalen zu analysieren, um am Ende der Entschlüsselung des menschlichen Genoms wichtige Werkzeuge in der Hand zu haben. Der interrassische Umgang von Menschen sollte nach meiner Wunschvorstellung nicht den Respekt zum obersten Leitmotiv haben, sondern Humor. Meiner Erfahrung nach verbindet das viel stärker als der Wunsch, jede Geste des Respekts solange gegenseitig zu erwiedern bis erst einmal ein Vertrauen entsteht (auch wenn Achtung voreinander ein hochzuhaltendes Prinzip ist). Dafür braucht es ein gesundes Selbstbild sowie eine noch gesündere Prise Selbstironie. Würden wir Weißen uns nicht fortwährend als Unterdrücker oder Überlegene begreifen, sondern schlicht als lustige Langnasen, hätten wir eine ganz andere -gemeinsame- Basis zur Verständigung mit jenen, die uns aufgrund unserer offensichtlichen Andersartigkeit auch so sehen (können). Vielleicht schaffen wir es so am Ende, aus rassistischem Chauvinismus auszubrechen und damit unweigerlich, die Spirale der rassistisch motivierten Gewalt zu durchbrechen. "Ja, es gibt Rassen!" sagt das Kind in mir, deutet mit dem Finger auf den nackten König der heillosen Weltverbesserer und hofft, dass dieser die im Grunde unschuldige, dafür überfällige Feststellung als solche auffasst.