Genauer gesagt Anti-US-Imperialismus, wobei der Unterschied für die Gegnersgegner wohl eher unwesentlich ist. Dabei gibt es durchaus Positives über die USA zu sagen, schließlich hat kein Land die Welt in den letzten 100 Jahren derartig geprägt und nach den eigenen Vorstellungen gestaltet. Von diesem Staatenbund, dessen -streng genommen bezeichnungslose- Bürger bei uns klischeehaft als naiv-patriotisch aber auch herzlich bis überschwänglich bekannt sind, ging ein Einfluss aus, der den Rest des Planeten nachhaltig veränderte. Mit der modernen Musikkultur, der Gründung internationaler Institutionen oder aber der Vorreiterrolle im Experiment Multikulturalismus sind die USA Träger großer Aufgaben und sollten bei allem was nachfolgend kommt letztlich doch wie Partner behandelt werden.
Nun schön der Reihe nach: Als der 1. Weltkrieg ausbrach, entlud sich ein ungeheuerliches Feuerwerk unter den bestimmendsten Großmächten jener Zeit. Großbritannien stand am Ende einer Entwicklung, in deren Folge 1/7 der Welt unter seiner Herrschaft stand, war unangefochtene Seemacht und führte gegen -beinahe- alle existierenden Nationen erfolgreiche Kriege. Das kaum 40 Jahre junge Deutsche Reich wuchs wirtschaftlich beständig mit der doppelten Geschwindigkeit wie das Empire, konnte aber kaum Kolonien sein Eigen nennen, was das Ausbeuten von Rohstoffen deutlich erschwerte. Die schier unbändige Kraft die aus der Dynamik der geeinten deutschen Länder hervorging war den Briten dennoch gar ein derartiger Dorn im Auge, dass man deutsche Güter mit der Aufschrift "Made in Germany" versah und zu boykottieren versuchte. Tatsächlich war Deutschland auf dem Weg, die dominierende europäische Macht zu werden: Deutsche Forscher waren erfolgreicher, der kulturell tätige Mittelstand -also Bürgerliche- produktiver, die Industrie effizienter, die junge Filmtechnologie fortschrittlicher und die Armee stärker als das, was der Rest Europas zu bieten hatte - und die Marine wurde langsam aber sicher zu einem ernstzunehmenden Gegner für die Royal Navy. Eine Konfrontation schien vor diesem Hintergrund unausweichlich.
Als sich das Kriegsglück 1916 stark zugunsten der Mittelmächte wendete und die Lage der nominell haushoch überlegenen Entente verzweifelt zu werden begann, wurde klar, dass etwas geschehen musste. Die USA, deren Einwohner aus derartig vielen Deutschen bestanden, dass die Sympathien der Bevölkerung keineswegs eindeutig lagen, konnten nicht länger neutral bleiben - zumindest nicht vor dem Hintergrund, dass US-Bankiers der Entente zuvor brachiale Geldsummen zur Verfügung gestellt hatten. Mit diesem Geld wurden Kriegsgüter eingekauft - wiederum aus den USA. Um die Kriegsbereitschaft in den USA zu steigern wurde noch vor dem Kriegseintritt eine diffamierende mediale Kampagne gegen die Mittelmächte gefahren - ein Vergleich mit dem Jargon, den gewisse Blätter gegenüber der Russischen Föderation im Hinblick auf ihre Außenpolitik Anfang der 2010er anschlugen um die öffentliche Meinung unbestreitbar (jedoch auch unbestreitbar unerfolgreich) gegen Russland zu lenken ist durchaus berechtigt, wenn auch beinahe zu milde um die damalige Dimension zu verdeutlichen. Auch handelte es sich um eine Kampagne VOR Kriegseintritt, und nicht wie in den europäischen Staaten NACH dem Kriegsbeginn. Tatsache bleibt, dass sowohl die Bankiers wie auch die Industrie der USA eine existenzbedrohende Niederlage zu erwarten gehabt hätten, wenn die Entente verloren hätte - und somit alle Kredite ungetilgt entfallen wären. Die Interessen der USA waren in diesem Konflikt also nie neutral oder vermittelnd, so wie es uns noch heute gelegentlich dargestellt wird.
Am Ende schaffte es ein Dreigespann aus Finanz, Medien und Militär, die Niederlage der Entente gegen die Mittelmächte abzuwenden. Der Anlass, die Versenkung der Luisitania, war ein fadenscheiniger sowie provozierter Anlass, wie er beispielhaft für diesen Krieg war, der zu gewichtige Ursachen hatte, als dass man eine solche Gelegenheit verstreichen lassen können hätte. Mit den Vorortverträgen (Versailles, St. Germain, Trianon, Neuilly-sur-Seine, Sèvres) war das ehemalige Kräftegleichgewicht in Europa nicht nur nachhaltig zerstört worden, sondern die Macht ging unweigerlich an die USA weiter. Das Geld der nun hoch verschuldeten Siegermächte, sowie die Ressourcen der besiegten Mächte lösten einen ersten Boom aus. In dieser Phase machten die USA weiteren Boden zu den Noch-Hegemonialmächten Großbritannien und Frankreich gut: Man war federführend beim Washingtoner Flottenabkommen, konnte sich als die stärkste Filmnation etablieren, machte große Entwicklungen in der Fertigungstechnik und ließ den Rest der Welt wirtschaftlich für kurze Zeit blass aussehen.
Erst mit dem großen Crash und dem Wiedererstarken des nun von Hitler geführten Deutschlands sowie der sprunghaft industrialisierten Sowjetunion setzte eine Ernüchterung ein. Die Meinung, dass damit das Ende des Kapitalismus erreicht sei fand sogar in Pariser Medien Einzug und der Lebensstandard der US-Bürger außerhalb der urbanen Gebiete unterschied sich immer weniger von dem eines damaligen Osteuropäers. Umso stärker war der Aufschwung mit Eintritt in den 2. Weltkrieg: Wieder zog das Dreigespann aus Finanz, Medien und Militär den gesamten Karren aus dem (braunen) Dreck, diesmal jedoch noch weitaus umfassender. Nach dem Krieg war Großbritannien gebrochen, Frankreich zu einer Regionalmacht verkommen, Italien praktisch unbedeutend und Deutschland bis auf das letzte Bisschen ausgeblutet. Unzählige deutsche Forscher und Wissenschaftler wurden im Rahmen der Operation Paperclip entführt um ihre Dienste für die USA zu erledigen oder so wie Viktor Schauberger unter ominösen Umständen in der Bedeutungslosigkeit zu verschwinden. Alles was an Technologie verfügbar war wurde übernommen (und wer sich mit den Entwicklungen jener Zeit befasst, weiß, dass es sich dabei um einen wahren Schatz an Erfindungen handelte, nicht nur im militärischen Bereich). Deutschland war nicht weniger eine ausbeutbare Verlierernation wie nach dem 1. Weltkrieg - ein Umstand der in handfesten Verletzungen sämtlicher Rechte des Souveräns mündete. Das neben der Entnazifizierung einzig positiv in Erinnerung verbliebene Erbe, der Marshallplan, war nachweislich eine Farce. Das (bomben-)windgebeutelte Deutschland musste im Nachhinein jeden Cent mit Zins zurückzahlen.
Und damit bin ich bei jenem Teil angekommen, für den man mich in gewissen Kreisen als Verschwörungstheoretiker abstempeln und mundtot machen möchte: Nicht erst Skandale wie die völlige Ersetzung des Siemens-Vorstandes durch US-Organe oder offensichtliche Patzer wie der großzügig kleingeredete Abhörskandal oder aber die Knieschusssanktionen gegen Russland machen die Verhältnisse offensichtlich. Deutschland steht seit dem Ende des 2. Weltkrieges uneingeschränkt unter US-Verwaltung und hat davon nicht den geringsten, auch nicht den allergeringsten Nutzen. Nicht einmal die einem Vasallen üblicherweise zustehende Sicherheit durch den Besitzer kann man dabei anführen. Deutschland ist noch viel weniger als das. Einzig die seit der Entstehung 1871 nie verlorengegangene Rolle als Werkbank Europas macht dieses Land noch einflussreich (aber längst nicht souverän). In Europa gibt es gegenwärtig keine Macht, nicht einmal Großbritannien, die Deutschland wirtschaftlich sowie gesellschaftspolitisch herausfordern könnte - Deutschland ist als letztes Zugpferd der EU quasi gleichbedeutend mit Europa. Mit Deutschland steht und fällt Europa, und die USA kontrollieren es. Jeder Versuch, diese Kontrolle abzuschütteln, wird unweigerlich als nationalistisch bis nationalsozialistisch umgedeutet und diffamiert - schließlich handelt es sich dabei um eine große Gefahr für die Interessen der USA. Eine Chance hätten sie bei einem großangelegten Versuch der deutschen Bevölkerung mit konventionellen Mitteln ebensowenig wie die UdSSR beim Fall der Berliner Mauer.
Doch nicht nur das: Mit dem Ende des 2. Weltkrieges begann der Aufstieg von Öl als Energieträger Nummer eins. Die USA waren in der dankbaren Rolle, sowohl selbst über Reserven in Hülle und Fülle zu verfügen, wie auch die Partner im Ölhandel zu bestimmen. Quasi selbstverständlich wurde der Dollar als Weltleitwährung zur einzigen Währung in der Öl international gehandelt wurde. Sämtliche Versuche anderer Länder, diese Dollarmacht zu brechen, wurden von den USA mit Destabilisierungsversuchen beantwortet - im Fall von Libyen, dem Irak oder Syrien auch höchst erfolgreich. Der Irak ist dabei für sich genommen ein Paradebeispiel für irrationalen und umso destruktiveren US-Imperialismus - an dieser Stelle erlaube ich mir einen seltenen Querverweis auf Volker Pispers, der den Kriminalfall Irak in seinem Kabarettprogramm bis auf wenige Details wunderbar aufdröselt. So sehr man bei der Sache mit dem Öl die innenpolitischen Interessen der USA verstehen muss -immerhin sind die Bürger zum Erhalt ihres tendenziell opulenten Lebensstandards angewiesen auf billige Energie; verteuert sie sich, kann es zu Unruhen kommen- so sehr muss man dabei festhalten, dass die Bewohner der betroffenen Ölstaaten stets durch die Finger schauen müssen. Menschlich oder gerecht ist das gewiß nicht - und ich will noch gar nicht auf für Sicherheitsdienste derartig machtorientierter Länder obligatorische Folterpraktiken eingehen, geschweige denn die Rechtslage in diesem Staatenbund, der die meisten Gefängnisinsassen der Welt beherbergt. Wer derartig mit erhobenem Zeigefinger auftritt und sich anschickt, die Welt in Schurkenstaaten, Failed States und -de facto- unterworfene ("kooperierende") Staaten einzuteilen muss selbst eine Vorbildwirkung einnehmen. Mit der unverhohlenen Drohung gegenüber Holland, es militärisch anzugreifen, sollte jemals ein US-Bürger vor den Internationalen Strafgerichtshof in Den Haag geladen werden, hat man diese Vorbildwirkung mehr als vertrauenserschütternd zunichte gemacht.
Am Ende will ich nicht soweit gehen, alle Verfehlungen der US-Politik aufzuzählen - es ist in diesem Zusammenhang eine verlockende Übung, den Rahmen eines bündig zu lesenden Artikels zu sprengen. Zahlreiche Bücher befassen sich ohnehin genauer mit der Thematik. Ganz nach Kant muss man sich aber dennoch fragen: "Was kann ich tun?" Es gilt, den Bürgern der USA zu vermitteln, dass eine partnerschaftliche Entwicklung nur auf Augenhöhe funktionieren kann - ansonsten staut sich langfristig Hass aus Ungerechtigkeiten auf, der sich in jenem Antiamerikanismus äußert, der vielen USAlern dieser Tage (auf sozialen Plattformen wie auch im realen Leben) entgegenweht. Beide zur Wahl stehenden US-Parteien haben in der Vergangenheit hinlänglich bewiesen, dass sie all das herabwürdigende Gehabe nicht nur nicht verurteilen oder aufarbeiten wollen, sondern sogar noch weiter forcieren. Von daher kommen sie nicht als Dialogpartner für ein ernstgemeintes, aufrichtiges Unterfangen dieser Art in Frage - TTIP ist an dieser Stelle nur ein weiteres Stichwort mit dem die Mehrheit unserer Mitbürger längst zurecht Intransparenz, Entmündigung und Überwältigung assoziieren. Wichtig wäre, die US-Bevölkerung direkt zu erreichen und diese Misstände zu erläutern um etwas in Gang zu setzen. Dieses Land, in dem Kultur eher als Konzept denn als Errungenschaft verstanden wird, fährt ansonsten weiter unbehelligt über alle alten, gereiften Nationen der Welt hinweg, bis es dereinst für eine friedliche Lösung zu spät ist.