Als Motorsport-Fan hat man es heutzutage nicht leicht. In Zeiten der (angeblichen) Ölverknappung, CO2-Belastung und Lärmverunreinigung fällt es einem schwer zu argumentieren, warum jenseits der 300km/h fahrende PS-Monster „einfach geil“ sind…

Bei mir waren meine Onkeln und ein gewisser Heinz Prüller schuld, daß ich mit gerade mal 9 Jahren 1981 meine erste komplette Formel-1-Saison als Zuschauer absolvierte. Wer nachgerechnet hat: ich zähle also nun meine 34. Saison!

Vieles habe ich erlebt! Flügelauto, die sich mit Vakuum auf die Straße saugten; automatische Radaufhängungen, die das Auto trotz Bodenwellen immer in der idealen Distanz zur Straße hielten; und natürlich die Turbos.

Die Freude war bei mir anfangs groß, als vor ein paar Jahren mit der Saison 2014 eine Rückkehr der Turbos angekündigt wurde. Dieser Freude folgte aber sehr schnell die Ernüchterung. Während die Turbos der 80iger einfach zur Leistungssteigerung da waren und somit als Höhepunkt bis zu 1500 PS im Qualifying schafften (nur um nach 3-Runden-Einsatz gleich wieder weggeworfen zu werden), sollten die neuen Turbos einfach nur den stark reduzierten Saugmotor halbwegs auf derselben Leistung halten, die bisher Usus war.

„Wird schon nicht so schlimm werden!“, sagt man sich als Österreicher gerne. Wurde es auch nicht, es wurde schlimmer.

Niemand sollte mich als technologie-feindlich verstehen! Diese neuen Formel-1-Rennwägen sind faszinierend. Wie schon in den 80igern wird die Saugmotor-Einheit durch den Turbo zusätzlich aufgeladen. Aber zusätzlich wird ein Akku vom überflüssigen Druck im Turbo und kinetischer Energie beim Bremsvorgang gespeist, sobald der Fahrer vom Gas geht. Das Ergebnis: bei einem 1 ½ stündigen Rennen mit einer Distanz von 300km verbraucht die neue Formel 1 gerade mal 150kg Benzin pro Auto!

Das Ergebnis sind aber leider sterile Boliden, die schon allein vom Klang eher einem Staubsauger als dem scharfen Sound eines 12-Zylinder-Motors gleichen. Und es soll jetzt bitte niemand sagen, dass der „Lärm“ nicht wichtig ist. Fahrt mal 60km/h im zweiten oder im fünften Gang! Eurem Beifahrer werden ohne Blick auf den Tachometer die 60km/h im 2. Gang viel schneller vorkommen als im 5. Gang. (selbst ausprobiert).

Der Blick über den Atlantik frustriert hier noch mehr. Der Südstaaten-Nascar-Freak lacht wohl eher über die aufgeladenen Formel-1-Boliden mit gerade mal 800 PS, während seine V8-Motoren einfach so an den 1000 PS kratzen. Inklusive dem klassischen V8-Sound, der heute noch an die Rennen der Alkoholschmuggler mit der Polizei erinnert – die eigentliche Initialzündung dieses Sports!

Im Motorsport spiegelt sich hier wohl der eigentliche Unterschied in den Weltanschauungen Europas und Amerikas wider. Während der Amerikaner nach wie vor in Saus und Braus lebt, als gäbe es keine Rohstoffverknappung, wird in Europa gespart, unter allen Umständen. Ich gehe sogar weiter: wir sparen uns kaputt, bis nichts mehr da ist. Sind wir hier ein Opfer der „Berufs-Schlechtmacher“, die sich selbst und allen anderen nichts mehr gönnen?

Müssen wir die zum Teil sicher richtigen Einsparungen im Straßenverkehr wirklich auf den Motorsport umlegen? Schon 1981 fuhr man in der Formel 1 schneller als 300km/h, während ein Straßenauto mit einer Höchstgeschwindigkeit von 150km/h schon als sehr flott galt. Keiner kam auf die Idee, die Rennautos einzubremsen, nicht mal zum Höhepunkt der Energiekrise in den 70igern. Dass Mercedes, Renault und sogar Ferrari sparsame Motoren bauen können, wissen wir. Die Werke müssen das nicht im Rennsport unter Beweis stellen! Wir Fans wollen sehen, wie schnell eine Grand-Prix-Distanz abgespult werden kann, nicht wie sparsam!

Und die Formel 1 im Besonderen hätte schon gar nicht eingebremst werden müssen. Schon 2013, noch vor der „Energiewende“ belastete das komplette F1-Starterfeld die Umwelt weniger als 1 (!) Transatlantik-Flug. Natürlich belastet ein Rennwochenende die Umwelt mehr, schon allein durch die An- und Abreise der Zuschauer. Aber dann müssten wir jedes Konzert, jedes Fußballmatch genauso absagen und nur noch in unseren eigenen vier Wänden verweilen.

Aber das kommt wahrscheinlich als nächstes…

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Silvia Jelincic

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fischundfleisch

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