Nachdem mein früherer Artikel über den Sparsamkeits-Wahn in der Formel 1 so positiv aufgenommen wurde, gehe ich mal einen Schritt weiter, und ein Schritt weiter bringt uns zur Formel E...
Wie der Name schon schließen lässt, geht es hier um eine Rennserie, die mit Elektrizität zu tun hat. Hier reden wir aber nun nicht mehr von Hybriden wie in der Formel 1, sondern von Rennwägen, die sich ausschließlich mit Strom fortbewegen.
In Zeiten der Rohstoffknappheit und Umweltbewusstsein wurde diese Idee von der FIA (der obersten Automobilbehörde) euphorisch aufgenommen und zugegeben marketingtechnisch perfekt aufgebaut.
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Zunächst wurde nur eine limitierte Anzahl an Teams zugelassen, die publikumswirksam jede zweite oder dritte Woche einzeln präsentiert wurden. Und sowohl die Teams als auch die Fahrer haben es in sich! Nicht nur Teams, die von Rennlegenden wie Alain Prost oder Hollywood-Schauspieler Leonardo di Caprio unterstützt werden, tummeln sich hier, sondern auch renommierte Marken wie Abt oder Andretti haben Boliden in der neuen Rennserie. Der Andrang ist leicht erklärt: nachdem sich die Formel-E-Saison von Herbst bis Frühjahr erstreckt, also die Zeit, wo bei den meisten Rennserien Winterpause ist, müssen die Teams ihre Mechaniker und Ingenieure nicht nach Hause schicken, sondern haben hier eine Beschäftigung.
Auch die Fahrer sind beeindruckend! Das halbe Fahrerfeld hat sich schon seine Sporen in der Formel 1 verdient. Da sind also Leute am Werk, die wissen, was sie tun.
Die Teams erhalten am Anfang der Saison Autos und Equipment und sind nur sehr limitiert in den Entwicklungsmöglichkeiten. Aber genau das hält die Kosten gering und verspricht enge Rennen.
Auch die Rennstrecken können sich sehen lassen. Es wird fast ausschließlich auf Stadtkursen gefahren in Metropolen wie Peking, Buenos Aires, Miami, Berlin oder London, wovon die Formel 1 nur träumen kann. Natürlich ist es aber auch leichter einen Event in einer Stadt zu organisieren, wenn sämtliche Trainingsfahrten und das Rennen selbst innerhalb eines Tages stattfinden. Teile Londons für einen ganzes Grand-Prix-Wochenende abzusperren, stelle ich mir eher schwer vor...
Und in Zeiten der Social-Networks wird auch der Zuschauer eingebunden. Mittels Abstimmung per App können 3 Fahrer vor Beginn des Rennens gewählt werden, die dann über den sogenannten Fan-Bost verfügen. Das verspricht für den Glücklichen für 5 Sekunden einmalig mehr Leistung, die für Überholmanöver genutzt werden können.
So weit so gut - aber die Ernüchterung folgte schnell...
Das größte Problem der Rennautos ist (wie auch bei jedem Smartphone) der Akku! Die Rennen dauern eine knappe Stunde und sogar da muß bei Mitte des Rennens das Auto gewechselt werden. Unfreiwillig komisch sieht es dann aus, wenn die Fahrer ihre Boliden bei Halbzeit des E-Prix in die Boxen steuern, dort aus dem Auto springen, ins andere Auto springen und schnell angeschnallt werden müssen. Aus Sicherheitsgründen MUSS der Boxenstopp mindestens 1min dauern...
Und natürlich können die Fahrer mit der begrenzten Energie nicht einfach Gas, oder Strom, geben, soviel sie wollen. Die Autos erreichen Höchstgeschwindigkeiten von 170km/h, und jede Möglichkeit des Energiesparens wird gerne genützt. Bei einer Safety-Car-Phase wird nicht nur langsam (stilecht hinter einem BMW Elektroauto) gefahren, nein, gekrochen. Beim ersten Rennen gab es sogar noch eine Aufwärmrunde vor dem Start. Aber nachdem bei dieser Runde im Schnitt gerade mal 40km/h gefahren wurden, wurde diese Runde ab dem 2. Rennen der Saison ersatzlos gestrichen...
Wer sich aus seiner Kindheit noch an ferngesteuerte Autos erinnern kann, wird sich auch die Soundkulisse eines E-Prix vorstellen können. Man hört...nichts! Beim ersten Rennen wurde sogar während einer Safety-Car-Phase leise, beruhigende Musik eingespielt...
Alles in allem kann man die derzeitigen Rennen so charakterisieren: 90% Langeweile, 10% Action. Und die hatte es aber in sich. Aufgrund der hohen Dichte an schnellen Piloten, schmalen Straßen und sehr vergleichbaren Autos gibt es ziemlich viele Kollisionen. Der Höhepunkt wurde gleich in der letzten Runde des 1. Rennens erreicht, als Nick Heidfeld nach Berührung mit Nicolas Prost die Strecke mit Überschlag verließ. Glücklicherweise wurde niemand verletzt!
Trotz der teilweise bizarren Langeweile und unfreiwilligen Komik wird die Formel E schon aufgrund der Anforderungen unserer Zeit eine Zukunft haben. Man sollte sie im Auge behalten!