Sackgasse Bildung: Das 10 Punkte-Programm für eine bürgerliche Schule

Wenn Österreichs Gymnasiasten ihr Schulsystem verlassen, haben sie einen Hass auf „das System“ – ohne freilich je darinnen gewesen zu sein. Von Wirtschaft verstehen sie nichts. Österreichs neuer Bildungsminister steht vor einem Desaster. 10 Vorschläge für frischen Wind im alten Haus.

Keiner heimischen Uni gelingt es, sich in internationalen Rankings an wahrnehmbarer Position zu halten. Kein Dorf kommt ohne FH aus, und am WIFI ersitzt sich die Krankenschwester den MBA in Buchhaltung. Die „Neue Mittelschule“ verkommt zum Entertainmentcenter für Migranten, und bei PISA rittert Österreich mit der Türkei um den letzten Platz beim Lesen.

Einzig gut ist Österreich bei Ideologischem. Mit der WU hat man eine ganze Uni auf den Kampf gegen Marktwirtschaft und Wohlstand eingeschworen. Und kaum ein Gymnasiast, der die Gleichheitsideale Lenins nicht als oberstes Verfassungsziel des Landes hält.

Was sich ändern muss, in 10 Punkten.

1. „Neue Mittelschule“ neu.

Ein kleines Land wie Österreich kann es sich nicht leisten, mehrere (mittelmäßige) Systeme parallel zu fahren. Hauptschule und gymnasiale Unterstufe gehen in der „Neuen Mittelschule“ auf. Dafür sollten dort die Klassen in den Hauptfächern (wie früher in der Hauptschule) nach Leistung getrennt unterrichtet werden. Das fordert die Starken und stützt die Schwachen.

2. Lehrpläne entrümpeln

Das kommunistische Manifest hat in der Schule nichts verloren, außer als Kritikobjekt. Die Schrecken der Nazis („Rassenwahn“) bleiben weiterhin Programm – die der Kommunisten („Klassenwahn“) werden aber nicht mehr totgeschwiegen.

Viele Schulbücher (selbst in der HAK) stellen die Planwirtschaft als gleichberechtigte Alternative neben der Marktwirtschaft dar. Ohne darauf hinzuweisen, dass diese nur in Kombination mit Diktatur, Verelendung und Ressourcenverschwendung zu haben ist.

3. Ideologie raus

Österreichs Bildungszentrale stellte die Ideologie immer über die Wissensvermittlung. Das beginnt bei Lehrerfortbildungen mit Attac („Globalisierung aus marxistischer Sicht“), und endet bei hochoffiziellen Aussendungen, die vom Marktprinzip hysterisch abraten, um stattdessen planwirtschaftlichen Experimenten das Wort zu reden.

4. Produktiv- statt Sozialwirtschaft

Überhaupt vermittelt man heute, das jeder noch so (triviale) Pseudo-Lehrgang besser wäre als in der Wirtschaft Güter und Dienstleistungen (und Umsätze, Jobs und Steuern) zu erzeugen. Die pandemisch wachsenden Sozial-Fakultäten vermögen Bürger mit fingierten Armen- und Ungleichheitszahlen aufzuschrecken. Werte zu erschaffen, ist ihnen aber gänzlich fremd.

Entsprechende Studiengebühren finanzieren die Gebührenfreistellung dringend benötigter Facharbeiter-Ausbildungen wie Elektriker und Maschinenbauer. Zusätzlich sind die Kollektivlöhne gesuchter Berufe (wie Köche und Schweißer) um ein Drittel anzuheben, auf 2.000 Euro minimal.

5. Wirtschaft ohne Fehler

Das Niveau österreichischer Schulbücher ist ähnlich solide wie die Finanzgebarung des Landes. Da boxt das Ministerium (trotz Aufschrei zahlreicher Uni-Professoren) Marxisten Felber („Attac“) in die Ökonomen-Ahnengalerien seiner Geografie-Bücher hinein – gleichrangig mit Karl Marx und Milton Friedman. Und schreibt letzteren irrtümlicherweise mit „Doppel-n“.

Die „Gesellschaft für Angewandte Wirtschaftsforschung“ stellt Österreichs Schulbüchern 2016 ein vernichtendes Zeugnis aus: Vielfach falsch, unpräzise und ideologisch einseitig gefärbt .

6. Lehrer vom anderen Stern

Die Mehrzahl der Lehrer vertritt politisch eher linke, etatistische Positionen. Das ist v.a. ihrem Werdegang geschuldet. Nach dem (eher „Grün“-gefärbten) staatlichen Gymnasium kommen sie an die („rote“) Fakultät. Danach zurück an die „grüne“ Schule oder weiter an die „rote“ Uni.

Man schimpft über die Produktivwirtschaft, wie grausam und kalt es dort wäre. Verständlich: Persönliche Erfahrungen dort beschränken sich auf unbefriedigende Ferialjobs oder Aushilfen als Zettelverteiler. Programme finanzieren Lehrern Aufenthalte in der Wirtschaft.

7. Merke: Leistung ist gerecht

Beginnend mit der Volksschule, breiten sich Beurteilungssysteme aus, die - anstatt auf objektive Noten - auf Verbal-Schmeicheleien setzen. Das bereitet die Kinder auf einen Kindergeburtstag vor – oder eine Funktionärskarriere im gelobten Kuba. Nicht aber auf die Welt da draußen, die nicht so schlimm ist, wenn man nur gut vorbereitet ist. Eine Leistungsbeurteilungsverordnung, die Lehrer in Notenfindungen unterstützt statt verwirrt, wäre mehr als hilfreich.

8. Frustabbau

(Gefühlte) vier Fünftel der Lehrer machen einen tollen Job, bei einer Minderheit spießt es sich aber. Sie sind mit sich oder ihrer Schule unzufrieden, können sich aber keine Auszeit nehmen, um im hierarchiebetonten Schulsystem nicht Anrechnungs-Jahre und Privilegien zu verlieren.

Der Austausch mit der Wirtschaft muss durchlässiger werden. Warum nicht einmal 10 Jahre im Ausland leben – oder selber eine Firma gründen?

9. Reformen reformieren

35 Jahre wurde nichts verändert. Die Sieben-Schläfer-Jahre der Elisabeth Gehrer (ÖVP) waren dann aber sogar in Österreich zu viel (oder eigentlich: zu wenig): Eine Reform-Lawine überrollte unser Land ab 2007: Beginnend beim Dienstrecht (das noch halbwegs gut gelang) über Zentralmatura bis hin zur Kompetenzorientierung.

Heerscharen junger, praxisferner Erziehungswissenschafterinnen durften sich an Systemen austoben, die man in NASA-Rechenzentren vermutet hätte. In der Alltagswelt von Eltern, Schülern (und Lehrern) kamen die hochkomplexen Regelwerke nicht mehr an.

Künftig nimmt das Ministerium nur Experten mit erfolgreicher Unterrichtserfahrung auf.

10. Fach „Wirtschaftskunde“

Warum kommen die Menschen in armen Ländern wie Portugal, Griechenland oder Italien bei niedrigeren Pensionen und höheren Preisen besser zurande als im reichen Österreich? Weil sie (von ihren Schulen) wissen, dass Wohnen zur Miete (wie in Österreich) „arm“ macht.

In der Oberstufe braucht es kein Religion mehr (die Wut auf Reiche und Unternehmer wird auch in anderen Fächern kultiviert) – stattdessen aber BWL mit Praxisblick. Stichwort: Wie manage ich mein Leben?

Bis 2007 gab es in Österreichs Bildungssystem gar keine Reformen – danach aber zu viele, und die falschen. Wäre es denn verwegen, auf die „ÖVP Neu“ zu hoffen? Reißen wir doch einfach einmal alle Fenster auf – und warten, wer sich dann beschweren kommt...

Michael Hörl.

Der Salzburger Wirtschaftspublizist beschäftigt sich seit Jahren mit Vorurteilen gegenüber Marktwirtschaft und Welthandel. Sein neuestes Werk, „Die Armutsindustrie“ erschien im Dezember 2017.

Seit 14.2.2018 ist die zweite, erweiterte Auflage erhältlich.

112 Seiten, Verlag „Frank&Frei“, €14,90

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