Eine kleine Geschichte aus dem Vizekanzleramt: Als der Werner und die Ulrike die Kulturpolitik der Grünen erfanden…

Kogler: Und Du, Ulrike, wirst Kulturstaatssekretärin.

Lunacek: Wie kommst Du jetzt da drauf?! Ich kenn‘ mich in der Europapolitik aus. Aber in der Kulturpolitik habe ich keine Ahnung.

Kogler: Das macht nix! Und außerdem hast Du irgendwann selber Theater gespielt. Du hilfst mir, mich gegen die Edtstadler bei der Europapolitik durchzusetzen, und des mit der Kulturpolitik ist einfach: Du musst den Künstler*innen nur immer wieder sagen, dass sie ganz toll sind und ganz, ganz wichtig für das Land.

Lunacek: Aber ich hab gehört, dass es vielen Künstler*innen in Österreich ganz schlecht geht und viele sehr unzufrieden sind.

Kogler: Dann schlag ich vor, Du nimmst jemanden aus der Freien Szene in Dein Büro. Die Freien werden sich dann gleich viel besser fühlen. Außerdem gibt es unter den Künstler*innen besonders viele aus der LGBT-Szene, für die bist Du die ideale Identifikationsfigur, für die bist Du quasi immun (haha). Du brauchst ihnen nur immer wieder sagen, dass sie ganz toll sind und ganz, ganz wichtig für das Land.

Lunacek: Da hat mir die neue Mitarbeiterin gesagt, dass die Verbesserung der sozialen Lage der Künstler*innen ein sehr gutes Thema wäre, mit dem wir uns kulturpolitisch profilieren könnten.

Kogler: Ja schon, aber jetzt ist Krise. Und den Blümel brauchst Du erst gar nicht anreden. Jetzt müssen wir auch den Künstler*innen begreiflich machen, dass die Gesundheit über allem anderen steht. Und sie können sich ja ohnehin bei den diversen Hilfsfonds bewerben. Vor allem aber rate ich Dir, dass Du den Künstler*innen immer wieder sagst, dass sie ganz toll sind und ganz, ganz wichtig für das Land.

Lunacek: Aber mittlerweile sind die Künstler*innen ziemlich grantig auf mich. Sie sagen, dass viele Maßnahmen, ob Hilfsfonds oder Abstandsregeln für sie nicht praktikabel sind. Von einer Verbesserung der sozialen Lage redet gottseidank eh keiner mehr.

Kogler: Diese Künstler*innen mit ihren Extrawürsten. Aber einerseits brauch ich Dich vor allem in der Europapolitik und andererseits haben wir jetzt wirklich andere Probleme, als uns mit ein paar Künstler*innen herumzustreiten. Du sagst ihnen halt immer wieder, dass sie ganz toll sind und ganz, ganz wichtig für das Land.

Lunacek: Das ist aber kein leiwander Job, den Du mir da zugewiesen hast. Ich hab geglaubt, ich kann – neben der Europapolitik – noch ein paar nette Gespräche mit Künstler*innen führen. Und jetzt wird ich jeden Tag in den Medien vorgeführt.

Kogler: Jetzt wird‘ ich Dir einmal etwas sagen: Der Kurz schafft es, mit seiner Message Control in diesen Tagen zur Absoluten. Also werden wir es im Kulturbereich doch zumindest schaffen, die Künstler*innen ruhig zu stellen. Also nochmal zum Mitschreiben: In der Krise geht die Gesundheit allem anderen vor. Und darüber hinaus sind Künstler*innen ganz toll sind und ganz, ganz wichtig für das Land. Du wirst das schon noch lernen…

Lunacek: Ja, aber die erzählen mir mittlerweile, dass der Kulturbetrieb völlig zusammen zu brechen droht und wir uns dann das „Kulturland Österreich“ werden aufzeichnen können. Und ich soll dann auch noch schuld daran sein.

Kogler: Jetzt werde ich aber schön langsam grantig: Wir Grünen haben uns noch nie so richtig für Kultur interessiert. Warum sollte das ausgerechnet in der jetzigen Situation anders sein: Mehr denn je gilt es jetzt, von Kurz zu lernen: Du musst den Künstler*innen einfach immer wieder sagen, ganz toll sind und ganz, ganz wichtig für das Land.

Und jetzt gehen wir zur Edtstadler. Die führt da schon wieder etwas im Schilde.

Sie setzen Ihre Scheuklappen (Entschuldigung, es muss natürlich Masken heißen) auf und gehen ab.

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Wiesi

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