Sehr geehrter Herr Bundeskanzler,
Wie ich einer Presseaussendung entnehmen kann, wird auch in diesem Jahr am kommenden Wochenende das alljährliche Kanzlerfest im Gartenhotel Altmannsdorf stattfinden.
Seit 2 Monaten bin ich nahezu täglich und freiwillig in Traiskirchen. Manchmal sogar 2x pro Tag. Ich habe mit den Menschen kommuniziert, vieles beobachtet, Freunde und Freundinnen gefunden, dramatische Geschichten gehört, Verzweiflung gesehen, habe versucht zu beruhigen, habe Essen, Kleidung, Medikamente, Spielsachen, Toilettartikel und notwendige Alltagsgegenstände gebracht, die ich von Geld bezahlt habe, das ich eigentlich selbst nicht habe. Habe verarztet, viel gelacht, scheinbar Hoffnung gegeben und unendlich viel zurückbekommen.
Wie ich den Medien entnehmen kann, hatten SIE und die österreichische Bundesregierung leider noch keine Zeit, Traiskirchen zu besuchen.
Möglicherweise sitzen Sie auch zu Hause, und freuen sich über die massiven Fehler des Regierungspartners in den zuständigen Ressorts, und die Tatsache, dass die sozialistischen Minister noch nicht aktiv werden mussten, denn auf Job- und Schulplatzsuche und in den Warteschlangen der diversen Ämter werden wir die Menschen aus Traiskirchen noch lange nicht finden.
Da ich selbst gastronomisch vorbelastet bin, weiß ich nun, dass die Organisation eines Kanzlerfestes mit großartigem Buffet und hervorragenden österreichischen Weinen, unter Sonnenschirmen, sehr viel Zeit in Anspruch nimmt. Ich kann mir die stressigen Tage für Sie vor dem großen Ereignis und bei dieser - für Österreich unorthodoxen - Hitze gut vorstellen.
Doch vielleicht finden Sie im Anschluss an dieses üppige Gelage Zeit und den Weg nach Traiskirchen. Die Badner Bahn hat eine hervorragende Taktung, und mit viel Glück, finden Sie auch eine Garnitur mit Klimaanlage.
Sollten Sie Unterstützung benötigen - ich helfe Ihnen gerne.