Ein Kobold fragte: „Was bedeutet es, in der Bewegung unbewegt und in der Ruhe ruhelos zu sein?“ Der andere erwiderte: „Dem Menschen ist es unmöglich, sich nicht zu bewegen. Auch wenn es viele Möglichkeiten gibt, auf alltägliche Geschehnisse zu reagieren, lässt sich einer, der den Weg erfasst hat, nicht von den Dingen umtreiben. Sein Geist ist frei von Begierden, friedvoll und unbewegt. Im Schwertkampf bedeutet dies, vom Anblick zahlloser Feinde unberührt zu bleiben, weil man Leben und Tod geklärt und seinen Geist beruhigt hat, also nach allen Seiten kämpfen zu können, ohne innerlich bewegt zu sein.
Es ist so wie mit einem guten Reiter: Egal, wohin sein Pferd galoppiert, sein Geist und sein Körper sind ruhig, gelassen und in Frieden. Für den Betrachter sieht es so aus, als wären Pferd und Reiter eins. Der Reiter gleicht lediglich die Fehler des Pferdes aus und handelt deshalb nicht wider dessen Natur. Obwohl der Mensch im Sattel sitzt und das Pferd beherrscht, bleibt dieses davon unbewegt und schreitet von selbst voran. Das Pferd vergisst den Menschen, der Mensch vergisst das Pferd und ihre Energien vereinigen sich. Man könnte auch sagen: Kein Reiter, kein Pferd.
Dies ist ein gutes Sinnbild für die unbewegte Bewegung. Ein unfähiger Reiter wird jedoch gegen die Natur des Pferdes handeln und sich dabei selbst nicht wohl fühlen. Weil er mit dem Pferd nicht eins ist, werden sein Körper und sein Geist ständig von der Gangart des Pferdes hin und her geworfen, und auch das Pferd ermüdet dabei. In einem Handbuch des Reitens finden sich folgende Verse, die einem Pferd zugeschrieben werden: ‚Zuerst schlägt er mich, damit ich lostrabe, dann zieht er an den Zügeln und reißt so mein Maul nach unten, dass ich mich nicht bewegen kann.’
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Hier hat sich der Dichter also in die Lage eines Pferdes versetzt. Doch die nötige Ausgeglichenheit, die hier vermisst wird, sollte man auch im Umgang mit Menschen haben. Wenn man anderen mit Vorurteilen begegnet und nur Gelerntes anwenden will, statt dem Wesen dieser Menschen gerecht zu werden, dann wird das für einen selbst wie für die anderen nur ärgerlich.
Was bedeutet es nun, in der Ruhe ruhelos zu sein? Bevor Freude und Wut, Trauer und Heiterkeit entstehen, ist der Geist völlig leer, friedvoll und wunschlos. Wenn äußere Einflüsse auftauchen, reagiert er darauf, hängt aber nicht an deren Funktion. Die Essenz des Geistes bewegt sich nicht, auf die äußeren Einflüsse reagiert nur die Funktion des Geistes. Die Essenz des Geistes enthält alle Prinzipien und deren Klarheit. Ihre Funktion besteht in der Bewegung gemäß dem himmlischen Prinzip und des Reagierens auf verschiedenste Umstände.
Die Essenz und die Funktion sind von gleichem Ursprung. Darum spricht man von unbewegter Bewegung und ruheloser Ruhe. Im Schwertkampf bedeutet dies, mit einer Waffe in der Hand furchtlos und ohne Arglist den Gegner zu erwarten. Ohne bewussten Gedanken oder Plan reagiert man frei und ungehindert auf die Bewegungen des Gegners. Zwar bewegt sich der Körper, doch verliert der Geist nicht sein friedvolles Wesen; und obwohl der Geist befriedet ist, besitzt er doch die Funktion der Bewegung. Ein Spiegel ruht in sich und ist leer, lässt aber zehntausend Dinge sich in ihm reflektieren und ihre Form manifestieren.
Wenn diese Dinge weiterziehen, bleibt keine Spur von ihnen im Spiegel zurück. Auch das Bild vom Mond im Wasser steht dafür. Die Klarheit der Geist-Essenz ist genau so. Menschen von niederem Charakter verlieren sich freilich in ihren Bewegungen; wenn sie sich aber nicht bewegen, werden sie dumpf und erfüllen ihre Funktion nicht.“
Dasselbe beruht auf unseren Geist. Der Geist im Ruhezustand ist wie der Spiegel, der alle Bilder und Bewegungen der Außenwelt in sich aufnimmt und doch – in Ruhe bleibt. Findet heraus, was eure Ruhe ausmacht, um angemessen auf die Welt um uns zu reagieren. Haltet euren Geist rein, frei und in Ruhe, denn das ist sein Urzustand – aus welchem all unsere Kraft erwächst…
Geht in euch meine Freunde von F&F – findet eure Mitte und Ruhe in dieser Zeit der unsäglichen Bewegungen…
Seid wie ein Spiegel…