…dann jeder auf seine eigene Art und Weise. Unser Hunger macht uns einzigartig. Es gibt niemanden anderen, der uns im Hungern gleicht. Der Moment, wenn unser Magen leer ist, sprich, wir seit Tagen nichts gegessen haben, ist nicht der Augenblick, wo wir hungern. Und noch weniger drückt sich der Hunger aus, wenn unsere Gedärme leer sind. Das geschieht viel früher. Der Hunger beginnt mit dem Augenblick zu steigen an, wo wir fertiggeworden sind mit der Nahrungsaufnahme. Wir empfinden zwar für einen kurzen Moment ein Sättigungsgefühl, doch was danach folgt - ist Hunger…

Für manche von uns dauert dieser Sättigungsmoment länger oder auch kürzer, je nachdem welche Charakterzüge wir in uns tragen. Und das zeugt von unserer Einzigartigkeit. Menschen die nie in ihrem Leben gefastet oder sich bewusst auf Entbehrungen eingelassen haben, zählen heute zu den Egomanen, Exzentrikern, Machtmenschen, Ellbogenrittern selbst Unintelligentz wird ihnen nachgesagt und auch jene, die wir, rein von unserer Empfindung aus – nicht als Freunde bezeichnen würden.

Hunger ist zwar eine Empfindung die sich durch das Verlangen nach Nahrung ausdrückt, doch dieser Hunger kann so weitschichtig sein, dass er unser gesamtes Wesen einnimmt. Wir können physisch, emotional, sozial sowie psychisch hungern und verhungern. Und doch bezeugt unser Hunger, dass wir als Wesen Mensch in der Lage sind – zu hungern – und zu überleben, je nachdem, nach was wir hungern. Eine evolutionäre Eigenschaft, die sich in unseren Genen breitgemacht hat und in jedem von uns wirkt. Man sagt, kein Fingerabdruck des Menschen gleicht sich – ich würde ergänzen, dass auch der Hunger in uns, uns einzigartig macht.

Gehen wir einen Schritt weiter und spüren einmal in uns, was geschieht, wenn wir auf verschiedene Dinge verzichten, sei es auch nur die Nahrungsaufnahme, dann erleben wir zunächst einen kurzen Schockzustand. Das geschieht immer, wenn wir aus gewohnten Bahnen austeigen oder rausgeworfen wurden. Übersteht man diesen Schock und krabbelt nicht gleich auf gewohnte Pfade zurück, dann folgt darauf Schmerz – für mache kaum spürbar aber doch und für andere bis ins Unerträgliche. Hier trennen sich die Charaktere in allen Richtungen und Formen.

Übersteht man diesen Schmerz des Verzichtes, der nicht lange währt, uns aber dennoch zusetzt, dann durchschreiten wir eine emotionale Tür und treten in einen Zustand ein, der uns zunächst sehr chaotisch erscheint. Jeder der gefastet hat, kennt diese drei Tage des Verzichtes und was danach folgt. Für manche eine pure Quälerei für andere nicht minder, aber sie halten durch und verzichten weiter auf Nahrungsaufnahme jeglicher Art. Damit sind wir unseren Hunger noch nicht los. Was darauf folgen muss, ist nicht nur ein leerer Magen, sondern es ist der Darm – der den Hunger erzeugt. Wir müssen ihn ebenfalls leer bekommen. Wie – darüber redet Ihr besser mit entsprechenden Fachleuten, die wissen wie.

Wenn wir es geschafft haben auch den Darm zu entleeren, am besten bis zum dritten Tag des Nahrungsverzichts, sonst quält man sich unnütz weiter, womöglich bricht man auch ab, dann treten wir in einem Zustand ein – wo jeglicher Hunger verschwindet. Wir erkennen zum ersten Mal, dass nicht ein leerer Magen den Hunger erzeugt, sondern unser Darm. Würde man in diesem Zustand auch nur eine einzige Erbse essen, dann würde der Darm sofort mit enormem Hunger reagieren.

Ab diesem Zeitpunkt haben wir die Ketten durchbrochen, die uns an gewohnte Bahnen festgemacht haben. Und nicht nur der Hunger verschwindet, sondern, wenn man genau hinsieht und reinspürt – verändert sich auch der Raum und die Zeit um uns. Es folgt ein Kraftgewinn. Aber dazu, was alles dabei geschieht und welche Möglichkeiten uns dadurch eröffnet werden – ein anderes Mal.

Jeder von uns, der hungert – verlangt nach Nahrung. Und wenn wir diese nicht bekommen, ganz gleich welche, dann sind wir in der Lage alles möglich anzustellen – bis hin zu Weltkriegen. So betrachtet hungert auch die Welt und wir als Menschen in der heutigen Zeit und Gesellschaft haben es verlernt – den Augenblick des Verzichtes zu würdigen. Sehen es eher als Schwäche und Armut an, dabei ist der bewusste Verzicht die größte Fähigkeit des Menschen – die uns über unsere inneren Grenzen erhebt, uns zu Veränderung und Wachstum verhilft – und letztendlich – mit allem, was uns umgibt - verbindet. Durch Verzicht werden wir eins mit dieser Welt…

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