Nun ist also auch Nicole Hosp zurück getreten, Andrea Fischbacher könnte folgen. Das Schöne für Hosp ist, dass sie aus freien Stücken zurücktritt. Das ist ja nicht immer der Fall.
Auch bei mir war es mit 24 Jahren so. Ich bin zurückgetreten – ohne Verletzung, ohne in der Öffentlichkeit als solche wahrgenommenen peinlichen Platzierungen. Denn zurückzutreten ist wirklich nicht einfach. Es ist auch keine Entscheidung, die man von heute auf morgen trifft. Man denkt viel drüber nach. Ich bewundere die Athleten auch immer, die aufhören und es dabei belassen. Denn für gar nicht so wenig kommt dann irgendwann der Rücktritt vom Rücktritt.
„Es reicht jetzt“, zu sagen ist eben nicht einfach. Aber es gibt viele Punkte, an die man denken muss. Einige mehr noch, wenn du eine Frau bist. Sport macht man in der Regel in jungen Jahren. Also stellt man sich die Frage, ob man jung genug ist, um noch etwas anderes zu machen, man denkt über die Gründung einer Familie nach. Wenn eine Profisportlerin Kinder will, steht sie ja von Natur aus vor anderen Herausforderungen als die Männer, die ja – rein aufs Körperliche bezogen – recht wenig mit dem Kinderkriegen zu tun haben. Ein Mann kann in der Regel trotz Familiengründung weiter sporteln.
Schenk uns bitte ein Like auf Facebook! #meinungsfreiheit #pressefreiheit
Danke!
Man denkt auch darüber nach, was man erreichen wollte und setzt das in Relation zum tatsächlich erreichten. Ich hatte da so eine Art Liste für mich selbst, hatte mir überlegt, was ich erreicht habe. Ob man dann nicht doch mehr will oder ob einer das Erreichte reicht. Fraglich ist ja auch, was man zu dem Zeitpunkt des Überlegens über den Rücktritt seinem Körper überhaupt noch zutraut – und auch dem Kopf! Wie fähig bin ich insgesamt, das Level abzuliefern, das ich zu meiner besten Zeit hatte. Irgendwann geht halt nicht mehr mehr.
Und dann ändert sich auch ab und an das Umfeld, weil es ja ein Unterschied ist, ob ich von lauter SportlerInnen umgeben bin. Dass das nicht immer so leicht ist, habe ich ja hierund hiererzählt.
Dann muss man sich überlegen, wovon man in Zukunft leben will. Denn ausgesorgt haben freilich nur die Allerbesten der Allerbesten – und das auch nur in gewissen Sportarten. Die Kernfrage ist: Wie sieht mein Leben in Zukunft aus? Sport ist ja schön und gut – aber bei Weitem nicht das Einzige im Leben. Irgendwann beginnt das „normale“ Leben.
Letztlich stellt sich auch die Frage, ob der Rücktritt aus der Sportöffentlichkeit auch mit dem eigenen Ego vereinbar ist. Zuerst bist du ständig in den Medien, man erkennt dich; dann hört das meistens recht schnell auf. Ich war durchaus im Rampenlicht, aber ich gestehe hier jetzt schon auch, dass ich auch mit sportlichem Erfolg ohne medialer Präsenz gut leben hätte können. Das muss jede SportlerIn für sich selbst entscheiden.
Im Idealfall schafft man das eben zu einem Zeitpunkt, an dem man sich selbst dafür entscheidet und nicht diese oder jene Verletzung bestimmt, das es nicht mehr geht. Wer das wie Nicole Hosp schafft, hat sehr viel Respekt verdient.