Meine Odisha-Reise: Bei Lord Jagannath zu Besuch

Als Krishna-Anhängerin schwärmte schon meine Großmutter von Lord Jagannath, dem Herrn des Universums. Aber meine ‘moderne’ Erziehung stellte sicher, dass ich den Herrn über 40 Jahre warten ließ, bis ich mich entschloss, ihm einen Besuch zu erstatten. Hat es sich gelohnt? Auf jeden Fall! Herr Jagannath nahm mich äußerst nett in Empfang und schickte als Begleiter die strahlende Sonne auf meine Reise durch sein Reich mit.

Ein Reich voller Hingabe und Gnade! Denn jeden Tag bedanken sich Tausende von Gläubigen liebevoll im Tempel von Lord Jagannath für seine Gnade. Seit Jahrhunderten gilt Er zusammen mit seinen Geschwistern als Beschützer und Retter der gefallenen Seelen. In sechs Mahlzeiten opfern Hindus dem Herrn 56 verschiedene Speisen, die in den Tempelküchen jeden Tag frisch zubereitet werden, 100% vegetarisch, mit Hilfe von 500 Köchen und 300 Helfern. (Nur beiseite: Könnte man nicht eine kleine Stadt mit ein paar Tausend Bewohnern mit so viel Essen ernähren?) Pilger aus der ganzen Welt kommen nach Odisha, um diese Nahrung als seine Gnade zu sich zu nehmen. Unzählige Töpfe voll mit Puris, Dal, Reis, Milch, Joghurt, Obst, Gemüse und anderen unbeschreibbaren Speisen stehen in den Geschäften in Anand Bazar zum Verkauf da. Aber nur Hindus dürfen sich dieses ‘Mahaprasada’ erwerben, denn für Nicht-Hindus ist Herr Jagannath nicht zuständig, sie dürfen seinen Tempel nicht betreten.

Zum Glück macht die Sonne diesen Unterschied zwischen Gläubigen nicht, sodass sich jeder am Sonnentempel von Konark freuen kann. Die grandiose Anlage und die feine Bildhauerei ist in der Tat beeindruckend, obwohl heute nur die Audienz-Halle übrig geblieben ist. Der eigentliche Tempelturm ist vor ca. 150 Jahren eingestürzt, aber Konark gehört unbedingt zu jeder Odisha Reise. Besonders berühmt geworden sind die 24 fein geschnitzten Räder des Sonnentempels, da die Architektur einem Streitwagen nachempfunden wurde.

Wie der Tempelturm von Konark ursprünglich aussah, kann ich nicht genau wissen, aber wer sich den in etwa vorstellen will, soll unbedingt zum Lingaraja Tempel in Bhubaneswar. Obwohl auch hier Nicht-Hindus nicht reingehen dürfen, ist die Anlage selbst von außen unglaublich beeindruckend.

Auch eines Besuchs Wert ist der riesige Chilika See, der fast wie das Meer aussieht, uferlos und ruhig, die Heimat von unzähligen Vogelarten und Delfinen. Auf einer Bootsfahrt kommt man auch den Fischern nahe, die gerne ihren Fang des Tages an einen verkaufen, auch wenn man nur mit Gestik und Mimik mit ihnen kommunizieren kann.

Wer weg von Tempeln und Trubel in aller Ruhe die Seele baumeln lassen will, dem empfehle ich den sonnigen Sandstrand von Gopalpur on Sea. Frischer Fisch und Entspannung pur lautet in Gopalpur die Devise.

Zurück in Puri hatte ich noch etwas Zeit, um Sonne, Strand und Meer zu genießen, sowie landestypische Souvenirs auf dem bunten Markt zu kaufen - niedliche Abbildungen von Lord Jagannath, Schlüsselanhänger aus Muscheln, hand-gewobene Stoffe und farbenfrohe Saris, Messing-Utensilien und die größten ‘Guaven’ der Welt! Alles kann niemand nach Hause zurückbringen, aber es ist schon schwierig, einem wunderschönen, roten Sari zu widerstehen, oder? Und vielleicht doch noch eine Abbildung von Lord Jagannath, denn wer weiss, wann ich ihn wieder besuchen komme. Vielleicht wenn er auch Nicht-Hindus in seinen Schutz nimmt!

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Fischer Horst

Fischer Horst bewertete diesen Eintrag 14.11.2018 21:51:39

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