Langsam aber sicher wirds winterlich, als ich heute in kurzen Hosen durch den Ort fuhr, nachdem ich meine Freundin von der Arbeit heimbrachte, sah ich die ersten Krampusse herum laufen. Kinder, einerseits in dickem Fell eingepackt und maskiert, andererseits angstschweißgebadet und weglaufend. Unter den Kindern die wegliefen waren einige Flüchtingskinder aus dem Ort, die seit einigen Monaten bei uns untergebracht wurden. Es war irgendwie ein komisches Gefühl, gleichzeitig schneebedeckte Berge, Krampusse und Flüchtlingskinder zugleich zu sehen. Ich finde es schön, dass sie sich so gut eingelebt haben, ich freue mich für sie, dass sie total neue, unbekannte Erfahrungen machen können. Sie sehen vieles bei uns, was sie nicht kannten, sie können staunen, nachfragen, nachforschen. Diese Jahreszeit bietet sich auch gut dafür an. Ich wünschte mir, ich könnte die Welt mit ähnlichen Augen sehen. Nicht falsch verstehen!!!!!!

Mir geht es darum, dass für uns schon so vieles selbstverständlich geworden ist, dass wir uns dessen was wir erfahren nicht bewusst sind. Das Leben ist so eintönig geworden. Als ich durch den Ort fuhr sah ich zunächst die Krampusse und dachte mir nicht all zu großes dabei. Dann aber sah ich die Augen dieser Kinder, die trotz all dem Leid was sie sehen und miterleben mussten, trotzdem so strahlten.

Unsere Herzen sind hart geworden, unsere Augen sind erblindet, und unsere Fantasie ist ergraut.  Wir betrachten alles um uns mit so einer naiven Selbstverständlichkeit und werten es sogar ab. Wieso erfreuen wir uns nicht über jeden Augenblick, jeden Atemzug und jeden einzelnen Herzschlag denn wir erleben dürfen. Das Leben selbst ist kein Weg mehr der vielleicht zu einem Ziel führen soll, das Leben ist kein Abenteuer mehr, dass man bestreitet, das Leben hat keine Tiefen und keine Höhen mehr. Wir haben uns seelisch der Melancholie des trostlosen Alltages unterworfen.

Immer wenn ich Menschen in einer Menge sehe, habe ich stets gemischte Gefühle. Ich habe mich sehr lange mit der Endlichkeit des Lebens auseinander gesetzt und mache das auch immer noch. Ich wurde traurig, weil ich irgendwann überzeugt war, dass das Leben im Prinzip ein total sinnloses Unterfangen ist.

Ich beneide Menschen die an Gott glauben können.

Ich glaube das Leben lebt sich wesenltich einfacher, wenn man die eigene Existenz beziehungsweise Essenz potenziert mit der Unendlichkeit des Jenseits. Ich bin wohl keiner dieser Menschen. Zumindest zurzeit nicht, um nicht total abzuschweifen....

Die Gedanken über die Endlichkeit jeglichen Lebens, besonders dem eigenen Ableben hat mich viel Energie gekostet und sehr triste gemacht. Ich hatte keine Lust mehr irgendetwas zu unternehmen, da ich total perspektivlos war. Nichts machte mehr spaß, nicht einmal das Musizieren oder das Trinken. Ich habe vergessen zu schmecken, zu riechen, zu hören, zu sehen, zu berühren. Jede Sekunde war nichts Wert, da sie gleich in der nächsten Sekunde schon wieder vorbei ist und sich kein Mensch mehr an sie erinnern wird.

Mir fällt zunehmend immer mehr auf, wie blind wir eigenlich durchs Leben laufen. Es ist total schade, dass wir die Dinge die wir sehen, oder irgendwie anders erfahren nicht so sehr schätzen, wie sie es wohl verdient hätten. Alles mit dem wir in jeglicher Art in Kontakt stehen macht definiert uns als Mensch und unsere Umwelt.

Also wieso nicht jeden Augenblick mit den neugierigen Augen eines Flüchtlingskindes sehen, der vom schierchen Krampuss wegläuft.

So gesehen sind wir schon längst tot. Fangen wir an zu leben.

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dohle

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Silvia Jelincic

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fischundfleisch

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