Vor ein paar Tagen gab es einen Bericht im ORF über die Überschussproduktionen bei Lebensmitteln: Am Schauplatz - Zuviel des Guten
Für mich gibt es in der Gesellschaft einige Obszönitäten im Hinblick auf den Umgang mit der Armut in diesem Land. Dies steht an einer der vordersten Stellen dabei.
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Aber alle laufen für mich unter der gleichen Flagge:
Die Wirtschaft wird höher gereiht als die Menschen.
Daraus resultiert Neid, der Parolen der Hetze schafft.
Als ich in meinem Beitrag gefragt hatte "Wäre die Hälfte wirklich zu wenig", wäre ich beinahe gesteinigt worden, weil ich darin aufzeigte, dass wir in einer Überflussgesellschaft leben.
Dass nicht alle von uns davon partizipieren, steht natürlich auf einem anderen Blatt.
Aber es bleibt eine Tatsache, dass wir so viel haben, dass wir die Hälfte davon wegschmeißen. Nicht könnten, sondern es tatsächlich tun.
Erstens werden wir durch die bald beinahe einzige mögliche Variante des Einkaufs in Selbstbedienungsläden dazu gezwungen, immer viel größere Stückzahlen zu kaufen, als wir benötigen. Alles muss geblistert werden und für einzelne Stücke lohnt sich das nicht. Die Doppel- und Dreifachverpackungen an sich erhöhen den Müllberg ihrerseits ebenfalls um einen nicht zu verniedlichenden Anteil.
Doch das Schlimmste ist mit Sicherheit die Überproduktion bei den Lebensmitteln.
So viele Menschen können sich nicht das Nötigste leisten, und dann werden Tonnen von Lebensmitteln vernichtet. Da rede ich nicht einmal noch von denen, die wir wegwerfen, weil wir zu viel eingekauft oder zu viel gekocht haben, oder weil es uns einfach nicht so schmeckt, wie wir es erwarteten.
Nein, es geht um die Lebensmittel, die bei der Produktion bereits als Ausschuss berücksichtigt werden. Aber nicht, weil es einen natürlichen Ausschuss gibt, sondern Erdäpfel, die nicht groß genug sind, Gurken, die nicht gerade genug sind, Karotten, die von der Erntemaschine nicht erfasst werden, Brot, das nach einem halben Tag nicht mehr frisch ist, Fleischstücke, die einfach nicht verwendet werden, usw.
Aber produziert muss viel werden. Die Wirtschaft muss florieren und die Verpackungs- und auch Abfallwirtschaft will schließlich auch leben.
Doch die Billigproduktion ist in allen Stufen einfach lediglich wirtschaftsfreundlich und absolut menschenfeindlich. Sei es von den Arbeitsplätzen angefangen, bis zu den gesundheitsschädigenden Maßnahmen, um diese Form der Produktion überhaupt durchführen zu können.
Da die Leute diese riesigen Mengen gar nicht essen können, muss alles so verpackt werden, dass der Überschuss einerseits von den Käufern entsorgt werden muss, aber andererseits – noch krasser – wird überhaupt gleich von Anbeginn aussortiert und weggeworfen. Was aber selbstverständlich im Preis berücksichtigt werden muss.
Dass Bauern da nicht mitkönnen, ist schon mal logisch. Dass in Produktionsbetrieben nur austauschbare Billigkräfte herangezogen werden, wohl auch.
Das Argument des Preisdumpings für Qualitätserzeugnisse, dass sich auch der Normalverbraucher alles leisten können muss, hinkt natürlich gewaltig. Denn haltbar gemachte Lebensmittel sollte sich keiner leisten müssen. Und auch nicht Erdbeeren im Winter. Aber eine krumme Karotte hat noch niemandem geschadet.
Menschen werden quasi wie Bettler auf die Felder "geschickt" und alles, was nicht in den Handel kommen darf, ist auf einmal immer noch gut genug für sie. Andere wühlen im Abfall und können sich gut davon ernähren.
Doch in den Supermärkten können sich Viele frische Lebensmittel nicht leisten, weil natürlich auch die Überproduktion bezahlt werden muss. Deshalb ist die Ware für diese erst nach ablaufbedingter Verbilligung erschwinglich, was aber bereits in den Preisen berücksichtgt wurde.
Und dann kommen unsere Politiker daher und kürzen Mindestsicherungen, weil wir sie uns angeblich nicht leisten können.
Aber dieses Abfallaufkommen, das können wir uns leisten!
Unappetitlich nenne ich dieses Verhalten. In äußerstem Maße unappetitlich.
Auf der einen Seite müssen Menschen hungern oder können sich nicht mit frischen, gesunden Lebensmitteln ernähren, weil durch diese Form des Überflusses nur eine bestimmte Klientel bedient wird, nämlich die, für die es keineswegs nötig wäre, Billiglebensmittel zu kaufen. Doch diese, die nicht auf den Euro schauen müssen, und sich deshalb auch gerne in die Wegwerfgesellschaft eingliedern, sichern den Produzenten ihren Profit und da kann es ihnen egal sein, ob sie die Hälfte davon auch wieder wegwerfen. Auch ob sie Arbeitsplätze vernichten, vornehmlich die der Kleingewerbetreibenden und Qualitätsproduzenten, was nicht nur zum Verlust von allgemeiner Lebensqualität, sondern wiederum in die persönliche Armutsschleife führt.
Und andererseits wird ein Unmaß an Lebensmitteln vernichtet.
Ich frage mich, wie müssen sich die Bürger dieses Landes fühlen, die sich das Nötigste nicht leisten können, wenn sie diese Bilder sehen, wo täglich Tonnen von Lebensmitteln einfach vernichtet werden. Sei es jetzt, bevor sie überhaupt in den Handel gelangen, oder jene die am Ende des Tages im Müll landen.
Anstatt in die Lobbies der Werbewirtschaft, Verpackungsindustrie und Abfallbeseitigung zu investieren, wäre das Geld weitaus besser angelegt, es in sozialförderliche Maßnahmen, die ja ebenfalls Wirtschaftszweige öffnen, oder Bildung zu investieren. Da könnte man viele hochwertige Arbeitsplätze damit schaffen und alle in diesem Land hätten genügend Arbeit und auch genug zu essen und auch noch etliche, die dazukämen.
Aber die Politik unserer Tage zielt auf ganz anderes ab. Die sozialdemokratischen Bemühungen vergangener Regierungen werden mit Füßen getreten und mit ihnen eine Großzahl unserer Bürger. Die Schere zwischen Arm und Reich wird geschärft.
Alles, wofür unsere Großeltern und Eltern gekämpft hatten, wird ausgehebelt und in Propaganda versenkt.
Und neben Bergen von Lebensmittelmüll verhungern die Menschen. Nicht irgendwo in der Dritten Welt. Nein, hier bei uns.
Wenn das nicht obszön ist, dann weiß ich nicht, was dann.