Und nun ist er da, der neue Kanzler.

Bereits in den letzten Tagen wurde ich durch die Gerüchteküche dazu angeregt, mir meine Gedanken ein wenig zurechtzurücken.

Seit langer Zeit bin ich mit dem Kurs der Sozialdemokraten absolut unzufrieden und sah ihr Abdriften von jener Partei, die den Arbeitnehmer vertreten sollte, in eine "Möchtegern die für unsere Lobby lukrativere Wirtschaftspartei" sein, mit großer Besorgnis. Und diese hat sich ja nun leider auch auf tragische Weise bestätigt.

Deshalb wusste ich zuerst nicht genau. ob es mir gefallen könnte, dass nun ein auch mir als exzellent erscheinender Manager das Ruder übernehmen sollte. Würde dies nicht eher ein weiteres Abdriften mit sich ziehen?

Doch dann wurde ich von einem persönlichen Moment von meinem Zweifel- nein, nicht erlöst - aber immerhin zum Umdenken angeregt.

Es handelt sich um eine mögliche Einbeziehung in die neue Regierung von Jörg Leichtfried.

Von jenem bin ich seit Oktober 2015 ein Fan.

Dieser hat es damals geschafft, dass ich mir seine komplette Rede als Video anschaute, weil ich einfach nicht aufhören konnte, ihm zuzuhören. Weil es mich dermaßen faszinierte, dass es sehr wohl noch Sozialisten gab, die inhaltlich etwas zu sagen hatten, in Worten, die sich tatsächlich direkt an ihre Wähler richteten. Die erkannten, dass in der Abgehobenheit der Politiker und ihrer Bürgerferne das Hauptproblem für die Verunsicherung der Bevölkerung lag. Das dort deshalb auch der Knackpunkt dafür zu suchen war, weshalb so viele nach rechts abrückten.

Denn auch ich dachte schon lange, dass die Politiker nicht nur versagten, sondern eines der größten Probleme darin, dass sie die Information ihrer Wähler den Medien überlassen. Und diese schreiben was sie wollen und jeder kann sich aussuchen, was ihm am besten gefällt.

In der Partei hätte meiner Meinung nach schon längst ganz anders gearbeitet werden, die Funktionäre schon längst wieder an die Basis zurück müssen, um ihren Wählern zu „erklären“, worum es wirklich geht. Sie nicht einfach ihrem Nichtwissensstand ausgeliefert lassen und sie dafür noch als blöd beschimpfen. Denn dann schließen die sich einfach den flotten Sprüchen an ...

Ich sehe es so, dass viele Leute tatsächlich damit beschäftigt sind, ihre Familien über die Runden zu bringen. Und dass diese Menschen oft weder Zeit noch Laune haben, sich mit dem Auseinanderklauben von Meldungen zu beschäftigen, erscheint mir logisch.

Auf diese Bürger gehört schon längst zugegangen. Und es wäre doch die eigentliche Aufgabe der Sozialdemokraten, sich nicht vom sogenannten Proletariat abzuwenden. Ihre eigenen Wähler ins Aus zu manövrieren. Wie auch ich, verstehen die nicht, warum sie sich von ihnen abwenden und den Fremden zu.

Die muss man aufklären, ihnen auf diese Art signalisieren, dass man sie und ihre Ängste ernst nimmt. So etwas Wichtiges kann man doch nicht den Medien überlassen, die nur ihre eigenen Scharmützel reiten.

In meinen Augen gab es nur eine Rettung: Die Sozialdemokraten müssten sich endlich darauf besinnen: Das ist unsere Basis!

Auch wenn sie sich heute so viel lieber zu den Höhergestochenen zählen möchten. Das ist das Verhängnis. Deshalb haben sie keinerlei Zugang mehr zu den Bedürfnissen so vieler Leute.

Die Verantwortungslosigkeit, in die der Wähler sich gerne flüchtet, darf doch die Verantwortung der Parteien nicht aushebeln. Die können doch nicht einfach sagen: wer uns nicht wählt, ist blöd oder asozial. Oder sich damit begnügen, das kleinere Übel zu sein.

Und ich wünschte mir, dass Politiker wie Leichtfried in dieser Partei viel mehr zu sagen hätten.

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Und plötzlich kommt der Manager und ich dachte: Aha, wenn der mit solchen Leuten zusammenarbeiten möchte - und es tauchen immer mehr auf, von denen man weiß, dass sie dem in den letzten Jahren eingeschlagenen Kurs kritisch bis lästig gegenüberstanden -, dann könnte da nun doch sehr wohl ein Umschwung möglich sein.

Dass es eine große Veränderung sein müsste, war klar. Mit ein bissl da und ein bissl dort, würde das Ruder nicht herumzureißen sein. Und da gehört schon eine feste Hand dafür her. Und die hat er schon gezeigt.

Wenn ich die Partei nun also als Unternehmen ansehe, dann ist es für einen Erfolg doch wohl das Wichtigste, dass eine klare Linie ausgegeben wird, und dann jeder Einzelne an seinem Platz nicht nur seine Energie, sondern auch seine spezielle Fähigkeit dafür verwendet, damit die Firma am Ende des Jahres positiv bilanzieren kann.

Ein guter Manager ist da von sehr großem Vorteil. Sicher ein wesentlich besserer Chef als ein unsicheres ideologisches Weichei oder ein Faserschmeichler.

Wenn dieser neue Kanzler nun die Wiederorientierung der Partei auf ihre angestammten Zielsetzungen und Vertretung ihrer Wählerschaft als nötig erachtet und diese umzusetzen denkt, dann ist er der beste Mann, um dies auch zu können. Auch als Beinahe-Quereinsteiger und Wirtschaftsexperte. Weil er sein "Unternehmen" mit den besten Köpfen bestücken wird, die diesen Erfolg auch zustande bringen können. Er nicht den Hausmeister als Vorstandsdirektor einsetzen wird, weil er eine rote Krawatte besitzt.

Würde er sich als Verteter der Wirtschaftsanliegen und Kompromisskuschler etablieren wollen, wären andere Leute für sein Team im Gespräch.

Eines erscheint mir klar: Weichei ist dieser Mann keines und er scheint mir absolut befähigt, sich gegen Haxlbeißer durchzusetzen, und vor allem, sich einzusetzen für die Aufgabe, für die er sich entschieden hat.

Die Zukunft wird es zeigen. Wie ich immer schreibe: wir werden sie mittragen müssen, ob wir wollen oder nicht.

Doch für mich hat sie nun doch endlich wieder einen roten Schimmer am Horizont bekommen.

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Gerhard Novak

Gerhard Novak bewertete diesen Eintrag 13.05.2016 18:48:59

robby

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