Nicht, dass ich es nicht schon lange wusste. Aber besonders in den letzten Tagen – nach Veröffentlichung meines Blogs "Nicht von den Bösen ..." von fuf auf Facebook, wurde mir höchst bedauerlich eindrucksvoll bestätigt, dass es in sozialen Medien unmöglich ist, zu diskutieren.
Dort wird einfach auf Andere eingeprügelt. Nicht nur auf Andersdenkende – was an sich ja eh schlimm genug wäre. Oft habe ich sogar schon erkennen müssen, dass Leute mit mir einer Meinung sind, dies aber gar nicht erkennen und deshalb ebenfalls auf mich einprügeln.
Aber auch in intimeren Foren wird es immer schwieriger, konstruktiv zu diskutieren.
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Meiner Meinung nach liegt das daran, dass die Leser nicht mehr lesen, um ihren Horizont zu erweitern, sondern um ihre vorgefasst wahrgenommenen Gefahren bestätigt zu sehen und sich einen Schulterschluss zu Gleichgesinnten zu suchen.
Besonders faszinierend daran ist für mich jedoch, erkennen zu müssen, dass so Viele gar nicht mehr lesen, WAS ein Autor schreibt, sonder sich zwei/drei Triggerpunkte heraussuchen und lediglich auf diese reagieren.
Weiters ist es für mich interessant, wie Leser grundsätzlich an Texte heranzugehen scheinen.
Ich persönlich lese etwas, um meinen Horizont zu erweitern. Mich interessieren Meinungen, mich interessieren Denkansätze, egal in welche Richtung sie gehen. Ich folge ihnen gerne, um meine Denkansätze hinterfragen zu können.
Selbstverständlich gehört dazu, dass ich sie nicht einfach übernehme. Aber genauso gehört dazu, dass ich auf meinen nicht starr kleben bleiben will. Ich versuche, die Intention des Autors zu entdecken, um mich darauf einlassen zu können, um eine neue Perspektive zu erarbeiten. Sie nicht gleich mit meiner einfach abzuwürgen. Denn dann bräuchte ich ja nichts von Anderen lesen ...
Diese Triggerpunkte dann noch dazu sofort persönlich zu nehmen, ist ein weiteres Phänomen für mich. Das aber wahrscheinlich aus der vorigen Konstellation heraus eine logische Folge zu sein scheint.
Z. B. finde ich immer aussagekräftig, wenn jemand auf die Idee kommt, wenn er wo das Wort "dumm" liest, es auf sich zu beziehen. Oder das Wort "Nazi'".
Sind es nicht einfach Worte? Begriffe, die für etwas stehen, das erst aus dem Verhalten Einzelner Beduetung bekommen? Stellt man sein Verhalten dann nicht selber in den Zusammenhang zu diesen Worten?
Der Autor an sich tut es doch nicht. Also zumindest ich als Autor tue es nicht. Es wird wohl auch welche geben, die das möchten. Aber gelingen tut es ihnen dennoch nur dort, wo der Leser das bereitwillig auf sich bezieht.
Wenn ich mich nicht angsprochen fühle, dann brauche ich mich doch nicht dagegen zu wehren. Dass es Pauchalbeurteilungen sind, ja, darüber haben wir hier ja schon oft diskutiert, was davon zu halten ist.
Als Autorin höre ich natürlich sehr oft den Satz: "Du bist doch selber jemand, der Anderen seine Meinung aufs Auge drücken will."
Ich möchte es gleich vorweg nehmen: Das ist eindeutig eine Projektion.
Ich schreibe nicht deshalb. Ich schreibe, weil ich meine Gedanken gerne vor mir sehe, weil sie sich dann nicht wie Gummibänder in die eine oder andere Richtung ziehen lassen. Und es mir in meinem Leben schon sehr viel geholfen hat, von der Subjektivität in diese Art der Objektivität zu wechseln, weil man Gedanken durch Schreiben eben zu Objekten machen kann. Es mir sogar dabei behilflich war, eine schwere Zeitgeist-Krankheit ohne Medikamente zu bewältigen.
Aber gut. Das wäre natürlich mein Privatvergnügen.
Denn selbstverständlich geht es nicht ums Schreiben. Sondern um die Veröffentlichung meines Geschreibsels.
Doch auch hier muss ich Viele enttäuschen. Ich veröffentliche auch nicht, weil ich glaube, dass ich als Einzige der Welt das Licht bringen kann und dafür Verbündete suche. Auch wenn mich das natürlich freuen würde.
Ich veröffentliche - für MICH!
Nämlich, um Reaktionen zu bekommen, um neue Argumente zu bekommen, um durch Diskussion meinen Horizont erweitern zu können, um für meine aufgestellten Thesen und persönliche Wahrheit Pespektiven Anderer zu erhalten, die mich zur Hinterfragung meiner Erkenntnisse anregen. Auch konstruktive Kritik wird von mir immer erwünscht.
Das alles kann ich ohne Veröffentlichung logischerweise nicht erreichen.
Selbstverständlich tut es auch mir immer gut, dadurch Menschen zu erkennen, die gleichlaufende Interessen und Anschauungen haben. Auch mir nimmt es Angst, wenn ich erkennen kann, dass es sehr viele Menschen gibt, die etwas Positives bewirken wollen und nicht durch Festkrallen am Negativen und dessen Hinausquirlen ins Universum das Negative noch verstärken.
Aber mit Sicherheit veröffentliche ich nicht, um Andere einfach unreflektiert auf meine Seite zu ziehen. Niemals um abzuwehren, sondern immer, um Erweiterung zu erfahren.
Deshalb schmerzt mich die Entwicklung der Diskussionskultur weg von der kultivierten Diskussion zur Angriffsdiskussion sehr.
Da ich dazwischen aber auch meine Bedürfnisse stillen kann und doch immer wieder tolle Perspektiven bekomme, lass ich mich davon nicht entmutigen.
Wie schon einmal wo geschrieben, mein persönliches Aschenbrödel-Prinzip lautet:
Die Guten ins K(r)öpfchen, die Schlechten ins Töpfchen
... und dann einfach das Töpfchen mit zugehaltener Nase ins Plumsklo entleeren.
Und wer sich davon jetzt von mir ausgegrenzt "fühlt", der ist wirklich selber dafür verantwortlich ;)