Am letzten Tag des ersten von zwei jährlichen Erntedurchgängen ließ sich Kräuterbauer Hannes Bergsmann über die Schulter gucken.
Mit der selbstgebauten Traktor-Drescher-Ladewagen-Kombi geht es heute, an einem von 35 effektiven Erntetagen im Jahr, vom Bauernhof zu einem der Pfefferminzfelder. Bergsmann kann 15 Hektar Kräuterfelder vorweisen (Nana-, Pfeffer- und Apfelminze, Brennnessel, Drachenkopfmelisse und Grünhafer; die wildwachsenden Himbeerblätter werden händisch geerntet). Blühwiesen und Zwischenfruchtfelder erstrecken sich auf drei bis vier Hektar.
Während der Ernte gestalten sich aufgrund der Lautstärke Gespräche etwas schwierig. Der Kräuterbauer ist wohl dagegen schon immun, aber mir steigt Menthol in die Nase – riecht wie Kaugummi. Bergsmann schafft immerhin 0,8 Hektar an einem Erntetag, der frühmorgens beginnt und mitunter bis Mitternacht dauert. Eine Fuhr ergibt dabei etwa 200 Kilogramm getrocknete Ware, das wären um die 15.000 Häferl Tee. Das Zeitfenster von Erntebeginn bis zur Trocknung darf, wie im letzten Kräuterboten schon gesagt, zwei Stunden nicht überschreiten. Deshalb geht es schnurstracks zurück zum Bauernhof. Die Pflanzen werden geschnitten, durch ein Gebläse werden die Blätter zur Weiterverarbeitung weggeblasen. Die Stängel (Anteil: fünf Prozent) fallen runter und landen später mit Wiesenschnitt und Zwischenfrüchten auf dem Kompost. Ein bisschen Humus dazu und fertig ist der Kräuterdünger. Die Blätter landen auf der obersten von fünf Trockenebenen in einer ungefähr zehn Zentimeter dicken Schicht. Hier darf ich mal Hand anlegen und ein wenig verteilen. Obwohl es unheimlich gut riecht, bringt die geschnittene Pfefferminze bei 43 Grad meine Augen zum Tränen. Bergsmann überwacht auf einem Monitor Trocknungstemperatur, Feuchtigkeitsgehalt und wann die Kräuterschichten auf die nächste Ebene gekippt werden. Bis sie alle Ebenen durchlaufen haben sind zwölf bis 18 Stunden vergangen. Im Rohwarenlager warten sie auf die Bestellung der Bergkräutergenossenschaft und auf die Analyse der gezogenen Muster. Näheres zur Rohwarenaufbereitung und zur Anbauplanung gibt es dann im nächsten Hinter-die-Kulissen-Blick zu lesen.
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