Einer der Gründe warum ich nach 30 Jahren Arbeit in Projekten und Initiativen der Zivilgesellschaft in die Politik (Die Grünen St. Pölten) gegangen bin ist, Zivilgesellschaft und Politik zusammen zu bringen.
Auf der einen Seite gibt es die mit Recht (Partei-)Politikverdrossenen.
Auf der anderen Seite gibt es die vielen Menschen aus der Zivilgesellschaft - Bürger und Bürgerinnen – die in den letzten 30 Jahren aufgrund neuer Bedürfnisse, Wünsche und Erfordernisse in den verschiedensten gemeinschaftlichen Projekten viele neue Organisations-, Kommunikations- und Lernmethoden entwickelt haben, die nicht nur dem Zeitgeist entsprechen, sondern die auch in die Politik Eingang finden sollten.
Zivilgesellschaftliche Projekte, Initiativen und Netzwerke sind zu wichtigen Treibern von innovativen Entwicklungen geworden und die involvierten BürgerInnen haben sich durch soziales Lernen, experimentieren und Wissensaufnahme neue Kompetenzen angeeignet.
Auch die BürgerInnen in den einzelnen Projekten mussten lernen. Sie lernten, dass man im wertvollen Chaos Ideen und Visionen haben kann, dass für die Umsetzung – Ideen zur Welt zu bringen – Strukturen notwendig sind. Da die alten hierarchischen (von oben nach unten) Strukturen nicht mehr passten, haben sie vielfältigste, neue, kreisförmige (auf gleicher Augenhöhe) Strukturen und Methoden entwickelt.
Politik kommt nicht mehr bei den Menschen an, wenn es nicht mehr um das Gemeinwohl – um die Bedürfnisse – der Menschen geht, sondern um die so genannten „Sachzwänge“.
Politik kommt auch nicht mehr bei den Menschen an, wenn PolitikerInnen nicht merken, dass ein Paradigmenwechsel stattfindet, dass sich die Werte, Bedürfnisse und Wünsche von Menschen verändert haben. Und vor allem sind viele Menschen der „Autoritätsgläubigkeit“ des 20. Jdhts. entwachsen. Wobei so manche „Landesfürsten“ noch aus den Formen des 19. Jdhts. heraus agieren. Das passt nicht mehr und Menschen wollen das auch nicht mehr.
Grade die sehr engagierten Menschen wollen über ihren Lebensraum und die Entwicklung der Gesellschaft mitgestalten und mitbestimmen. Tun sie das doch – bis jetzt noch nicht wahrgenommen von der politischen Ebene – schon eine ganze Weile!
Und - sie können das genau so gut und schlecht wie PolitikerInnen. Vielleicht sogar ein Stück besser, nicht weil sie besser sind, sondern weil sie eine Fehlerkultur entwickelt haben, in der Fehler als wertvoll erachtet werden und daher einen Lernprozess anregt.
PolitikerInnen müssen aufwachen und aufhören zu glauben, dass "nur sie" fähig sind Politik zu machen. Es ist an der Zeit, gemeinsam Politik zu gestalten - PolitikerInnen und jene Bürger und BürgerInnen aus der Zivilgesellschaft, die bereit dazu sind und sehr viel an Engagement, Erfahrung und Wissen mitbringen.
Der Hunger nach gemeinsinnigen, lebensbejahenden Wirtschaftsformen wächst (Zitat: Heini Staudinger)
Der Hunger nach gemeinsinniger, lebensbejahender Politik wächst auch!