Was das (heutige) Fest „Darstellung des Herrn“ feiert, beschreibt der Abschnitt aus dem Evangelium (Lk 2,22-40): 40 Tage nach der Geburt ihres Kindes beendet Maria die Zeit ihrer Mutterschaft indem sie am Tempel in Jerusalem ein Opfer darbringt. So will es das Gesetz Mose. Man könnte auch sagen: Zum Ende der Mutterschaft wird der kleine Bub sozusagen Gott vorgestellt.
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Und dann kommt es zur unerwarteten Begegnung: Simeon und Hanna sind zwei Menschen, deren Lebensinhalt sich darin erschöpft, auf den Herrn, den Messias zu warten. Deswegen verbringen sie die meiste Zeit am Tempel. Dieses Leben in der Bereitschaft macht es möglich, daß beide das sehen, was allen anderen – selbst den Eltern Jesu – noch unbekannt ist. Aus diesem Grund feiert die Kirche mit dem heutigen Fest auch den Tag des gottgeweihten Lebens. Ein gottgeweihtes Leben, der Ordensstand – das sind nicht Frauen und Männer, die „ein bißchen mehr“ Christ sind als die anderen. Sie sind auch nicht ein Mittelstand zwischen Laien und Priestern. Durch ihre Lebensführung möchten sie auf den Herrn, auf Jesus hinweisen. Jede Ordensfrau, jeder Ordensmann gemäß der Besonderheit seines Ordens. Gottgeweihte Menschen sind sozusagen „Hinweisschilder“, die auf Jesus zeigen: Hier, das ist das Heil für alle Völker, die Herrlichkeit Israels!
Ordensleute sind dazu nicht etwa heiliger als andere Menschen. Sie wollen diese Welt mit der kommenden Welt verbinden. Das Diesseits auf Gott zurückbinden. Oder wie es in überraschend einfachen Worten das Vatikanische Konzil in seiner großen Konstitution Lumen Gentium beschreibt:
„Und es darf keiner meinen, die Ordensleute würden durch ihre Weihe den Menschen fremd oder für die irdische Gesellschaft nutzlos. Denn, wenn sie auch zuweilen ihren Zeitgenossen nicht in unmittelbarer Weise hilfreich sind, haben sie diese doch auf tiefere Weise in der Liebe Christi gegenwärtig und wirken geistlich mit ihnen zusammen, daß der Bau der irdischen Gesellschaft immer in Gott gründe und auf ihn ausgerichtet sei und seine Erbauer nicht vergeblich arbeiten.“ Ein solcher Lebensentwurf ist wohl niemals überholt. (mtz)