Wenn Sexualität in der gesellschaftlichen Debatte vorkommt, dann entweder im Zusammenhang mit Gewalt - sexuelle Übergriffe in Kasernen, Vergewaltigung als Kriegswaffe, Missbrauchsfälle in sozialen Einrichtungen - oder als Druckmacher der Leistungsgesellschaft: "15 Tipps für den ultimativen Orgasmus", "So machst Du jede Frau heiß!"
Die Idee zu meinem Blog "mysexysalad.com" ist entstanden, als ich einen Job an der Uni hatte. Wenn ich über den Campus lief, sah ich die jungen StudentInnen und fragte mich: „Hat es in ihrem Leben wohl jemanden gegeben, der persönlich und offen mit ihnen über Sex gesprochen hat? Der ihnen authentisch und warmherzig vermittelt hat, wie wunderbar Sex ist? Der ihnen erklärt hat, das Sex auf vielen Ebenen stattfindet, dass er das Leben unendlich bereichern kann, und dass es sich wirklich lohnt, sich auch auf diesem Gebiet weiterzubilden?“
Ich traue mich auf fast 100 prozentige Wahrscheinlichkeit zu wetten, dass das niemand getan hat. Ich bin mir fast sicher, dass sie sich alle – wie zuvor ich selbst – jahre- oder sogar jahrzehntelang mit mehr oder weniger befriedigenden Experimenten herumschlagen würden müssen, um ihren eigenen Weg in der Sexualität zu finden. Vielleicht würden sie aber auch schon unterwegs frustriert aufgeben und sich mit dem unteren Mittelmaß begnügen.
Sogar ich, die schon sehr früh begeistert und hartnäckig an dem Thema dran war, habe viele Jahre gebraucht, bis ich mich dem Sex entspannt und genussvoll hingeben konnte, bis ich wichtige Zusammenhänge erkannt und meinen Körper gründlich genug kennengelernt hatte, um intensive Lust bis hin zur Ekstase zu erfahren.
Aller scheinbaren Offenheit zum Trotz ist Sexualität immer noch ein Tabu-Thema. Alle reden über Sex, aber niemand über seinen eigenen. Es gibt in unserer Gesellschaft kaum Vorbilder für ein erfülltes Sexualleben. Erfahrungen werden nicht weitergegeben. Haben Dir Deine Eltern jemals erzählt, was guten Sex ausmacht? In einem erschreckenden Ausmaß sammeln Jugendliche (und sogar schon Kinder) heutzutage ihre ersten Eindrücke zum Thema Sex auf Porno-Seiten im Internet. Als Gegenbewegung braucht es eine neue Kultur der Sinnlichkeit.
Sexualität als Weg
Das Anliegen meines Blogs ist es, in erster Linie jene Menschen anzusprechen, die ahnen, dass Sexualität ein Weg sein kann – ein Weg zu sich selbst, ein Weg zu einer tiefen, innigen Verbindung mit dem Partner und letztlich auch ein spiritueller Weg, der über das eigene begrenzte Ich hinausführt.
Ich möchte Menschen erreichen, denen immer mehr klar wird, dass da mehr sein muss als das, was sich üblicherweise in unseren Betten abspielt, mehr als Geilheit, Routine oder Langeweile. Dass in der Sexualität so viel Potential steckt, das grundsätzlich allen Menschen zur Verfügung steht. Es bringt uns nur niemand bei, es zu nützen!
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Und ich möchte mithelfen, der Sexualität ihre Unschuld wiederzugeben! Die natürliche Freude an der Körperlichkeit, am Spiel miteinander, am Forschen und Entdecken. Es bedrückt mich, zu sehen, wie sehr Sexualität zum Konsumgut geworden ist. Überall präsent, jederzeit verfügbar (zumindest virtuell), ohne Tiefgang und Verantwortung zu konsumieren wie Fast Food. Das führt zwar zu einem kurzen Kick, macht aber auf Dauer nicht satt und schon gar nicht zufrieden.
Der Sexualität ihre Unschuld zurückgeben heißt auch, sie von Spielchen, Dramen, Berechnung, manipulativen Deals und anderen Auswüchsen innerhalb der Partnerschaft zu befreien, und natürlich auch von Gewalt, Selbstsucht und Missbrauch. Dazu braucht es viel Klarheit und Bewusstheit – über das, was da passiert, über die eigenen Anteile daran, über Grenzen und Grenzüberschreitungen – und den Mut, eindeutig „Ja“ und „Nein“ zu sagen.
Es ist mir ein Anliegen, meine Erfahrungen und Erkenntnisse zu teilen und dazu beizutragen, ein positives, lebensfrohes und im wahrsten Sinne des Wortes lust-volles Bild von Sexualität in die Welt zu tragen.
Um möglichst nah am Leben dran zu sein, möchte ich Euch gerne fragen, was Ihr als größte Herausforderung im Zusammenhang mit Sexualität seht. Geht es darum, wie man in einer langjährigen Beziehung das Begehren aufrecht erhält? Ist die Thematik Treue/ Untreue die dringlichste (immerhin ist Eifersucht eines der Hauptmotive für Gewalt)? Mangelt es an aufrichtiger Kommunikation? Oder brauchen wir einfach insgesamt mehr Freude, Leichtigkeit und Sinnlichkeit in unseren Stress- und Frust-beladenen Leben?
Was meinst Du?