Trauerspiel in einem Akt
Ort: ein öffentliches Gebäude in einer kleinen Landgemeinde in dem ein Gruppenraum für eine wöchtentliche Mutter-Kind Runde eingerichtet ist
Zeit: Montagmorgen halb elf
Mitwirkende: Stimme 1, Stimme 2, Stimme 3, Stimme 4, Stimme 5, meine Gedankenstimme die traurigerweise nicht laut wurde
Stimme 1: Habt ihr gehört, es kann sein dass unser Gebäude für Asylbewerber herangezogen wird.
Stimme 2: Was, das wird ja immer Schlimmer, man hört nur noch von Flüchtlingen
Stimme 3: Ja was sollen wir hier in unserem kleinen Ort mit Asylwerbern, das kann ja nicht gut gehen
Stimme 1: Ja, und wisst ihr was, die bekommen C&A Gutscheine, damit Sie sich etwas Neues kaufen können, nicht dass irgendjemand auf die Idee käme dass die was Gebrauchtes anziehen sollen.
Gedankenstimme: Seid ihr bescheuert, das sind Asyslwerber, wahrscheinlich aus Syrien oder Kurden oder was weiß ich wo noch überall Krieg ist - KRIEG, ihr wisst schon, so richtig mit totschießen und so.
Stimme 4: Das ist ja echt die Höhe, die sollen doch arbeiten gehen
Gedankenstimme: Ja klar, du würdest in Als Flüchtling in Russland wahrscheinlich auch gleich nen Job nachgeschmissen bekommen. Mal davon abgesehen, dass Asylwerber nicht arbeiten dürfen.
Stimme 5: Ja, ich find das echt nicht Ordnung was die mit unseren Steuergeldern machen.
Gedankenstimme: Naja, wir sind ja auch grad Empfänger sozusagen, als Karenzmuttis. Ich würd mich da lieber auf die korrupten Politiker, Großkonzerne und Banken einschießen, die sind meines Erachtens die sogenannten Nettoempfänger unseres Steuergeldes. Aber wissen tu ich es auch nicht.
Stimme 1: Als ich damals alleinerziehend war und Notstandshilfe bezog, hab ich keine neuen Klamotten nachgeschmissen bekommen.
Gedankenstimme: Naja, du bist aber auch nicht GEFLÜCHTET von daher wo du herkamst, oder weiß ich da was nicht.
Stimme 2: Fände ich echt blöd, wenn uns die unser schönes Gebäude wegnehmen würden. Die Fremden können ja woanders untergebracht werden.
Stimme 3: Wahnsinn und die werden dann wohl ihre Kinder mit unseren in den Kindergarten geben. Irgendwann wird dann kein Deutsch mehr gesprochen im Kindergarten.
Gedankenstimme: Mann seid ihr Deppert.
Nachtrag: dies ist eine absolut wahre Begebenheit, ich find es extrem peinlich dass ich nicht gekontert habe. Es gibt ein paar persönliche Gründe warum ich mich bei solchen Diskussionen ruhig verhalte.