Neujahrsvorsätze sind ja eigentlich bieder und werden neuerdings als sinnlos abgestempelt. Aus diesem Grund nenne ich das Ding heuer "Projekt". Klingt irgendwie wichtiger und ernstzunehmender. Ist es auch. Ich nehme es sehr ernst. Mein Umfeld glaubt nicht an mich. Das spornt an. Da es für mich logistisch teilweise ein wirklich schwieriges Projekt und ein großer Verzicht ist, beschränke ich die Sache erstmal auf ein halbes Jahr.
Am 20. Dezember bin ich in der Süddeutschen auf einen großen Artikel zum Thema Internetshopping gestoßen. Die Zahlen im Bericht und auch die Geschichten haben mich sehr nachdenklich gemacht. Zur Jahrtausendwende kaufte Deutschland online für eine Milliarde Euro. Heute wird 40 Mal so viel Umsatz gemacht. Im Umkehrschluss fehlt ein Großteil dieses Umsatzes in den Läden. In meinem kleinen Dorf sieht man die Auswirkungen sehr drastisch. Das Ortsbild wird durch leere Schaufenster dominiert.
Prinzipiell ist es wohl einfach der Lauf der Zeit, dass sich das Einkaufsverhalten ändert, aber wenn ich ganz ehrlich zu mir selbst bin, bin ich doch eigentlich bescheuert, all die Dinge die ich brauche, online zu bestellen und liefern zu lassen. Der soziale Aspekt, der einer Mutter die bei den Kindern zu Hause ist, sowieso zu kurz kommt, wird von mir noch zusätzlich untergraben. Dennoch ist es irgendwie so passiert in den letzten fünf Jahren, vor allem wohl durch die Kinder, mit denen es wirklich schwierig ist einkaufen zu gehen. Als ich das erste Mal mit beiden in einem Schuhgeschäft war und der kleine Krabbler die Regale abräumte, während die Große flugs den Ausgang suchte, habe ich innerlich dicht gemacht und vor mir selbst gerechtfertigt, dass es einfach nicht tragbar ist, real einzukaufen. Kleidung, Bücher, Haushaltsgeräte, Spielwaren, Geschenke und einiges mehr, habe ich in den letzten zwei Jahren zu 80 % online gekauft. Und ja, es machte mir Spass. Ein Psychologe im oben erwähnten Artikel erklärt es dass wir uns selbst belohnen, mit Dingen die uns jemand bringt. So ein Art Nikolauseffekt. Kann ich bestätigen. Trotzdem fühlt es sich im Moment für mich nicht mehr richtig an und wird deshalb geändert.
Nun sind wir bei der Beschreibung meines Projektes für das erste Halbjahr 2015 und hoffentlich darüber hinaus: Ich kaufe nur noch in der Realität und direkt. Alles was möglich ist, erwerbe ich käuflich in meinem Ort und was dann noch fehlt in der nächsten Stadt. Es gibt eine kleine Ausnahme. Mein Gemüse wird weiterhin in der Biokiste geliefert und online bestellt. Ich finde es besser, eine regionale Behindertenwerkstatt, die diesen Service anbietet, zu unterstützen als die Filiale einer örtlich angesiedelten Supermarktkette.
Ich bin mir sicher, dass es in den kommenden Monaten viele Versuchungen, logistische Herausforderungen, kleine Anekdoten und Erlebnisse der dritten Art geben wird. All das werde ich hier auf F&F mit Interessierten teilen. Bis bald