Das Z-Wort. Hatte Orban doch Recht?

Faymann gab sich heute in der ZiB2 sichtlich Mühe, ja nicht das Wort "Zaun" zu tabuisieren, wenngleich er es immer in einen negativen Kontext brachte. Seiner Kollegin Mikl-Leitner schien es bedeutsam, das "böse Wort" nicht in den Mund zu nehmen. Dies ist allerdings seltsam, da sie kurz davor sogar von einer "Festung Europa" redete, die es zu errichten gelte. Interessanterweise wurde sie dafür von einem Verteidigungsminister am härtesten kritisiert, der noch dazu der Kanzlerpartei angehört. Faymann aber sprach sich heute in der ZiB2 ebenfalls für eine Grenzsicherung an den EU-Außengrenzen aus. Ob man nun von einer Festung spricht oder diese beschreibt, ist eigentlich egal. Somit war der innerkoalitionäre Zwist einmal mehr lächerlich.

Überhaupt geht dies am Thema vorbei. Mag sein, dass sich die Medien daran erfreuen, da sie mehr Zündstoff hineinbringen und bessere Schlagzeilen, jedoch sollte es bei der Angelegenheit der "Flüchtlingskrise" nicht um Worthülsen oder Auflagen gehen. Mich stört viel mehr, die geschlossene Verlogenheit der Bundesregierung. Orban massiv zu kritisieren, um dann in dieselbe Richtung zu gehen. Seien wir ehrlich: ist diese "besondere bauliche Maßnahme" einmal realisiert, ist eine Adaptierung, ein Ausbau mehr als zu erwarten. Der Grund nämlich, um hier einzuschreiten, wird nicht verschwinden. Für 2016 wird dasselbe Leid prognostiziert. Da kann der Werner noch so viel schwätzen, sei es am Heldenplatz oder beim ORF, "Türl" hin oder her, die Pflöcke sind eingeschlagen. Besser spät und rudimentär als nie.

Es wird sich das herausstellen, was viele Menschen schon seit langem sagen: man wird der fünffache Familienvater Orban noch beglückwünschen und ihm nacheifern, wenn die erste Willkommensduselei vorüber ist und die Restfettn Kopfschmerzen bereitet. Gut, die Füße wird ihm niemand küssen, aber zumindest zähneknirschend seinen Bahnen folgen. Eine andere Möglichkeit besteht nicht. Als Orban unlängst im Vorlauf des - erwartbaren und symptomatischen - Scheiterns des nächsten EU-Gipfels lächelnd erklärte, er sei als Beobachter hier, sein Land sei schließlich nicht mehr auf der Route der Massenwanderung, schaute manch einer neidvoll in Richtung Budapest.

Faymann macht mich weiterhin fassungslos: Abermals beschwört er einen nicht vorhandenen Geist der EU-Länder in Sachen "gemeinsame Lösung". "Wenn die Griechen die EU-Außengrenze kontrollieren". Ja, wenn, wenn, wenn, lieber Kanzler. Dazu sind sie vertraglich verpflichtet, aber heillos überfordert oder nicht willens. Das weiß man aber seit Monaten. Das Einzige, was ihm bisher dazu einfiel, war, immer wieder dieselben Parolen zu schwingen und EU-affinen Pathos zu versprühen. Ich ging davon aus, dass er als Regierungschef (sogar wiedergewählt!) die Möglichkeiten hat, sein eigenes Land zu schützen. Hier hat er die Kompetenz, zumindest potentiell. Stattdessen betont er irgendwelche Werte, die in Wahrheit keine Rolle spielen, während am selben Tag die nächsten 7.000 ins Land strömen. Unkontrolliert, wohin sie wollen, woher sie auch kamen.

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dohle

dohle bewertete diesen Eintrag 14.12.2015 23:17:16

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