Wo bleibt der Faktencheck für den Faktencheck (was für super trendiges Wort, das muss der Zechner eingefallen sein - ich verwende es so oft ich kann!)? - Das kam mir in den Sinn, als ich die ZiB2 vom 25.11. in Teilen nachgesehen habe. Ohne das "Bürgerforum" geschaut zu haben, fand ich den "Faktencheck" des Regierungsfunks interessant. Erstens, dass überhaupt für die eine Sendung extra einer gemacht wurde (was bedeutet, dass zu viel Kritisches in der Sendung geäußert wurde, das man möglichst vom Tisch wischen möchte) und zweitens, wie unkritisch dieser gestaltet war.
Ich vernahm die nach Kehlkopfkrebs schreiende Stimme von der strammrechten Kramar-Schmid und wusste sofort, was mich erwarten würde. Als ein Sprecher des Innenministeriums, ein gewisser Herr Grundböck, das Wort ergriff und seidenweich erklärte, dass sicherheitstechnisch in Sachen Masseneinwanderung alles in Butter ist, wurde ich hellhörig. Die Polizei hätte nur 27 gefälschte syrische Pässe gefunden. Ich fragte mich, ob der gute Mann mich verarschen wollte. Als er dann noch betonte, dass quasi eh nur 2 Prozent der Verbrechen in Österreich auf das Konto von Asylanten gingen, verwandelte sich mein übliches Gelächter bei ORF-Berichten in Kopfschütteln und Unverständnis.
Zum einen: Seit wann kontrolliert denn die Polizei die Personen derart genau? Angenommen man hätte die mehr als eine halbe Million Menschen strikt kontrolliert: Hier nur 27 gefälschte Passe zu finden, ist doch vollkommen unrealistisch! Ach komm, liebes BMI, das könnt ihr der Lügenpresse und den Mainstreamopfern erzählen, aber nicht kritischen Bürgern.Zweitens ist es - wie auch jene Zeitung, die hier nicht zitiert werden darf, in einer eindrucksvollen doppelseitigen Reportage aus der Türkei bestätigt hat - absolutes Tagesgeschäft, syrische Pässe zu fälschen. Dies sagen im Übrigen seit etlichen Wochen Syrer selbst. Sollte das Innenministerium eigentlich wissen. Ich glaube auch, dass sie das tun, schicken genau aus dem Grunde einen August vor, der den nix checkenden Faktencheckern schöne Augen macht und ihnen das sagt, was sie hören wollen. Und das ging auch auf: Als erster bedankte sich Pollak von SOS Mitmensch auf Twitter für den ach so tollen Bericht.
Zweiter Punkt, die Verbrechensstatistik. Grundböck bezieht sich bei seiner Zwei-Prozent-Aussage auf den Sicherheitsbericht 2014. Interessanterweise finden sich darin nur Anzeigen und zwei Prozent im Zusammenhang mit Asylanten sowieso überhaupt nicht. Es fragt sich also, wovon die Mikl-Leitner Sprechpuppe eigentlich redet. Gut, zieht man diesen heran, findet man, dass sich mit 30. Dezember 2014 "31.233 hilfs- und schutzbedürftige Fremde in der Grundversorgung" befanden. Das sind, gemessen an der Gesamtbevölkerung, 0,4 Prozent. Das bedeutet, dass 0,4 Prozent der Bevölkerung 2 Prozent der Verbrechen begehen (oder eben angezeigt werden, wer weiß das schon - das BMI jedenfalls nicht). Ziemlich dreist oder? Zumal die Asylanten ja eigentlich "hilfs- und schutzbedürftig" sind. Es scheint allerdings viel mehr so zu sein, dass man die Bevölkerung vor ihnen schützen muss. Sagt der Grundböck aber nicht und der ORF fragt und denkt nicht nach.
Ich sehe es gelassen: Medien und Politik sind genau so, wie das Volk sie immer wollte: kurzsichtig, feig, aber souverän im Kaschieren und Lügen.