Was ist das Gute in unserer Gesellschaft und was das Böse? Kann man diesen alten Dualismus überhaupt aufrecht erhalten? Ich glaube, ja. Er ist eine Triebfeder für das tägliche Handeln, zumal das politische. Das wird an vielen Stellen deutlich, aktuell in der "Flüchtlings"krise, die natürlich auch die Wahlkämpfe beeinflusst.
Wer den Text des "cariklaus", wie sich Klaus Schwertner auf Twitter nennt, gelesen hat (https://www.fischundfleisch.com/blogs/politik/wer-unser-land-liebt-spaltet-es-nicht-sondern-geht-zur-wahl.html) - oder wer sich andere kürzlich veröffentlichte Ergüsse nicht nur auf FuF, sondern in beliebigen Tageszeitungen und Diskussionen in schriftlicher und mündlicher Form zugeführt hat, weiß sehr genau Bescheid, was gut und was schlecht sei.
Marcus Franz, den ich einerseits für seine deutliche Sprache schätze, andererseits aber ablehne, weil er sich opportunistisch der ÖVP anbiederte (bzw. aus gleich niederen Motiven von dieser gelockt wurde), spricht in seinem Beitrag (https://www.fischundfleisch.com/blogs/politik/die-guten-menschen-aus-deutschen-landen.html) Richtiges an. Merkels Aussage: „Ist mir egal, ob ich schuld am Zustrom der Flüchtlinge bin. Nun sind sie halt da.“, ist entlarvend. Franz unterstellt ihr kein intentionalens Handeln in Sachen Masseneinwanderung. Ich schon. Aber das ist hier nicht das Thema.
Zentral ist, dass Merkel sich als eine moralische Person versteht. Sie will (angeblich) helfen, human sein (spätestens seit dem Zeitpunkt, der ihr viel humanitaristische Kritik einbrachte: https://www.youtube.com/watch?v=fYmjCLo2QfQ). Das wollen auch all jene, die an den Bahnhöfen den Claquer vom Dienst mimen und frenetisch jubeln, wenn die "neuen Deutschen" anmarschieren. Thorsten Hinz erfasste es punktgenau, was Merkel hier antreibt: "Es ist die Dialektik der praktizierten Hypermoral, deren ehernem Zwang die Kanzlerin gehorcht. Die Hypermoral war der Versuch, eigene Interessen durch Selbstverleugnung unsichtbar zu machen, indem man sie in einem Menschheitsethos auflöst, und auf diese Weise von den anderen geschont zu werden."
Aufgrund dieser Haltung wurde sie in den Medien sogar als aussichtsreiche Kandidatin für den Friedensnobelpreis gesehen. Andere meinen sogar, sie könne UNO-Generalsekräterin werden. Ziemlich beeindruckend für manche. Jemand wie Viktor Orban kommt nicht in den (zweifelhaften?) Genuss, als potentieller Kandidat für eines der beiden zu gelten. Warum? - Richtig, weil er einfach schlecht ist, moralisch unterm Hund. So sehen das viele, vor allem die Journalistenzunft (oder was auch immer das sein soll) oder die politische Klasse. Ich bezweifle, dass es unsere Kategorien sind, die politische Führer wie Orban von solchen Nominierungen von vornherein ausschließen.
Aus diesem Grund sollte man sich überlegen, warum der Seismograph bei der uralten Trennung zwischen Gut und Böse so ausschlägt wie er ausschlägt.