Konrad Lorenz und die politisch korrekten Bilderstürmer

Als Universität oder als Land an sich kann man froh sein, wenn man einen Nobelpreisträger hervorgebracht hat. Ist ja nicht irgendetwas. Doch so einfach ist das nicht in Zeiten der politischen Korrektheit.

Lorenz bekam den Nobelpreis für „Pysiologie oder Medizin“, wie es heißt. Den soll man schwerer bekommen als etwa den „Friedensnobelpreis“. Auf Wikipedia lese ich: „Nach dem Willen von Alfred Nobel sollte der Preis an denjenigen verliehen werden, der im letzten Jahr mit seiner Entdeckung den größten Nutzen für die Menschheit erbracht hat.“ Lorenz hat Nutzen für die Menschheit gebracht? Das ist ja unerhört! Er als „Nazi“ ist „unwürdig“, "den Ehrendoktortitel der Universität Salzburg zu tragen“, meint zumindest Rektor Schmidinger. Ich weiß auch nicht, wie sich Lorenz das vorgestellt hat. Ein Ehrendoktorat, bloß weil er Nobelpreisträger ist? So einfach ist das nicht im politisch korrekten Österreich.

„Die Universität Salzburg hat als erste österreichische Uni im Jahr 2014 eine gründliche Untersuchung hinsichtlich einer nationalsozialistischen Belastung geehrter Persönlichkeiten eingeleitet.“ Ein Ausrufezeichen Schmidingers. Was nützt exzellente Forschung und Lehre, wenn man auch so reüssieren kann?

Lorenz war ein Nationalsozialist, na und? Was er politisch dachte, tut nichts zu seinem Oeuvre. Er war in erster Linie Wissenschaftler, und zwar ein höchst erfolgreicher. Heute wie damals war man dieses oder jenes, ist doch vollkommen gleichgültig.

Wie kann die heutige Universität richten? - Weil die politisch korrekte Religion (ich lese diesbezüglich gerade ein interessantes Buch von Thomas Seifert; http://www.amazon.de/Politische-Korrektheit-Westens-neue-Religion/dp/3900968217/ref=sr_1_1?s=books&ie=UTF8&qid=1450479289&sr=1-1&keywords=thomas+seifert+politische+korrektheit) unserer Tage nach Reinigung und Empörung giert. Wer keine Teufelsaustreibung und Bildstürmerei gegen NS-Biographien betreibt, dürfte nicht nur von Kollegen angesempert werden, sondern bei wichtigen Entscheidungen (z. B. bei einer Rektorsbestellung) Nachteile haben. Das will man nicht, hier geht es um Einfluss und Gehalt auf Ministerebene.

Soll auch über jene Akteure in einigen Jahrzehnten derart der Stab gebrochen werden? Wer sagt, dass das jetzige System – mit dem sie alle brav mitschwimmen – nicht bald als verbrecherisch/illegitim/fatal deklariert wird und ähnliche Konsequenzen gezogen werden? Das Interpretieren mit vollkommen anderen moralischen Maßstäben ist ein intellektueller Affront und eines akademischen Personals absolut unwürdig. Ein trister Ausdruck, wie tief unsere Universitäten im Wettkampf um die „kritische Auseinandersetzung mit der Vergangenheit und Schuld“ bereits gesunken sind.

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Spinnchen

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dohle

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