Zunächst wenig beachtet, wird die Kontroverse um Björn Höcke immer breitenwirksamer. Interessanterweise hat die Skandalisierung nicht – wie eigentlich zu erwarten – ihren Ursprung in den Kreisen der Systempresse, sondern wurde von Dieter Stein orchestriert.

Höcke hat in einer Rede beim IfS auf die unterschiedlichen Fertilitätsraten zwischen Afrika und Europa hingewiesen, wofür er – ausgerechnet in der nicht-linken JF – mehrmals abgestraft und durch die Manege geführt wurde. „Will sich die AfD, die die einmalige Chance hat, sich als frische, moderne politische Alternative zu etablieren, von radikalen Sektierern Programmatik und Außenbild bestimmen lassen?“, fragt Stein. Deshalb fordert er Radikales: „Die AfD könnte mit einem Befreiungsschlag nur gewinnen. Wichtig ist, daß endlich das andere, sympathische Gesicht zum Vorschein kommt. Wir werden uns in der nächsten Zeit in einer Serie einmal Mitgliedern widmen, die mehr Beachtung für ihr Engagement verdient haben.“ Stein will sich, mit anderen Worten, seine Luckes wieder herbeischreiben.

Da man der Mainstreampresse nicht gerade Interesse an anderen Denkweisen abseits der von ihr verbreiteten nachsagen kann, verwundert die einsetzende Fokussierung auf Höcke und die AfD. Dies geschieht, meiner Meinung nach, vor allem deshalb, weil man damit der gesamten „Neuen Rechten“ ordentlich einschenken kann. Den Systemschreibern geht es nicht um kritische Gedanken, sondern um die Spaltung der AfD. Schlimmer: mit ihr der Desavouierung einer aufflammenden, antiglobalistischen Denkart.

Volker Zastrow von der FAZ verfasste Ende November einen hasserfüllten Artikel, in der er die AfD als „neue völkische Bewegung“ klassifizierte, die nach Gewalt giere udgl. mehr. Nun legt er nach, wohl aufgestachelt von einem jüngst erschienen neunseitigen „Spiegel“-Artikel über die „Neue Rechte“, in der auch die JF genannt war: „Höckes Rassentheorie“ betitelt Zastrow sein Meisterwerk unter dem Stern der „Neuen Rechten“. Ich sehe es schon vor mir: eine ganze Bewegung wird in den Dreck gezogen. Aber nicht primär wegen Höcke, sondern aus inneren Gründen: aufgrund der wechselseitigen Ausgrenzung der Marginalisierten, die sich unsicher sind, wie es weitergehen soll. Anstatt Pluralismus zu leben, tappt man in die Falle. Die liberalistische Linke und Mitte freut sich, die rechts der Mitte Stehenden und Rechten, gänzlich ohne Macht und Einfluss, zerfetzen sich selbst; der Masse ist es ohnehin wurscht. Ein klassisches Eigentor.

Spannend finde ich, dass sich Steins JF hier als politisch korrekter Sittenwächter geriert. Was hat er davon? Glaubt er, sein Zeitungsgebäude würde deshalb kein einziges Mal mehr Ziel linker Attacken? Wähnt er sich schon zu sehr in der wohlig-warmen „Mitte“, in den Konsensbögen und Konformitätszirkeln der Republik? Gewiss, dazu bedarf es der Dauerentschuldigung und -distanzierung.

Einen unerwartet positiven Effekt könnte auf lange Sicht diese in Österreich überhaupt nicht rezipierte Debatte (auch ein Zeichen, wie schwach die Rechte bei uns ist) jedoch haben: Vielleicht darf man die „Junge Freiheit“ nach vollzogener Wandlung hier auf FuF wieder zitieren.

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fischundfleisch

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dohle

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