Morgen wird zum 15. Mal der Tag der Muttersprache begangen. Uns fehlt oft immer noch ein entspannter Umgang mit Mehrsprachigkeit...
„Einsprachigkeit ist heilbar“, haben Sprachwissenschafter vor Langem festgestellt. Tatsächlich versuchen viele von uns, Fremdsprachen zu lernen: für den Job, den Urlaub oder einfach aus Spaß. So weit, so gut. Andererseits stört einige von uns die Tatsache, dass Menschen, die sich aus anderen Ländern bei uns in Österreich niedergelassen haben, eine andere Alltagssprache sprechen als Deutsch. Viele Migranten können davon ein Lied singen, wie sie in der U-Bahn oder Straßenbahn schief angeschaut werden, wenn sie in einer anderen Sprache als Deutsch kommunizieren. Sprachen wie Bosnisch, Kroatisch, Serbisch oder Türkisch gelten oft als Zeichen einer Parallelgesellschaft, Englisch oder Spanisch sind wiederum ein Signal der Weltoffenheit und des hohen Bildungsgrades.
Doch warum ist das so? Die Sprachwissenschaft lehrt uns eigentlich etwas anderes: Jede Sprache, jede Varietät, jeder Dialekt ist eine wichtige Ressource, die man systematisch ausbauen sollte. Die Sprache, mit der man aufgewachsen ist, gilt es nicht zu verdrängen, sondern zu fördern. Denn nur so lernt man andere Sprachen leichter, so bewahrt man die kulturelle Vielfalt. Egal ob Standarddeutsch, österreichische Dialekte, Englisch oder Zuwanderersprachen wie Türkisch, Kroatisch oder Hausa: Dies sind alles Österreichs Alltagssprachen. Vor ihnen soll niemand Angst haben, man soll sich nicht schämen, diese Sprachen zu können. Unsere Kinder sind im Stande, mehrere Sprachen perfekt zu beherrschen. Man muss sie nur richtig fördern. Gefördert gehören aber auch die autochthonen österreichischen Sprachvarietäten: Seit Langem gelten nämlich österreichische Dialekte als bedroht. Es wäre schade, den immensen kulturellen Reichtum, der darin steckt, in allen seinen Facetten zu verlieren. Es wäre auch schade, wenn die nächsten Generationen unserer Zuwanderer ihre Familiensprachen verlernen würden. Öffnen wir uns deshalb für Sprachen und Dialekte in unserer Umgebung und lernen wir, sie alle gleich wertzuschätzen.