Was können wir Europäer von den Japanern lernen?

Japan und seine Kultur kommen vielen Europäern oft sehr fremd vor. Die jahrhundertelange Isolation der Insel, unterschiedliche Schrift und Sprache sowie die gewöhnliche Darstellung Japans und der Japaner in der populären westlichen Kultur tragen dazu bei. Japan fasst man in Europa immer noch als exotisches Land auf, dessen Kultur, Sitten und Bräuche wir in der westlichen Welt oft nicht verstehen.

Doch für einen gewöhnlichen Besucher präsentiert sich das Land gar nicht so mystisch und verschlossen. Europäer können sich dort sehr schnell sehr wohl fühlen – sogar wohler als in manchen anderen europäischen Ländern. Es gibt etliche Gründe, warum das so ist. Japan ist zum einen ein Land, das sich bemüht, seinen Gästen den Aufenthalt möglichst unkompliziert zu machen. Jeder Ort, der von den Touristen verkehrt wird, enthält Informationen auf Englisch und in lateinischer Schrift. Sämtliche U-Bahn, Bus- und Bahnlinien, sogar in kleineren Städten, sind auch mit englischsprachigen Ansagen versehen. Und dann kommt die berühmte japanische Pünktlichkeit: Ihre Shinkansen-Schnellzüge verzeichnen eine Durchschnittsverspätung von lediglich sechs Sekunden. Ähnlich ist es mit allen anderen öffentlichen Verkehrsmitteln. Die Japaner sind ein fast zu pedantisches und präzises Volk: Die Organisation ihres Landes lässt kaum Möglichkeiten zu, sich zu verlaufen oder falsche Informationen zu bekommen. Dazu ist die Bereitschaft der lokalen Bevölkerung, sich den Touristen für jegliche Hilfe zur Verfügung zu stellen, einfach enorm.

Jeder Japanbesucher bleibt mit dem Verhältnis der Japaner zu ihrem Land und ihrer Kultur fasziniert: Kaum woanders in der Welt gibt es so viel Ordnung, Sauberkeit und Sicherheit wie im Land der aufgehenden Sonne. Denn wie kann man sonst den Umstand erklären, dass eine Megapolis mit mehr als 30 Millionen Einwohnern wie Tokio keine Mistkübel hat, aber darum eine der saubersten Städte der Welt ist. Sogar die Toilettenanlagen in den meistfrequentierten U-Bahn-Stationen Tokios sind einwandfrei sauber. Für einen Europäer klingt es fast unglaublich, dass man in japanischen Städten kein Bedürfnis hat, Fahrräder anzuketten. Gestohlen werden sie in der Regel nicht.

Japaner sind von den Schönheiten ihres Heimatlandes genauso fasziniert wie Touristen. Die berühmte Kirschblüte von Ende März bis Anfang April wird von ihnen genauso viel wie von zahlreichen ausländischen Besuchern bewundert und fotografiert. Unter einem Baum sitzen, ihn beobachten und meditieren – das tun viele Japaner oft.

Schließlich ist der japanische Respekt anderen Personen gegenüber eine Eigenschaft, die einen durchschnittlichen Europäer nicht nur fasziniert, sondern auch inspiriert. Japaner sind im täglichen Umgang ruhige Menschen, die viel öfter lächeln als Europäer. Aggressives Benehmen auf der Straße sieht man fast nie. Das japanische Kundenservice ist wahrscheinlich das beste auf der Welt – denn nirgends sonst werden Kunden mit Verbeugungen in Zügen und Kaufhäusern begrüßt. Manchmal scheint es, als wären Japaner nicht im Stande, Kritik auszuüben oder einfach nein zu sagen. Auf Dauer könnte diese Art vom Respektzollen zu einem Problem für uns Europäer werden, als Gäste werden wir in Japan aber definitiv wie Könige behandelt.

Fotocredit: Fotolia, iordani (Urheber)

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