Eine Schulaussendung löste diese Woche einen regelrechten Shitstorm in Österreich aus. In Österreich müssen wir endlich Mehrsprachigkeit fördern, statt sie einzudämmen.
Ein interkultureller Konflikt sorgte an der Vienna Business School vor einigen Tagen für eine Verlautbarung der Direktion, nach der in der Schule ausschließlich die „Amtssprache Deutsch“ zu verwenden sei. Sogar in den Pausen sollen die Schülerinnen und Schüler nur Deutsch sprechen, die Ausnahme bilden die an der Schule gelehrten Fremdsprachen Englisch, Französisch, Spanisch und Italienisch. Die Migrantensprachen sollen im äußersten Notfall verwendet werden, aber ausschließlich dort, wo sich „andere nicht gestört fühlen“.
Naturgemäß stieß ein solcher Aufruf auf viel Kritik via Social Media, auch der Schulbetreiber musste bald reagieren und sich für dieses „Missverständnis“ entschuldigen. Dabei war die Verlautbarung ziemlich unmissverständlich und präzise formuliert worden. Es war vielmehr eine schlecht durchdachte Strategie, die auf einer komplett falschen Annahme beruhte: Indem wir alle ein und dieselbe Sprache sprechen, werden wir eventuell Konflikte vermeiden. Dabei vergaß die Schuldirektion, dass die meisten Konflikte nicht dadurch entstehen, dass eine Konfliktpartei die Sprache X und die andere die Sprache Y beherrscht. Gestritten wurde und wird auch unter Menschen derselben Sprache, grausame Kriege wurden unter Gruppen geführt, die dieselbe Sprache und Tradition aufweisen.
Solche Sprachverbote hinterlassen aber auch einen bitteren Nachgeschmack: Es kann doch nicht sein, dass man in Österreich – und noch dazu in einer Schule im 21. Jahrhundert – immer noch Angst vor Migrantensprachen hat bzw. sie als Bedrohung oder etwas Minderwertiges sieht. Aus dieser Angst entsteht der vermeintliche Kontrollverlust und dann ist der Weg zu einer Verbotskultur nicht weit. Diese und ähnliche Beispiele zeigen uns deutlich, dass sich die Integrationspolitik in Österreich endlich in die Richtung bewegen muss, in der man die Mehrsprachigkeit als wertvolles Gut promotet und sie nicht stillschweigend als Gefährdung fürs Deutschlernen sieht. Denn die Forschung hat längst alle Zweifel aus dem Weg geräumt: Die Mehrsprachigkeit ist kein Hindernis, sondern ein Schlüssel zu einer besseren Sprachkompetenz.