Verständlich. Wenn Beziehungen kaputt gehen, dann sind Leute sauer. Und dann ist es nachvollziehbar, dass der Ex-Abschnittspartner sein Fett weg bekommt. Nachdem ich wegen meiner langjährigen monogamen Beziehung mit meiner Frau von vielen ihrer Freundinnen quasi nur mehr als ihr permanenter, ungefährlicher Wurmfortsatz und nicht als „Mann“ gesehen werde, halten die sich wegen mir bei so „Frauengesprächen“ nicht wirklich zurück. Und so habe ich im Laufe der letzten Jahre eine interessante, für mich aber eher unverständliche, Erfahrung gemacht.

Nach einer gescheiterten Beziehung scheint es bei Frauen ein beliebtes Therapiewerkzeug und Kampfargument zu sein, zu (oder über) einem Ex-Partner zu sagen: »Übrigens, nur dass du es auch weißt, ich habe mit dir nie einen Orgasmus gehabt!«

Ich verstehe das nicht. Soll das einen Mann verletzen oder gar abwerten? Soll er sich jetzt als „kein echter Mann“ fühlen? Also wenn eine Frau das zu mir, oder über mich, sagt, dann würde ich antworten: »Na und? Offensichtlich dein (ihr) Problem.«

Ganz ehrlich, warum ist das mein Problem als Mann? Oder gar mein Job? Als ob ich was falsch oder schlecht gemacht habe, nur weil sie keinen Orgasmus bekommen hat? Liegt es wirklich an uns Männern, wenn sie nicht „kommt“, oder ist es nicht einfach nur ihr Anspruchsdenken, dass den Höhepunkt verhindert?

In Wahrheit ist es doch so. Mein Job als Mann ist es doch, im passenden und richtigen Moment eine Erektion hinzubekommen. Wenn ich das schaffe, dann habe ich meinen Teil erledigt. Ich schaffe meinen Orgasmus immer. Ich glaube den schaffen Männer immer, zumindest wenn sie eine Erektion geschafft haben. Aber warum sind wir dann auch noch für den Orgasmus der Frau verantwortlich? Das fühlt sich nicht ganz fair an.

Jetzt denken sich viele Leserinnen wahrscheinlich: »Wenn es ein fantasievolles und ausreichendes Vorspiel gegeben hätte, dann hätte sie auch einen Orgasmus gehabt.« Okay, reden wir über Vorspiel.

Vorspiel ist doch eigentlich nur das was nötig ist, um den Partner, bzw. die Partnerin, für Sex vorzubereiten. Wenn ein Mann eine Erektion hat, egal wann und wo im Laufe eines Treffens mit einer Frau, dann bedeutet das: er ist bereit für Sex. Genug Vorbereitung. Genug Vorspiel. Und alles was wir brauchen um eine Erektion zu haben ist eine nackte Frau.

Bei einer Frau ist das scheinbar ganz anders. Zuerst muss man sie schön ausführen. Mit wunderbaren Gesprächen und kulinarischen Feinheiten umgarnen. Dann vielleicht ein paar zärtliche, vermeintlich zufällige, Berührungen. Wenn dann durch die Frau - natürlich auch durch zufällige, fast unbewusste und dezente körperliche Berührungserwiderungen - eine mögliche Bereitschaft signalisiert wird, dann wird es erst recht kompliziert.

Man bricht auf zu weniger öffentlichen Orten der weiblichen Anatomie. Es beginnen die nicht ganz so zufälligen körperlichen Signalphasen. Zuerst muss man Küssen.

Frauen lieben das Küssen.

Ganz ehrlich, Männer sind nicht die begeisterten Küsser. Warum? Ich habe keine Ahnung. Vielleicht weil wir wissen, was wir alles im Laufe unserer Kindheit und Jugend in den Mund genommen haben. Freiwillig, unter Folter vermeintlicher Freunde und Spielkameraden und, oder einfach nur, um absurde Wetten und Mutproben zu gewinnen. Und plötzlich sind wir in der Situation küssen zu müssen. Wir wissen natürlich auch nicht, was wir da küssen? Wenn Mädchen nur halb so grauslich wie wir Männer sind, ist das keine schöne Vorstellung.

Vielleicht haben wir deswegen unsere „Kuss-Vorbehalte“? Okay, dass muss man ein wenig eingrenzen. Junge Männer, männliche Teenager - sogennante „ferngesteuerte Hormon- und Testosteron-Lenkwaffen und daher nur eingeschränkt denkfähig - mögen Küssen. Allerdings nur bis sie zum ersten Mal Sex haben. Dann wissen sie nämlich, was wirklich cool ist.

Aber wir Männer küssen natürlich vor allem dann, wenn es von uns erwartet wird. Weil wir haben gelernt, dass wir Frauen auf diese Art „verwöhnen“ müssen.

Dann sollte das Küssen in zärtliche Liebkosungen mit den Lippen übergehen. Sind wir doch ehrlich. Beide wissen, wohin diese Liebkosungen führen werden. Sowohl territorial als auch physisch. Es geht abwärts. Zum heiligen Gral der Liebe. Der wahre Romantiker nimmt dabei aber einige Umwege um nicht direkt beim heiligen Gral anzukommen. Die Abzweigungen und Abweichungen sind für Frauen eine wahre Freude. Sie zeigen ihnen angeblich, dass ihr Liebhaber ein Experte, ein Meister seines Fachs und einfühlsam ist.

Das sind die aber nicht. Sie zeigen nur wie sehr die bereit sind sich als Mann zu verleugnen und zu tarnen um ans eigentliche Ziel zu kommen. Echte Männer machen keinen Umweg. Nicht wenn es mit dem Auto ins Wochenende, in den Urlaub oder zum erotische AREA 51 bei Frauen geht. Sie fahren von A nach B und versuchen dabei jedesmal einen neuen Streckenrekord aufzustellen.

Wenn ein Mann dann endlich, nach diversen mehr oder weniger erfolgreichen erotischen Umfahrungen und Technikmanövern, beim Tor zum Paradies angekommen ist, selbst dann, muss er so tun als wäre er noch gar nicht angekommen. Man muss so tun als wäre man quasi per Zufall drüber gestolpert. Na schau, was ist denn da? Wo kommt das denn her?

Aber dann ist es fast geschafft. Das alles dauert ca. 10 bis 30 Minuten. Und dann vielleicht, nach all diesen Vorbereitungen, dem Vorspiel, könnte es sein, dass sie, wenn es dann zur eigentlichen Sache geht, den Höhepunkt erreicht. All das braucht eine Frau.

Das Vorspiel, das für Männer nötig ist: wir müssen Dich nur nackt sehen. Vielleicht brauchen Frauen ja tolle Dates, Komplimente, schöne Essen, ausgezeichneten Wein, Küssen, ausgedehnte, fantasievolles Vorspiel und vieles mehr, um zu einem wirklichen Höhepunkt zu kommen?

Alles was wir Männer brauchen ist: Dich. Einfach nur so wie Gott dich geschaffen hat. Weil wir dich und unsere Beziehungen ernst nehmen. Ganz ohne irgendwelchen Schnickschnack und Firlefanz. Einfach, direkt und ehrlich. So wie wir Männer eben sind.