Ich bin Science-Fiction-Fan. Meine literarische „Sozialisation“ begann als Heranwachsender (natürlich!) mit Karl May und ging dann nahtlos in die vom Goldmann Verlag München herausgegebenen, damals so genannten, „Utopischen Romane“ über. Autoren wie Isaak Asimov, Arthur C. Clarke, Clifford D. Simak, H. G. Wells oder Robert A. Heinlein begeisterten mich. Danach folgten natürlich Klassiker wie Ray Bradbury (Mars-Chroniken!), George Orwell (1984!), Robert Sheckley, Philip Jose Farmer (Flußwelt!), Spider Robinson oder die unvergleichliche Ursula K. LeGuin (Die Enteigneten) um nur einige zu nennen.
Die Fähigkeit dieser Schriftsteller aus der aktuellen Gegenwart Prognosen für die Zukunft zu entwickeln faszinierte mich. Vor allem, wenn diese in brillant-prägnanten Kurzgeschichten zu verblüffenden, erschreckenden, absurden, oft aber auch humorvollen Ergebnissen führten.
Aus gegebenem Anlass fällt mir heute eine Kurzgeschichte ein. Leider bin ich mir wegen des Autors nicht sicher, aber sie „riecht“ schwer nach Robert Sheckley, dem Meister der absurden und meist komischen Science Fiction:
In der Zukunft sind Reisen durch die Zeit möglich (eines meiner Lieblingsthemen!). Ein Zeit-Reisebüro in den USA organisiert – strengstens von der Regierung kontrolliert – sogar Jagdausflüge in die Zeit der Dinosaurier. Die zum Abschuss freigegebenen Dinosaurier werden penibel ausgesucht, damit ihr Verschwinden nicht die Evolutionslinie der Erd- und Menschheitsgeschichte und damit der Gegenwart verändert. Die – sehr zahlungskräftigen – Teilnehmer an den Zeit-Expeditionen müssen strengste Regeln und Sicherheitsvorkehrungen einhalten. Zum Beispiel dürfen sie nur die ausgewählten Tiere abschießen, keinen anderen Teil der Flora und Fauna verletzen oder beeinträchtigen und die genauestens markierten Pfade nicht verlassen.
Als eine dieser Expeditionen ins Dinosaurier-Zeitalter aufbricht, ist gerade gerade ein US-Präsidentschaftswahlkampf zu Ende gegangen. Zur Erleichterung der Teilnehmer der Jagdgesellschaft haben die Demokraten gewonnen, der populistische, autoritäre und rassistische Kandidat der Republikaner hat (knapp) verloren. Bevor sie durch den „Zeit-Tunnel“ abreisen sehen sie noch ein Warnschild: „Verlassen der markierten Wege bei strengster Strafe verboten!“ ...
Auf der Expedition geht einiges schief. Ein besonders ängstlicher Teilnehmer verlässt in einer Krisensituation den markierten Weg. Mit Ach und Krach schafft die Expedition die Rückkehr. Mit Entsetzen liest der Reiseleiter allerdings den Wortlaut des Warnschildes. Er hat sich wesentlich geändert und lautet nun: „Verlahsen der marckiehrten Wege bey strängster Strahfe verbotten!“
Verdacht schöpfend wendet er sich an den Beamten des Zeitreisebüros und fragt, wer denn die Präsidentenwahl gewonnen hätte. Dieser nimmt „Haltung“ an und antwortet irritiert und begeistert, dass natürlich der Kandidat der Republikaner gewonnen hätte und nun „ganz andere Zeiten“ anbrechen würden. Das Expeditionsmitglied, das den markierten Weg velassen hatte, entdeckt derweil einen kleinen prähistorischen Schmetterling an seiner Schuhsohle, den er in der fernen Vergangenheit zertrampelt hatte ...
... wie gesagt: Ich bin Science-Fiction-Fan. Ich liebe Science Fiction! ... Aber ich HASSE es, wenn die absurdesten SF-Geschichten plötzlich Wirklichkeit werden.
Klaus Dörre, 09. November 2016.
P.S.: Hey, Leute in der Zukunft! Wer von Euch Vollpfosten hat da auf einer Zeitreise solch einen Mist gebaut?