»Wir sind die Weltmeister im Ausprobieren. Das ist ein absoluter Mindchange in unserem Unternehmen. Trail und Error ist heute die gängige Praxis und wird mit Lob und Anerkennung quittiert«, habe ich die Aussage von Claus Strunz, Geschäftsführer der TV- und Videoproduktion der Axel Springer SE, beim Deutschen Social TV Summit 2016 noch im Ohr. Das macht Hoffnung. Vor allem uns Medienmenschen, deren Welt gerade einen riesigen Umbruch erlebt. Doch dieses Modell ist nicht neu, diese heuristische Methode* wird in den USA schon lange praktiziert. Nur heißt Fehlerbehebung dort »Update« und wird damit salonfähig. Fast schon schick.

Der Hintergrund dieser amerikanischen Haltung: Lieber früher mit einem nicht 100% fehlerfreien Produkt auf den Markt gehen und damit Geld verdienen anstatt ewig daran herum zu schrauben. Und Geld zu verprassen. Korrekturen, Ergänzungen und Nachbesserungen werden später nachgeliefert. So einfach geht das. Auch Elon Musk von Tesla arbeitet so. Vor Kurzem präsentierte er das Modell3, sozusagen die optimierte Version des Tesla Roadster und Model S. Doch dieses Auto konnte man zu diesem Zeitpunkt noch nicht einmal Probe fahren (zumindest bei uns). Trotzdem wurden seit seiner Vorstellung innerhalb der ersten Woche 325.000 Stück vorbestellt. Aus der ganzen Welt.** Doch sich so vor der Welt zu präsentieren kann nur funktionieren, wenn man keine Angst vor Fehlern und in letzter Konsequenz vorm Scheitern hat.

Beim ersten TEDxFHKufstein vergangenen Samstag stellte Bernhard Schindlholzer diese neue Ausrichtung auch in Zusammenhang mit Lernen vor. Der Product Manager von Google Inc. erklärte die Ansätze der Privatuniversität Stanford in Kalifornien, einer der Führenden im Bereich Forschung und Lehre und der Universität St. Gallen, Schweiz. Schülern wird dort der Lernstoff in Zusammenhang mit Problemstellungen vermittelt. Anhand der Lösungsfindung wenden diese den Schulstoff praktisch an. Doch den Erfolg dieser Lernmethode bestimmen drei Parameter:

1. Die gefällten Entscheidungen in der Gruppe müssen bis zum Schluss weiterverfolgt werden.

2. Die Schüler arbeiten in einem geschützten Umfeld, das jedoch reale Bedingungen simuliert.

3. Die Problemlösung spiegelt sich nicht in der Schulnote. Diese setzt sich aus Verständnis im Zusammenhang mit dem Problem sowie dem Versuch der Problemlösung zusammen.

Damit würden die Studenten darauf vorbereitet, schwierigste Probleme lösen zu lernen. Sie dürften probieren, scheitern und wieder probieren.

Was das mit Storytelling zu tun hat? So wie trail und error - Versuch und Irrtum - im Geschäftsleben Fuß fasst, so sollte der Mut zum Fehler auch in unseren Präsentationen und Vorträgen seinen Platz bekommen. Wenn wir erzählen, dass wir gescheitert sind - macht uns das menschlich/sympathisch. Außerdem ist eine Geschichte mit ups and downs viel spannender denn ein geradliniger Lebenslauf. Oder, wie sehen Sie das? Hinterlassen Sie ein Kommentar und wir können gerne unsere Gedanken dazu austauschen.

Alles Liebe,

Nina Karner

*Heuristik

**Ein charmanter Artikel über Tesla

0
Ich mag doch keine Fische vergeben
Meine Bewertung zurückziehen
Du hast None Fische vergeben
0 von 6 Fischen

bewertete diesen Eintrag

7 Kommentare

Mehr von Nina