Die Fremdenfeindlichkeit in Ostdeutschland hat tiefe Wurzeln und scheint sich als gesellschaftliches Phänomen verfestigt zu haben. Dies zeigt sich nicht nur in aktuellen Wahlergebnissen, sondern hat eine lange und problematische Geschichte.
Bereits 1974 kam es in Erfurt zu fremdenfeindlichen Ausschreitungen gegen algerische Vertragsarbeiter. Obwohl die DDR offiziell Solidarität mit "Bruderländern" propagierte, waren rassistische Einstellungen in der Bevölkerung weit verbreitet.
Nach der Wiedervereinigung eskalierten diese Tendenzen. Die Pogrome von Rostock-Lichtenhagen 1992, bei denen ein Wohnheim für Vertragsarbeiter tagelang belagert und angegriffen wurde, sind ein erschreckendes Beispiel dafür. Auch heute noch wirkt sich die Fremdenfeindlichkeit negativ auf die wirtschaftliche Entwicklung der ostdeutschen Bundesländer aus. Ausländische Fachkräfte, die dringend benötigt werden, schrecken vor einem Umzug in den Osten zurück.
Die Wahlerfolge rechtsextremer Parteien verstärken diese Bedenken zusätzlich. Unternehmen berichten von Schwierigkeiten bei der Rekrutierung internationaler Mitarbeiter, die Angst vor Anfeindungen und Übergriffen haben. Studien belegen, dass fremdenfeindliche Einstellungen in Ostdeutschland weiter verbreitet sind als im Westen.
Dafür gibt es verschiedene Erklärungsansätze: Die geringere Erfahrung mit Migration, wirtschaftliche Unsicherheit oder das Gefühl der Benachteiligung gegenüber Westdeutschland spielen eine Rolle. Auch die mangelnde Aufarbeitung des DDR-Erbes und autoritärer Denkmuster werden als Faktoren genannt. Besonders problematisch ist, dass Fremdenfeindlichkeit in Teilen der ostdeutschen Gesellschaft als normal empfunden wird.
Lokalpolitiker, die sich klar dagegen positionieren, sind eher die Ausnahme. Eine starke Zivilgesellschaft, die Rassismus entgegentritt, hat sich vielerorts nicht entwickelt. Um dieses tief verwurzelte Problem anzugehen, braucht es langfristige Strategien: Bildung, interkultureller Austausch und die Stärkung demokratischer Strukturen sind wichtige Ansatzpunkte. Nur so kann es gelingen, das Image Ostdeutschlands zu verbessern und die Region auch für internationale Fachkräfte attraktiv zu machen.
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