ZEIT:
Welche Ossis sind dann diejenigen, die in Ihren Augen ein Freiheits- und Demokratieproblem haben?
Biermann:
"Die, die zu feige waren in der Diktatur, rebellieren jetzt ohne Risiko gegen die Demokratie. Den Bequemlichkeiten der Diktartur jammern sie nach, und die Mühlen der Demokratie sind ihnen fremd. Und ihre Scham zerfrisst ihr Selbstwertgefühl. Ihr altes Leben verklären sie und wählen AfD oder die neue Firma von Sahra Wagenknecht.
Wagenknecht und Höcke sind das politische Brautpaar der Stunde. Da wächst in der Ex-DDR zusamme, was zusammengehört: die Erben des Hitlerischen Nationalsozialismus und des Stalinschen Nationalkommunismus."
Auszug aus einem Interview
Ein Bekannter formuierte es so: Viele die früher nichts sagten und auch nichts waren rebellieren jetzt, weil sie immer noch nichts erreicht haben, denn jetzt werden sie nicht mehr bestraft, wenn sie den Mund auftun.
33 Jahre Aufbau Ost, die Umwandlung von ganzen abbruchreifen Städten, Ausbau des Verkehrsnetzes, Infrastruktur, Strassen, Fabriken, 4 Billionen Euro, Angleichung der Bezahlung, der Renten, Regeneration von Flüssen, Seen, Deichen, Bächen, Umwandlung von Monokulturen in Landwirtschaft, Ansiedlung von Abertausenden von Unternehmern, Entstehung von Nationalparks und nicht zu vergessen, der Umtausch der DDR-Mark in D-Mark mit Kursen von 1:1 und 1:2 haben letztlich dazu geführt, dass 30 Prozent aus Dankbarkeit eine rechtsextreme AfD wählen, die ihnen bis heute außer Parolen nichts anbieten konnten - aber Parolen liefen sie damals hinterher und laufen ihnen heute noch hinterher.
