In meinen Augen sollten der Staat Österreich und die Wiener Stadtregierung subsidiär und unterstützend agieren. Die Stadt sollte von den BürgerInnen und ganz besonders von den jungen WienerInnen gestaltet und entwickelt werden, das gibt der Stadt pulsierendes Leben und Charme. Doch bei uns wird jedoch genau das Gegenteil vermittelt. Die Stadtregierung, die um die Mehrheit fürchtet, hat scheinbar für alles eine Lösung. Beispielsweise sieht sie, dass Wohnraum zu teuer ist. Doch statt Anreize für Private zu schaffen, will man lieber Gemeindebauten hinstellen. Und so verfährt die Stadt bei vielen Dingen. Statt Entwicklungen zu ermöglichen, wie etwa im Wohnbau, wird der Regierungs- und Verwaltungsapparat selbst aktiv. Die Mieten sind teuer und werden es auch durch Forcierung von Gemeindebauten bleiben.
Es wird einfach zu viel von oben herab geregelt, dabei wäre es viel sinnstiftender, die Rahmenbedingungen zu gestalten, damit die Bürger selbst aktiv werden können. Auch wenn man es in einem durch einen stark ausgeprägten Verwaltungsstaat fast vergisst: Die Bürger sind die Stadt. Sie sind es, die tun, die machen, die den Vierteln und den Betonbauten leben einhauchen.
Ich möchte noch einmal auf „Little Istanbul“ aus dem letzten Blogpost zu sprechen kommen. Die Gegend rund um den Brunnenmarkt, die dank einer Konzentration verschiedenster Migrantengruppen lebt und pulsiert, wird durch städtebauliche Maßnahmen vermeintlich aufgewertet. Oder bei den Start-ups für die Kreativen. Anstatt positive Anreize für junge Kreative zu setzen, schafft die Stadt unzählige Stellen für die „Verwaltung der Kreativität“. Wer baut denn wie Silvia Jelincic ein neues Unternehmen ohne große Beihilfen auf, wenn man sich doch so gut in die Hängematte von unüberschaubaren Fördereinrichtungen oder geschützten Arbeitsplätzen einkuscheln und ein gutes 9-to-5-Leben haben kann?
Wien ist eine schöne Stadt an der Oberfläche aber um welchen Preis? Hat man sich schon die Kosten/Nutzen Frage gestellt? Was könnte man mit dem riesigen Budget noch besser noch effizienter machen? Muss es sein, dass bei Großbauprojekten (z.B. Spitalbau, Stadthallenbad) mehrere 100 Millionen € in den Sand gesetzt werden? Wer macht sich die Mühe den Kostenvergleich pro Einwohner mit anderen schönen Städten zu rechnen? Wie wird Wien mit der wachsenden Herausforderung von Migration zukünftig zurechtkommen? Genügt es, dass die Verantwortlichen hauptsächlich um ihren Machterhalt besorgt sind, und dass es nach der Wahl wieder ganz ruhig wird und Versprechungen eben Versprechungen bleiben? Genügt leider nicht!