Irgendwann im Teenageralter saß wohl jede von uns mal in der Frauenarztpraxis und wartete aufgeregt auf ihre erste Sprechstunde. Meistens wird dies wohl aus dem Grund gewesen sein, da man nun den ersten Freund hatte und dieses verhältnismäßig bequeme Verhütungsmittel anderen vorgezogen hatte. Es war zudem irgendwie auch selbstverständlich, dass man zu dieser Methode greift, da sich ja fast jede Freundin auch für diese entschieden hatte. So saß man also auf diesem Stuhl und ließ sich eine passende Antibabypille von der Frau Doktor geben. Manchmal konnte man auch anhand eines Pillen-Tests feststellen, welche der vielen nun die Auserwählte sei. Mit dem Rezept in der Hand ist man dann direkt zur nächsten Apotheke gelaufen und hat sich das Ding geholt. „Und welche hast du jetzt bekommen?“ „Hab die Aida bekommen, welche hast du?“ „Ich hab die Laguna, aber die Lisa hat auch die Aida.“ „Echt? Und wie findet sie die? Man bekommt doch hoffentlich keine Pickel von der oder?“ „Nee, aber sie meinte, sie glaubt, etwas zugenommen zu haben.“ An dieser Stelle wird sich wohl kein Mädchen gedacht haben: „Vielleicht sollte ich doch nicht mit der Pille anfangen“ sondern vielmehr „oh man wie scheiße, vielleicht ist es ja aber bei mir anders“. Anstatt sich also die Gedanken zu machen, wie schwerwiegend die Einnahme der Pille uns und unseren Körper verändern kann, hoffte man einfach auf das Beste. So als wäre es ein „Muss“ sie zu nehmen – denn alle anderen taten es ja auch.

In der Debatte um die Pille für Männer wird ja auch immer wieder beleuchtet, dass das aktuelle Endprodukt viel zu viele teils auch verheerende Nebeneffekte für den Mann hätte. Warum hat sich aber keiner mal gedacht, dass auch unreine Haut oder eine Gewichtszunahme für die Frau verheerend sind? Besonders, weil Frauen in unserer Gesellschaft als schöneres Geschlecht gelten und man ihnen somit noch mehr Gründe für Komplexe gibt. Wer hat sich mal Gedanken darüber gemacht, dass Nebeneffekte wie Stimmungsschwankungen oder eine Verminderung der Libido, keine generellen Eigenschaften von Frauen sind, sondern womöglich Nebenwirkungen der Pille, die sie schlucken? Als ich meine erste Pille bekam, hat mir meine Ärztin einfach die in die Hand gedrückt, bei der sie wohl mitprofitierte. Weder einer dieser Feststellungstests noch sonst eine Möglichkeit wurde genutzt, um herauszufinden, ob diese Pille überhaupt wirklich zu meinem Hormonhaushalt passt. Nach einigen Wochen der Einnahme fielen mir dann auch die ersten Sonderheiten auf. Ich war irgendwie nervöser und auch näher am Wasser gebaut. Als mir mal mein Federmäppchen auf den Boden fiel und sich die Stifte auf dem Boden verteilten, fing ich urplötzlich an zu weinen. Und das Schlimmste war, dass ich merkte, dass das gar nicht normal sein konnte. Also ging ich wieder zu meiner damaligen Frauenärztin und erklärte ihr, dass mit meiner Pille was nicht passte. Relativ verdutzt sah sie mich an und meinte: „Also das ist eigentlich die leichteste, verträglichste Pille. Ich kann Ihnen jetzt höchstens eine stärkere geben, denn alle anderen Marken haben ja denselben Wirkstoff. Vielleicht vertragen Sie die Pille einfach nicht.“ Da ich keine stärkere Pille wollte, setzte ich sie also etwas enttäuscht (?!) ab und bekam meine innere Balance dafür wieder. Dass ich aber keine Pillenunverträglichkeit habe, machte mir einige Jahre später mein aktueller Frauenarzt klar. Ich hätte nur eine Östrogen-Unverträglichkeit, welche aber für mich als Raucherin sowieso nicht so tragisch sei. Ich dürfe nämlich eh keine Pille nehmen, die Östrogen als Wirkstoff hat, da ich dadurch die Gefahr auf Thrombose erhöhe. Somit bekam ich eine Mini-Pille, die a) für Raucherinnen geeignet ist und b) mir unbemerkt Verhütung bietet – so wie es eigentlich sein sollte. Sofern das nicht der Fall ist, sollten Frauen, die die Pille dennoch nehmen möchten, vielleicht auch mal den Arzt/die Ärztin wechseln und sich eine Zweitmeinung einholen. Es gibt theoretisch ja auch andere Verhütungsmittel, wie die Spirale, die aber auch den Hormonhaushalt beeinflusst, allerdings durch die entfallende tägliche Einnahme für viele bequemer ist.

Obwohl ich mir wünschen würde, dass die Pille oder andere hormonelle Verhütungsmittel mal durch etwas anderes ersetzt werden (muss nicht unbedingt die Pille für den Mann sein), glaube ich nicht wirklich daran. In unserer Gesellschaft wird die Pille bzw. die Verhütung irgendwo als das Problem der Frau angesehen. Denn ihr Körper soll ja vor einer Schwangerschaft bewahrt werden – sie möchte ja sexuelle Selbstbestimmung. Es ist sozusagen nicht das direkte Problem des Mannes, der ja auch seine Bürde mit dem Kondom, „das nervt und drückt“, zu tragen hat. Dass die Antibabypille aber ein verschreibungspflichtiges Medikament ist, das den jungen Frauen unter 18 förmlich nachgeworfen wird, vergessen wohl einige – um nicht zu sagen die meisten.

Für alle die mehr zu dem Thema lesen wollen:

Einen empfehlenswerten Artikel gab es diese Woche übrigens von Sabine Kray auf ZEIT ONLINE. Einmal bitte hier draufklicken: Die Antibabypille ist unzumutbar

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Silvia Jelincic

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