In der Liebe ist vieles OK und vieles auch richtig grenzwertig, definiert wird der Rahmen immer von den beiden (oder mehreren) agierenden Partnern. Besonders heikel wird es aber, wenn solche Konflikte auf offener Bühne ausgetragen werden und besonders wenn sie auf der offensten Bühne überhaupt – dem Fernsehen- geschehen. Das ganze Spektakel, von dem in diesem Blogeintrag die Rede sein wird, ereignete sich auf dem serbischen Sender „TV Pink“, dessen Reality-TV-Sendung „Zadruga“ (dt. so viel wie Kooperative) dieses Jahr jegliche Quoten sprengte. Die Sendung löst, ein auf dem Balkan bekanntes Format, namens „Farma“ (dt. Farm) ab. Ähnlich wie beim Vorgänger nehmen auch hier etwa 30 weniger Stars und mehr Sternchen Einzug und kämpfen 10 Monate lang um rund 50.000€ Gewinn. Nun glänzte diese erste Staffel, die im Juni endete, noch mehr als sonst eine Staffel im serbischen Reality-TV. Geschuldet ist dieser Glanz hauptsächlich einem Wirrwarr-Liebesdreieck, welches die Medienlandschaft auf dem Balkan nachhaltig geprägt hat.

Slobodan, genannt Sloba, Radanovic ist ein 28-jähriger Sänger, welcher seinen „größten“ Erfolg während seiner Teilnahme am serbischen DSDS im Jahr 2014 hatte. Hier schied er damals als Drittplatzierter aus und hatte – wie viele Teilnehmer solcher Castingshows – danach eher mit dem Durchstarten in der Musikszene zu kämpfen, als anders herum. Daher schien ihm wohl die Teilnahme an dem neuen Realtiy-TV-Format besonders gelegen. Eine seiner neuen Mitbewohnerinnen ist Luna Djogani, welche die 21-jährige Tochter ziemlich bekannter Musikereltern ist und dadurch quasi ein Belgrader IT-Girl. Diese ist auch der Grund, weshalb der gute Sloba seiner Ehefrau nach nur einer Woche im Reality-TV fremdgeht. Der Schock sitzt tief. Nach gerade mal einer Woche des Formats sind die Zuschauer, die Medien und die Insassen selbst bereits mit der Story der ganzen Staffel konfrontiert. Denn diese Liebesgeschichte dauert tatsächlich fast so lang wie die ganze Staffel. Schnell beginnt ein Kleinkrieg sowohl draußen und drinnen, in welchem sich Moralprediger auf die Seite des heiligen Ehebündnisses schlagen und Aasgeier die Würde der jungen Ehebrecherin immer tiefer in den Dreck ziehen. Auch Lunas prominente Eltern kommen schnell in die Bedrängnis Stellung zu beziehen, aber auch die Seite der Ehefrau von Sloba und ihre Familie können nicht lange ruhig bleiben. Die Mutter der Ehefrau wird irgendwann auch live in die Sendung geschaltet und fragt in dieser ihren Schwiegersohn, warum er die Ehe mit ihrer Tochter auf derartige Weise beschmutzen und zerstören musste. Dieser zeigt sich eher unverstanden und angegriffen und formt mit der grinsenden Luna lieber Herzchen in die Kamera.

Nach zwei Monaten Liebelei in der Show und Empörung in der Außenwelt kommt das, womit keiner gerechnet hätte: die Ehefrau von Sloba kommt als neue Insassin in die Sendung – und Kristina Kija Kockar (29) ist definitiv gekommen um zu bleiben. Die Verwirrung auf allen Seiten und eiskalte Stimmung im Liebesdreick sind ihr egal, denn sie möchte sich nicht mehr außerhalb der Show, in ihrem quasi nicht mehr existierenden Privatleben, täglich der Klatschpresse stellen müssen. Stattdessen möchte sie zumindest versuchen die Wogen zu glätten und sich durch die Teilnahme an der Show am ganzen Geschehen beteiligen, wenn sie bereits in der ganzen Geschichte gefangen ist. Anfangs wundert man sich noch an die scheinheilige Harmonie und die Manieren des kriselnden Ehepaares und der konkurrierenden Damen, doch schnell wird die Situation für alle eine Zereissprobe.

Leider wird es für die 21-jährige Luna eine besonders schwierige Sache. Sie ist der Liebe nämlich komplett verfallen und sieht den – noch nicht einmal geschiedenen – Sloba als ihren festen Freund an. Sie entwickelt eine krankhafte Eifersucht, die sie in immer absurdere Situationen bringt und vor allem beim Publikum immer mehr auf Unverständnis stößt. Immer wieder provoziert sie Kija zu Szenen, in welchen sie sich über den Kontakt zwischen den Ehepartnern aufregt und sich selbst als Opfer der ganzen Geschichte sieht. Sie könne ihre Liebe zu Sloba gar nicht ausleben, da Kija ja da ist und das dadurch natürlich dann total unangemessen aussehen würde. Ihre impulsive Art und die ständig wiederkehrenden Konfrontationen führen immer wieder zu Trennungen von ihr und Sloba. Diese wiederum eskalieren bis aufs Äußerste und gipfeln teilweise in Nervenzusammenbrüchen von Luna wie man im nachfolgenden Video sehen kann.

In diesen blamiert sie sich leider bis auf’s Äußerste und dann auch noch für einen Mann, welcher in vielen Situationen aus Verzweiflung zurück zu seiner Ehefrau flüchtet. Oft versuchen die anderen Insassen sie zu beruhigen, unter anderem mit den beschwichtigenden Worten, dass auch ihre prominenten Eltern diese ganzen Ausfälle mitverfolgen können. Doch das scheint ihr lange egal zu sein, allein die zahlreichen Sexszenen von ihr und Sloba lassen das mehr als eindeutig vermuten. All diese Aktionen von Luna führen blindlings dazu, dass sie zum Hassobjekt der Staffel wird. Besonders Kijas Quoten werden durch Lunas Ausfälle immer stärker gepusht. Kija selbst zeigt sich oft verständnisvoll und versucht ihrem Noch-Ehemann immer eine Schulter zum Ausweinen zu bieten. In den meisten Konflikten scheint sie immer gekonnt die Oberhand zu haben und rechtfertigt den Kontakt zu ihrem Ehemann, durch die immer noch existierende Ehe zwischen ihnen (dass das einer Rechtfertigung bedarf?!). Auch als Lunas Mutter – der serbische Popstar Anabela – in die Show kommt, um eine Aussprache mit dem Ehepaar zu haben, bietet ihr Kija auf kultivierte Weise die Stirn. Während Anabela sich immer wieder auf die Unschuld der ach so jungen Luna stützt und ihre jungen 21 Jahre als Rechtfertigung für ihr Verhalten nutzt, beharrt Kija immer wieder auf der moralischen Verwerflichkeit von Lunas Taten, welche auf ihren Charakter zurückzuführen sind und nicht auf ihr Alter, da es sehr viele 21-jährige gibt, deren moralischer Kompass noch funktioniert. Leider scheint Lunas Mutter aus Verzweiflung nicht weiter zu wissen, als weiterhin am Alter ihrer Tochter festzuhalten und hinter ihr zu stehen. Auch dafür erntet sie scharfe Kritik aus der serbischen Medienlandschaft. Sie sei eine schlechte Mutter, die ihr Kind nicht richtig erzogen hat und jetzt auch noch zu den Verfehlungen ihrer missratenen Tochter stehe. Das wiederum ist immer wieder Thema von interviewenden Reportern und Paparazzi und führt zu einigen Ausfällen von Anabela vor der Kamera. Während nun Luna und ihre Mutter von ihrem erhabenen Platz in der serbischen High Society immer tiefer in die Kategorie der meistgehassten öffentlichen Persönlichkeiten rutschen, wird Kija immer mehr zum Publikumsliebling und zu der Frau, die ihre Erniedrigung hingenommen hat und in etwas Positives umgewandelt hat.

Sie hat sich nicht nur einer ihrer wohl schmerzsamsten Erfahrungen gestellt, sondern sie hat etwas – in diesem Fall die Reality-Show „Zadruga“ – das für den Ehebruch ihres Mannes stand in ihre persönliche Bühne der Bewunderung umgewandelt. Persönlich hat sie eigentlich nicht einmal Rache ausgeübt, allein ihre Anwesenheit war nämlich für Luna und Sloba Rache genug und führte letztlich zum Zerwürfnis ihrer anfangs so innigen Affäre. Denn Kijas Anwesenheit hat das Schlimmste aus Luna herausgekitzelt und nicht nur Sloba, sondern allen Zuschauern und anderen Instanzen gezeigt. Man kommt nicht umhin Kija eine gewisse Berechenbarkeit und Listigkeit zuzusprechen, denn die wenigsten Menschen würden sich nach solch‘ einem Betrug in diese Hölle der Reality-Show begeben und in dieser dann wiederum eisernen Willen beweisen. Diese verschaffte ihr auch ein grande finale mit der öffentlich geschädigten Luna, welche mit ihren bemitleidenden 21,26%, gegen die 55,14% von Kija nicht ankommen konnte. Somit besiegte sie letzen Endes nicht nur den Ehebruch von Sloba, sondern auch die Show, welche ursprünglich er und Luna gewinnen wollten. Das zum Scheitern verurteile Pärchen verlor nicht nur ihr öffentliches Ansehen und die Liebe, sondern sogar die Show die sie einst zusammengeführt hatte.

„Ne mogu više ja da vraćam se na staro,

Ich kann nicht mehr zurück zum alten Leben,

Veruj mi, ljubavi, bolje je ovako.

Glaub‘ mir Schatz so ist es besser,

Ma pusti gradske priče, njih priča svako,

lass die Stadtgespräche, Stadtgespräche sein,

Kad život udari, ti vrati samo jako.

wenn das Leben zuschlägt, schlage noch stärker zurück.“

– Kija – „Ne vracam se na staro“

Kija hat sich mit ihren 50.000€ nun einen Einstieg in ihre Musikkarriere (welche auch ursprünglich Teil ihres Mannes war) geebnet und ein erstes, ziemlich erfolgreiches Lied (Text dazu oben, Link dazu unten) veröffentlicht, welches nach gerade mal zwei Wochen bereits 9,5 Mio. Klicks verzeichnet. Abschließend kann man vor ihr nur den Hut ziehen und ihren Mut loben, sich seinen Dämonen so gekonnt zu stellen. Viele Menschen hätten sich vielleicht verkrochen und die brave, unterwürfige Ehefrau gespielt, in der Hoffnung, dass das Männlein vielleicht wieder ins gemachte Heim kommt oder sie hätten sich stillschweigend geschieden. Sie aber hat sich als Ehefrau nicht mundtot machen lassen und den inneren Löwen rausgelassen, als es nötig war. So kann man zusehen, wie auch wifeys zu not-your-wifeys werden können, sofern es die Situation erfordert. Die schönsten Geschichten schreibt wohl echt das Leben selbst.

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Persephone

Persephone bewertete diesen Eintrag 04.08.2018 14:33:59

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