Vor einiger Zeit hatten sich im Rahmen der #MeToo-Debatte einige kritische Stimmen zu Wort gemeldet. Unter anderem kam auch ein Artikel der ZEIT Online dazu, welcher dazu aufruft, sich der Gegenbewegung #OhneMich anzuschließen (zu finden unter ZEIT Online: #OhneMich). Hierbei geht es vorallem darum die bestehende sexistische Asymmetrie, welche sich in der Verteilung der Prioritäten der Geschlechter zeigt, aufzubrechen, und somit eine Gleichstellung zu erzielen. Plump gesagt, sollen Frauen sich nicht mehr wie das schönere Geschlecht fühlen (müssen) und alles was ihnen diesbezüglich geholfen hat, verbannen. Hierzu zählen Schminke aber auch andere Invesitionen in den Prozess des Schönseins, wie Epilierer, Kosmetikerinnen, figurbetonte Kleidung. Zitat: "Solange sich Frauen als das schöne Geschlecht gerieren, bleibt die #MeToo-Debatte oberflächlich. Modedesigner, Politiker, Schulen: Helft mit, Ungleichheit abzuschminken!"
Nach dem Durchlesen des Artikels musste ich direkt an die Frauen in Saudi-Arabien denken, welche ihren Hijab als Erleichterung und nicht als Bürde sehen, da ihnen dieser alle Gedanken, die sie auf die Outfitwahl o.Ä. verwenden würden, abnimmt. Aber so ist das nun mal mit der Freiheit: wenn man wählen kann, muss man auch bereit sein zu entscheiden. Das ist auch Teil der Selbstbestimmung, welche den Frauen in westlichen Ländern zuteil wird. Ich verstehe auch immer noch nicht, weshalb sich so viele Frauen immer dafür verantwortlich fühlen, wie sie auf andere wirken. Auch die Verfasserin des Artikels fühlt sich in dieser Verantwortung, da sie - statt der Akzeptanz jeglicher Bekleidung und jeglichen Aussehens - zu einer Abschreibung der Aussage "Frauen sind das schönere Geschlecht" aufruft. Ich finde den Ansatz komplett falsch, sich selbst optisch zu verändern, nur um auf die Umwelt anders zu wirken. Die Umwelt ist in diesem Punkt ja auch eine Zusammensetzung sehr vieler Wahrnehmungen, welche man dann alle bedienen muss.
Nach so vielen Diskussionen wie die Frau sein soll, hat noch niemand wirklich versucht, sich mit dem Gedanken anzufreunden, dass jede Frau sein kann, wie sie will. Es gibt nämlich auch viele Männer welche auch viel Zeit mit der Outfitwahl oder Pflege verschwenden, nur werden diese nicht an den Pranger gestellt von anderen Geschlechtsgenossen. Das einzig wahre Problem, das Frauen haben, ist die Tatsache, dass Frauen sich nicht gegenseitig akzeptieren. Wenn eine Frau ungeschminkt sein möchte, sollte man sie ebenso gut machen lassen, wie eine Frau, die eine Hotpants tragen möchte. Ich persönlich liebe es meine Weiblichkeit zu betonen, aber oft tue ich das auch nicht. Warum muss man das eine oder das andere Extrem sein, wenn man auch beides sein kann?
Des Weiteren ist auch die Gleichsetzung in der Ästhetik der Geschlechter etwas ziemlich oberflächliches. Dass man durch eine Symmetrie in der Bekleidung weniger sexuelle Übergriffe hat, wage ich zu bezweifeln. Ich glaube eher, dass dies in einem anderen Kontext angegangen werden muss. Es ist total irrelevant wie sich wer anzieht. Die ewige Diskussion darüber, wie sich eine Frau kleiden soll, ist für mich nur noch Zeitverschwendung. Sie soll so Aussehen wie sie möchte PUNKT. Im Bezug auf die modische Vielfalt, die den Frauen geboten wird, sollte man vielleicht auch einfach mal stolz sein. Diese Riesenbranche lebt größtenteils von weiblicher Inspiration und die Männer haben widerum woanders ihre Territorien. Die sitzen dafür zwei Stunden vorm Fernseher und schauen Fußball, während sich die Frauen die neue H&M-Kollaboration ansehen. Die Geschlechterverteilung ist allein schon biologisch bedingt und wird auch nicht durch das Nicht-Schminken der Frauen gebrochen. Viel eher sollte man das einfach mal so stehen lassen und zusehen, dass man sexuelle Übergriffe nicht mit Bekleidungsformen und Schminke rechtfertigt.