Wenn man sich die Haare rasiert, denken die meisten Menschen direkt, dass es einem wohl irgendwie gerade schlecht gehen muss. Viele sehen es schon fast als Verunstaltung, wenn Frauen beschließen, sich ihrer "schönen" Mähne zu entledigen. Vielleicht ist daran Britney aus dem Jahr 2007 schuld, vielleicht aber auch nur die hinterwäldlerische Mehrheit der Menschen, die uns das vermittelt. Denn - man glaubt es kaum - es gibt auf dieser Welt auch Frauen, die das gerne gemacht und gewollt haben. Haare sind für viele Frauen nämlich auch eine Last. Durchschnittlich 9 von 10 Frauen müssen ihre Haare täglich waschen, stylen und föhnen. Darauf verwenden sie pro Tag 0,5-1 Stunde ihres Lebens. Rechnet man das hoch, sind das 7 Stunden die Woche, etwa 28 im Monat und 336 Stunden im Jahr. 14 Tage pro Jahr widmen wir also unserer tollen oder nicht so tollen Mähne, die bei Sturm und Regen zerstört wird und uns zudem für Pflege und Schnitt regelmäßig arm macht. Und das alles tun wir uns an, weil das nun mal so ein Frauending ist. Wir lesen alle möglichen Artikel mit Pflegetipps für strapaziertes Haar und reden mit unseren Freundinnen über diese, um auch ihnen bei ihrem "Problem" zu helfen. Nun haben sich einige mutige Damen (die etwas mutiger als wir sind) zusammengeschlossen, um uns zu zeigen, dass es nicht unbedingt so weitergehen muss. "OMG She's Bald" ist ein Projekt, dass Frauen auf der ganzen Welt darin bestärken soll, sich den rasierten Köpfen anzuschließen und die eigene Erfahrung mit der Welt zu teilen.
Und es gibt sehr viele Gründe, weshalb man sich diesen klugen Damen anschließen sollte. Wir Frauen verstecken uns gerne. Wir schminken uns, um ein schönes Gesicht zu sein. Wir lächeln anderen zu, um eine nette Gesellschaft zu sein. Wir kleiden uns schön, um andere zu beeindrucken und mit Komplimenten zu umschmeichelt werden. Wir sind so sehr damit beschäftigt für andere als weibliches Geschlecht toll zu sein, dass uns gar nicht auffällt, dass wir nichts davon für uns machen. Wir tun eigentlich nur das, was von uns wohl erwartet wird. Was von uns nicht erwartet wird, ist ein kahl rasierter Kopf. Und dieser eckt an und nimmt uns vielleicht unsere Weiblichkeit - da uns scheinbar nur die paar Haare auf dem Kopf weiblich machen (?!)
Charnah Ellesse ist eine der Gründerinnen der Bewegung. Ihre Motivation sich der Haare zu entledigen, waren Bilder von anderen dunkelhäutigen Frauen, welche ebendies für sich schon gemacht hatten. Sie bewunderte die Tatsache, dass ihr Gesicht so schön und ausdrucksstark war - ohne irgendwelche Haare - und wollte auch so sein. Sich nicht definieren zu lassen über eine Frisur, die einem sagt "jetzt bist du weiblich" oder "so sieht eine Frau aus" - das ist die geheime Lösung. Denn vielleicht trifft diese Definition einfach auch nicht auf einen selbst zu. Vielleicht ist man nicht "so eine Frau" und will unter den Tausenden mal nicht aussehen wie eine der Victoria's Secret Engel. Sich die Haare zu rasieren kann einem sehr viel Selbstvertrauen und Selbstbewusstsein geben, da man nun als man Selbst in den Fokus gerät und nun auch höchstwahrscheinlich oft seinen Standpunkt vor anderen verteidigen muss. Man lernt auch, dass es wichtig für diesen einzustehen und nicht einfach Konfrontationen zu meiden. Denn wir stehen für uns selbst ein und nicht für etwas, bei dem wir nicht hundertprozentig dahinter stehen. Und wer möchte schon von sich selbst sagen, dass er nicht komplett hinter sich steht?