Eine wifey zu sein ist nicht einfach. Man muss seine Berufung als wifey ganz weit oben anstellen, hinter Gefühle, hinter Stolz und andere Nebensächlichkeiten. Denn hauptsächlich ist man als wifey auch einfach nur dankbar. Dankbar, einen Mann zu haben. Einen, der auf Facebook und Instagram mit einem zusammen is. Der manchmal ein Bild mit einem #wifeyforlifey postet. Den man in der Beschreibung des eigenen Profils mit „taken“ oder „💑 Claudio 💕“ verewigen kann. Ist das nicht ein Wahnsinns-Privileg? Danke, dass es dich gibt Schatz! Klar, macht auch ein Mann mal Fehler, aber als gute wifey steht man ihm immer zur Seite. Er ist schließlich auch nur ein Mensch – vor allem ein Mann!
Als ich mir vergangenes Jahr Beyonce’s „Lemonade“ ansah, hatte ich sogar echt Mitleid. Es wird wohl auch für eine wifey echt schlimm sein, betrogen zu werden. Aber dennoch fand ich es verblüffend, dass eine Trennung für diese Frauen gar nicht infrage kommt. Das verzweifelte Gesuch nach der Rettung einer intakten Beziehung, die auf Lügen und Betrug errichtet wurde, überschattet bei diesen Frauen alles, was ansatzweise Würde und Stolz hervorbringen könnte. Ja, man hat sogar das Gefühl, diese Loyalität gegenüber jemandem, dem man offenbar aber nicht wichtig genug zu sein scheint (denn sonst würde derjenige einem nicht wehtun), ist die einzige Priorität für diese Frauen.
Da ich noch nie in so einer Beziehung war, kann ich mir nur ansatzweise vorstellen, wie erniedrigt und abgewertet man sich wohl fühlen muss. Das Gefühl hintergangen zu werden, löst schon so viel Abscheu und Wut aus – ich will gar nicht wissen, wie sich so ein nie endender Betrug anfühlen muss. Und dennoch fühlen diese Frauen weiterhin so viel Liebe und sind davon überzeugt genauso geliebt zu werden. Vielleicht werden sie das ja auch. Männern, die solche Beziehungen führen ist die Person an sich zwar bestimmt wichtig, aber dennoch begehren sie andere mehr oder gehen ihren Gelüsten, trotz der „Liebe“ nach. Diese fehlende Kontrolle über sich wird ihnen widerum von den wifeys verziehen und so wird diese Respektlosigkeit immer weiter ausgereizt. Vielleicht denken sie sich auch manchmal „scheiße, jetzt hab ich’s zu weit getrieben“ und wenn sie dann damit doch durchkommen, ist es wie das Aufsteigen in ein höheres Level – ein Spiel ohne Ende. Die einzige Person, die das beenden kann, wäre die wifey selbst. Aber wie käme sie dazu? Was würde sie dann machen? Es würde ihr einfach das Herz brechen…
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Danke!
Und so lange, liebe Freunde, bleiben die wifeys mit ihren Männern. Bis diese ihrer überdrüssig werden und sie irgendwann verlassen. Vielleicht mit den Worten „du bist so ein guter Mensch, aber ich kann das nicht mehr“. It’s not you, it’s me, baby. Und so zahlt sich die Dankbarkeit der wifeys letztendlich auch nicht aus – sofern sie das dachten.
Ich würde mir wünschen, dass die wifeys verstehen, dass auch sie alleine sterben werden. Dass Liebe und Dankbarkeit nichts gemeinsam haben müssen und dass man – egal wie sehr man den anderen liebt – seinen Stolz und Würde nicht aufgeben sollte. Jeder auf dieser Welt ist nämlich sein eigener Mann und kein Anhängsel von jemandem.
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