Kaum ist der ganze Weihnachtskonsumwahnsinn vorbei, geht die nächste Einkaufssaison los: Der Ausverkauf. Oder neudeutsch Sale – vier Buchstaben, die uns momentan wirklich aus JEDER Auslage entgegen schreien. 99 Prozent dieser lauten Buchstaben sind entweder weiß auf rot oder rot auf weiß, damit sie ja gesehen werden. Damit die KonsumentInnen auch wirklich denken: „Boah! Billiger! Schnäppchen machen! Mal reinschaun, vielleicht find ich ja was, was viel billiger ist als ursprünglich, dann hätt ich ja total Geld gespart!“ (Dass sie in solchen Fällen genau null sparen, sondern im Gegenteil dazu sogar mehr Geld ausgeben als ursprünglich geplant, weil Ausverkaufs-Käufe selten lange geplante Anschaffungen sind, steht auf einem anderen Blatt...)
Ich kann mir nicht helfen, mich nervt das jedes Jahr mehr. Hab ich mich vor einigen Jahren selbst noch auf diese Schnäppchen im Ausverkauf gefreut, graut mir inzwischen schon vor den Schildern in den Auslagen.
Ausverkauf ist schon lange nicht mehr eine Maßnahme für Händler, ihre Lager frei zu kriegen, um neue Ware anschaffen zu können, die sich aller Wahrscheinlichkeit besser verkauft als die Vorjahresmodelle. Das könnte ich ja noch verstehen, wenn Ware unter dem Einkaufspreis hergegeben wird: Lagerplatz ist teuer, und wenn gerade knallpink in ist, sich in der kommenden Saison aber erbsenspeibgrün als Modefarbe ankündigt, wird man schauen, die knallpinken Teile möglichst bald los zu werden, um mehr Lagerplatz für erbsenspeibgrün zu haben.
Bei großen Textilketten wird der Ausverkauf jedoch inzwischen wie eine eigene Saison geplant: Weil es den KonsumentInnen nicht taugt, nur noch Randgrößen wie XXS oder XL im Ausverkauf zu finden, werden ganze Kollektionen bereits bis zu ein Jahr vorher rein für den Ausverkauf bestellt. Das sind dann die Teile, die wundersamerweise mehrfach in allen Größen verfügbar sind, auf denen der „Ursprungspreis“ durchgestrichen ist und der „neue“ Kampfpreis fett aufgedruckt ist. Ich weiß nicht, wie es anderen dabei geht, ich komme mir dabei verarscht vor. Weil es das ganze System einfach auf so ungut konsumistische Weise pervertiert.
Ich finds auch jedes Jahr aufs neue wieder lustig: Ab November geht alles drum, ob das Weihnachtsgeschäft gut ist, und ob die Leute ja genug kaufen. Läuft das Weihnachtsgeschäft nicht gut, wird per Nachrichten gleich mal Angst vor der Rezession geschürt. Direkt danach folgt im Jänner der Ausverkauf (wobei, in den letzten Jahren sieht man immer öfter schon die Sale-Schilder vor Weihnachten in den Auslagen), die Leute sollen bitte wieder kaufenkaufenkaufen – und im Februar höre ich immer wieder von Händlern, dass der Monat so schlecht ist, dass das Geschäft so schlecht rennt. Ernsthaft? Kann man den KonsumentInnen auch mal bitte eine Pause gönnen? Diese großen Unternehmen agieren im wahrsten Sinne des Wortes auf Kosten der KonsumentInnen – die immer weniger nachdenken und sich immer mehr zum Geldausgeben „verleiten“ lassen. Ich wünsch mir, dass KonsumentInnen wieder eigenverantwortlicher agieren, sich überlegen, wann sie was brauchen (oder meinetwegen hin und wieder auch haben wollen) – und dass die Händler diese Eigenverantwortung auch akzeptieren und damit umgehen können (Wunschtraum, ich weiß...). So lange ich weiß, dass bei großen Unternehmen eigene Kollektionen für den Ausverkauf extra neu produziert werden, so lange werde ich innerlich bei jedem Sale!-Schild, das mich anschreit, ein „Nicht mit mir!!“ innerlich zurück schreien.