Was die Musikindustrie so ausspuckt, sorgt zunehmend für Verwunderung oder gar blankes Entsetzen

Seit ich Jugendlicher bin verfolgt und fesselt mich die Musikszene. Wenn ich an meine Jugend zurück denke, kann ich mich erinnern, dass viele Jungs unbedingt Gitarre spielen wollten um den Mädchen zu imponieren. Bei mir war eigentlich der Ansporn ein wenig anders ausgerichtet, nämlich meinen Idolen zu folgen. Wenn beides klappte, also den Mädchen zu imponieren und seinen Idolen nachzueifern war der Zweck rundum erfüllt.

Der große Reiz bestand jedoch darin von der Musik leben zu können. Als junger unerfahrener Mensch hatte man natürlich keine Vorstellung davon, wie das funktionieren sollte.

Foto: NZerr - MADHOUZE - Benny

Der Weg nach oben

Bleiben wir kurz noch bei dem Traum Star zu werden und von der Musik leben zu können. Die Zeiten von Elvis, den Stones, der Beatles oder ihren Nachfolgern, wie Led Zeppelin, Deep Purple oder auch der Glamrockfraktion sind langsam vorbei. Wobei sie sich wie Mozart oder Beethoven in ewiges Denkmal gesichert haben dürften.

Das Angebot hat sich spürbar geändert. Junge Menschen konsumieren Musik in der Regel wie Hamburger. Die Musikindustrie muss Schritt halten und möglichst alles gewinnbringend hinausschleudern was das Zeug hält.

MADHOUZE - Happy - Manne

Nicht nur die produktive Situation hat sich geändert, sondern auch das konsumierende Publikum. Es ist inzwischen zu einem großen Teil zu einer Horde Partybesessener mutiert. Wer dabei bei Live Acts vorne auf der Bühne herumhampelt dürfte überwiegend egal sein.

Das Haltbarkeitsdatum der Newcomer ist überschaubar geworden. Das Volk muss unterhalten und möglichst nebenbei weiter verblödet werden. Damit hat auch die Politik noch etwas davon. Denn ein verblödetes Volk rennt einmal in diese Richtung ein anderes Mal in die andere und hat keine Orientierung mehr, genauso wie die Politik selbst. Wichtiger noch, die Politik wird bei einem Volk das die Orientierung und das längerfristige Interesse an irgendetwas verloren hat und nebenbei verblödet, nicht groß belästigt.

Dazu passend bemerkt, das ist jetzt nicht politisch korrekt von mir, der Siegertitel des aktuellen Eurovision Song Contests aus Israel ist ja mehr als grauenhaft. Ich glaube nach ABBA hätte man diesen Mist wie jetzt den Echo abschaffen können.

Zur Volksbelustigung haben wir noch den Poptitan mit seiner angeblichen Talentsuche. Es wird sicher streng darauf geachtet, dass genügend absolut Talentlose und Bekloppte vor dem Jurypult herumkaspern. Wobei es nicht auffallen würde, wenn die Jury mit vor dem Pult stehen würde.

Kurz gesagt, der Weg nach oben und von seiner Leidenschaft leben zu können ist nur wenigen vergönnt. Deshalb sollte man sich keine großen Illusionen machen.

Seit 20 Jahren bin ich regelmäßiger Besucher der Musikmesse in Frankfurt. Ich habe viele Stars und Talente getroffen und erlebt. Vor allem trifft man dort auf Talente die massenhaft auf der Stelle treten.

Auch die Musikmesse selbst wird immer bedeutungsloser. Das Business wird scheinbar unter wenigen noch komplett ausgeschlachtet.

Streifzug Musikmesse Frankfurt - alle Fotos NZerr

Benny - T.M. Stevens (2009)heute im Pflegeheim Basser - Paddy

Unten: T.M. Liveshow auf der Musikmesse vor 10 Jahren - ein Basser der Weltelite ist verstummt

Benny&Paddy Zerr - Rudolf&Michael Schenker (Scorpions/Ex-UFO)

Bobby Kimball - Ex-Toto

Spencer Davis - Keep on running

Mungo Jerry - 2003 In the summertime

Dr. Jimi Marshall der Ampkönig - 2003

Guitarheros - "Stairway to ... the dream of musicans"

Schlager - der Fels in der Bandung?

Ich habe das Gefühl die Volksmusik im traditionellen Sinn stirbt ebenfalls langsam aus. Das was man vielleicht früher einmal unter diesem Genre verstanden hat, ist immer mehr in Richtung Schlager und rockiger Volxmusik abgewandert.

Obwohl ich jetzt nicht unbedingt der Schlagerverrückte bin, muss ich zugeben, dass es super Schlager und natürlich auch tolle rockige und poppige Musik mit deutschen Texten gibt.

Wenn der Schlager und die Volxmusik allein nicht ziehen, muss das Dirndl und die Lederhosen her. Was dann über den Bierkrug hinweg in Stimmungsuniform gegrölt wird ist doch auch egal.

Ich weiß nicht wie es in anderen Familien zugeht, aber das Thema Musik sorgt durchaus für allerlei Spannungen. Natürlich nicht so, dass es einen handfesten Familienkrach gibt. Meine Frau ist Schlagerfan und ich bevorzuge eher Pink Floyd, ZZTop, Status Quo, die Stones, Beatles und Co.; unterstützt werde ich dabei von meinen Söhnen.

Meiner Frau erkläre ich immer, dass die Schlagersendungen immer einen anderen Namen haben, aber immer die gleichen Gestalten und nervigen Moderatoren dort auftauchen. Schlagerboom, Schlagerfest oder wie die Schlagertreffen sonst noch so heißen. Natürlich sind die Plattformen für mich auf Helene Fischer zugeschnitten. Ich kann durchzappen wo ich will, die Schlagersendungskopie der Kopie ist in allen Kanälen fest verankert.

Vom modernen Schlager kann ich mir fast keine einzige Melodie die sowieso fast immer Elektropoprhythmus durchtränkt ist merken. Ich frage mich immer ob es nicht mehr möglich ist Ohrwürmer zu komponieren. Dann die Altstars mit nahendem Ablaufdatum wie Roland Kaiser sind gleichzeitig die Neuen, nur heute im Anzug mit Weste. Wenn er nicht anfangen zu singen würde, könnte man glauben ein Versicherungsvertreter hat sich auf der Schlagerbühne verirrt. Egal, es ist wie es ist.

Jimi Marshall bis zum Schluss - etwa ein Jahr danach ist die Legende verstorben

Die Zukunft?

Die Musikmesse 2018 - Ausdruck der Stimmung und Atmosphäre

Never too old to Rock

Seit über 40 Jahren komme ich oft zum Leidwesen meiner Frau wie gesagt nicht los von der Musik. Erschwerend kommt noch das Motorradfahren dazu; wobei sie zum Glück mitfährt.

Meine beiden Söhne habe ich ebenfalls mit dem Rockvirus meiner Jugend angesteckt. Zugegeben, ich habe oft davon geträumt, unser Leben mit Musik zu finanzieren. Da ich der Sache selbst nicht traute, konzentrierte ich mich doch lieber auf ein sicheres berufliches Fundament. Unsere Söhne zum Glück auch.

Nun mache ich mit unseren Söhnen Musik und wir haben unseren Spaß damit. Mein ältester Sohn ist nebenbei noch Drummer in einer Art Kumpelband, die sich Madhouze nennt.

MADHOUZE - Clip Never too old to Rock

Sie produzieren eine CD nach der anderen – ein paar Coversongs aber sonst alles selbst komponierte Songs. Der Gitarrist Happy ist Inhaber eines „Szenengitarrengeschäfts“. In dem Musikgeschäft betreibt er noch ein kleines Tonstudio. Dort werden dann die Madhouze CDs produziert. Sonst wäre die Sache ganz schön teuer und eigentlich nicht zu finanzieren.

Mit den Auftritten ist heutzutage in den unteren Etagen der „Schattenmusiker“ nichts mehr verdient. Die Bands können froh sein, wenn die Unkosten gedeckt sind.

Ich habe schon viele Veranstalter kennen gelernt, auch von der obersten Liga. Es sind knallharte geldgierige Typen, eben wie überall.

Wenn Bands eine große Bühne möchten um ihre eigenen Songs vorzustellen besteht die Möglichkeit bei bekannten Stars als Vorgruppe aufzutreten. Allerdings muss man dafür oft ganz schön blechen.

Also für eine Leistung die man erbringt, muss man noch bezahlen. Man muss sich einmal vorstellen, da kommt ein Heizungsmonteur, der einen Lehrling mitbringt und dieser muss dem Hausherrn noch etwas bezahlen, damit er an seiner Heizung vielleicht eine Düse auswechseln darf.

MADHOUZE - Clip She is only seventeen

Deshalb ist Musik für unsereins nur noch Spaß und ein schönes Hobby. Aber so viel Ehre sollte jeder Musiker haben, dass er nicht noch dafür bezahlt, wenn er musikalische Unterhaltung darbietet.

Der Weg nach oben ist leider nur noch für die Masse der Talente nur ein Zufallstreffer. Erschwerend kommt hinzu, dass der Markt überschwemmt ist und die Unterstützer überwiegend nur am schnellen Geld interessiert sind. Idealismus – Fehlanzeige.

Und wer Rock mag, der liegt bei der Madhouzebotschaft, ausgedrückt in einem eigenen Song, genau richtig.

MADHOUZE - CD Never too old to Rock

......und Tschüss (alle Fotos: Norbert Zerr)

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