Auf dem Weg zur Arbeit höre ich regelmäßig hrInfo und hr1, beides Sender des Hessischen Rundfunks.
Heute früh eröffnete hr1 den Nachrichtenblock mit der Topmeldung, dass ein Migrant in Weimar Opfer dreier Deutscher wurde, die ihn krankenhausreif schlugen. Ein Verbrechen, das für sich genommen absolut zu verurteilen ist und mit keinerlei Erklärungsversuchen schöngeredet werden sollte!
Allerdings fragte ich mich schon: Ist das eine Topmeldung wert? In einer Gesellschaft, wo täglich Übergriffe vergleichbarer Art stattfinden, bei denen Migranten überproportional häufig Täter statt Opfer sind?
Ich entschied mich spontan, die Redaktion von hr1 zu kontaktieren und verfasste folgende Nachricht:
Liebes hr1-Team,
zunächst mal ein großes Lob für Ihr Programm und die noch immer recht ausgewogene Musikwahl, obwohl mir als Oldie-Freund in den letzten Monaten und Jahren die "modernen" Lieder aus den 2000ern und 2010ern doch etwas überhand nehmen. ;)
Wie üblich habe ich auch heute früh auf dem Weg zur Arbeit bei Thomas Koschwitz eingeschaltet.
Dabei eröffneten Sie um 6:00 Uhr Ihre Nachrichtensendung mit einer Meldung aus Weimar. Ein Migrant wurde offensichtlich von drei deutschsprachigen Tätern krankenhausreif geprügelt. Ein widerwärtiges Verbrechen, das in jedem Falle zu verurteilen ist.
Was sich mir allerdings nicht wirklich erschließt, auch wenn es im ersten Moment hart klingen mag: Warum ist Ihnen dies die Topmeldung im Nachrichtenblock wert? Nicht falsch verstehen! Die Tat als solche ist grauenvoll und durch nichts zu rechtfertigen! Es erscheint allerdings eher so, dass Sie auf den aktuellen Medienhype über den "bösen rechten Osten" aufspringen wollen, und Ihnen eine solche Tat da irgendwie gerade recht kommt, um das Thema weiter zu pushen.
Ja, Rassismus und Fremdenfeindlichkeit haben in unserer Gesellschaft nichts verloren. Dagegen sollte sich jede zivilisierte Gesellschaft wehren. Aber ehrlicherweise muss man auch festhalten, dass der überwiegende Teil der Gewalttaten in Deutschland eben nicht auf das Konto der – so hat man den Eindruck – urplötzlich deutschlandweit wie Pilze aus dem Boden schießenden Nazis gehen (was haben die eigentlich in den vergangenen 20 Jahren gemacht / gewählt?), sondern, so leid es mir für das Weltbild des ein oder anderen Redakteurs tut, bedeutend häufiger Migranten eher Täter als Opfer sind. Sie belegen dies im Prinzip sogar im gleichen Beitrag (oder waren es die Kollegen von hrInfo? Ich bin mir gerade nicht sicher...), mit einer Statistik, die ausweist, dass bei Gewaltdelikten ja 75% aller Täter Nicht-Migranten seien. Das heißt im Gegenzug, ein Viertel aller Täter bei solchen Vorkommnissen sind Migranten. Nun frage ich mich: Wie hoch ist deren Bevölkerungsanteil? 2%? Steht das in einem gesunden Verhältnis?
Warum wagt sich niemand in den Redaktionen in offener Ehrlichkeit mal an das – zugegebenermaßen heikle – Thema "Gewalt durch Migranten" heran? Ihnen dürfte sicher nicht entgangen sein, in welcher Form mittlerweile nahezu täglich Übergriffe auf alle möglichen Gesellschaftsschichten vom Familienvater über den Obdachlosen bis zur "unehrenhaften" Schwester, der Rentnerin von nebenan und sogar Kindern und Jugendlichen erfolgen. Als Beleg dienen häufig auch Videos von Beteiligten, die zeigen, mir welcher stumpfen Aggression und Gewalt die Täter vorgehen. Erreichen diese Entwicklungen das h1-Funkhaus nicht? Leider, das muss man so sagen, ist die Täterbeschreibung oft dieselbe, wenn auch teilweise mit bunten Stilblüten schwammig formuliert. "Südländisches Aussehen", "dunkle Hautfarbe", "bräunlicher Teint", "orientalische Optik", häufig wird sie auffälligerweise ganz verschwiegen oder – wenn klar ist, dass der Täter Deutscher ist, dies explizit aufgeführt. Das erscheint mir viel zu einseitig und kommt sicher beim ein oder anderen Hörer auch als bewusste Manipulation an. Eine Einschätzung, gegen die ich mich nicht ganz wehren kann.
Mit Blick auf die Kriminalstatistik in Deutschland kommen noch viel deutlichere Zahlen zum Vorschein. Als Interviewpartnerin empfehle ich Ihnen mal die Bloggerin Ines Laufer, zu der ich gerne den Kontakt herstellen kann. Sie hat sich en Detail mit der PKS auseinandergesetzt und kann auf Basis nüchterner Fakten zum Thema Stellung beziehen.
Bevor Sie also das nächste Mal Ihre Nachrichtenthemen priorisieren, sollten Sie vielleicht darüber nachdenken, ein realistisches Bild der gesellschaftlichen Lage abzubilden. Ich verlange sicher nicht, dass sie als Startbeitrag die Übergriffe auf Deutsche durch Migranten oder in Parallelgesellschaften aufgewachsene Deutsche mit Migrationshintergrund melden. Dafür reicht vermutlich ohnehin die Sendezeit nicht und es trägt sicher auch nicht zur Deeskalation der gesellschaftlichen Spaltung bei. Etwas mehr Neutralität wäre allerdings wünschenswert. Oder wollen Sie weiter Wasser auf die Mühlen derer kippen, die im ÖR längst einen politisch gesteuerten "Staatsfunkt" sehen? Dann kann nicht in Ihrem oder im Interesse Ihrer Hörer sein.
Ich hoffe, Ihnen hiermit einen kleinen Denkanstoß gegeben zu haben und freue mich selbstverständlich auf ein Feedback.
Ansonsten ein großes Lob an die Truppe, die einen tollen Job macht und hr1 weiterhin zu einem der Sender meiner Wahl macht."
Ich bin mal gespannt, ob und welches Feedback ich hierzu erhalte.
Update: Hier die Antwort des hr:
Danke für Ihre Mail und Ihr Interesse an den hr1-Nachrichten.
Das, was Sie schreiben, kann ich gut nachvollziehen.
Mir ruft es einmal mehr ins Gedächtnis, welche Strahlkraft Aufmacherthemen in unseren Nachrichtensendungen haben. Strenggenommen jedoch haben wir die Nachrichtensendung um 06:00 Uhr nicht mit dem Angriff in Wismar eröffnet. Wir haben zuerst einen Bericht über den anstehenden Besuch des sächsischen Ministerpräsidenten in Chemnitz gebracht. Danach folgte die Meldung zum Angriff in Wismar. Meiner Ansicht nach kann man dieses Thema setzen und auch direkt hinter dem Bericht zur Situation in Chemnitz senden. Darin kann ich keine Verzerrung der Nachrichtenlage oder ein Missverhältnis erkennen.
Im weiteren Verlauf des Morgens haben wir verschiedene andere Aufmacher gesetzt. Um 08:00 und 09:00 Uhr die Förderung des Wohnungsbaus in Deutschland. Um 10:00 Uhr die neue Arbeitslosenstatistik.
Ich möchte Ihnen versichern, dass wir durchaus Straftaten und Gewalt durch Migranten thematisieren. Etwa Anfang Juni, als der hr zu diesem Thema recherchiert hat (hier der Link: https://www.hr-inforadio.de/programm/das-thema/auslaenderkriminalitaet-sind-fluechtlinge-besonders-gewalttaetig,fluechtlinge-208.html ). Es entsteht durch dieses und andere Beispiele - meiner Überzeugung nach - eine journalistische Ausgewogenheit, wenn auch, zugegeben, über eine gewisse Zeitachse.
Jedoch ist es ein gängiger nachrichtlicher Mechanismus, dass aktuelle Ereignisse im Vordergrund stehen - so, wie seit dem Wochenende die Demonstrationen vor allem rechter Gruppierungen in Chemnitz. Auslöser der Situation in Chemnitz waren tödliche Messerstiche gegen einen 35-Jährigen Deutschen. Die Verdächtigen sind ein 22-Jähriger Iraker und ein 23-Jähriger Syrer. Wir haben das so gemeldet und auch damit deutlich gemacht, dass wir Gewalt durch Zuwanderer keineswegs verschweigen. Ähnlich haben wir uns verhalten und verhalten uns immer dann, wenn es beispielsweise - wie in der Kölner Silvesternacht - um sexuelle Gewalt gegen Frauen durch ausländische Männer oder Männergruppen geht. Die Abwägung, in welchen Fällen wir Nationalitäten nennen, ist zunehmend schwierig, was natürlich auch mit einer vergleichsweise aufgeregteren Stimmung in der Öffentlichkeit zu tun hat. Eine wichtige Leitlinie für uns bleibt die Empfehlung im Pressekodex des Deutschen Presserats:
Richtlinie 12.1 – Berichterstattung über Straftaten (gültig seit 22.03.2017)
In der Berichterstattung über Straftaten ist darauf zu achten, dass die Erwähnung der Zugehörigkeit der Verdächtigen oder Täter zu ethnischen, religiösen oder anderen Minderheiten nicht zu einer diskriminierenden Verallgemeinerung individuellen Fehlverhaltens führt. Die Zugehörigkeit soll in der Regel nicht erwähnt werden, es sei denn, es besteht ein begründetes öffentliches Interesse. Besonders ist zu beachten, dass die Erwähnung Vorurteile gegenüber Minderheiten schüren könnte.
Darüber hinaus benennen wir Nationalitäten, wenn es zwischen dem Motiv eines Täters und seiner Herkunft offensichtlich einen Zusammenhang gibt. Das ist etwa bei den sogenannten Ehrenmorden der Fall.
Ich hoffe, ich kann Sie mit meiner Darstellung überzeugen - und natürlich, dass Sie auch weiter hr1 hören.
Mit freundlichen Grüßen - Axel Klankwarth
Axel Klankwarth
Nachrichten, hr-iNFO
Koordination Nachrichten hr1, hr3, hr4, YOU FM