Derzeit sind sie leider überall, die Gesichter der Kandidaten für das höchste Amt im Staate. Ich bin von Beruf Fotograf und schreibe gerade ein Buch über Portraits. Daher gönne ich mir die Freiheit und kommentiere was die Kandidaten uns so zumuten. Vorweg ich gehe davon aus, dass sich alle einen ordentlichen Fotografen geleistet haben, und was ich jetzt aufzähle keine Fehler sondern absichtliche Entscheidungen sind.
Ein sehr solides Pärchenportrait, kaum Schatten (was ein Portrait uninteressant wirken lässt), weiches Licht und wie leider so oft ein künstliches Lächeln(Vor allem bei Ihr). Auch die Photoshopverjüngung des Baumeisters ist meiner Ansicht nach schon zu weit weg von der Realität. Aber alles in allem sehr solide.
2.) Hundstorfer https://scontent-vie1-1.xx.fbcdn.net/hphotos-xpl1/t31.0-8/12719562_256218681388687_6075784760733346358_o.jpg
Hier waren "Meister" des Photoshops am Werk, er strahlt förmlich ist sichtbar und übertrieben verjüngt, die Blendenflecke (Runde Seifenblasenartige Kreise) hören wie durch ein Wunder über dem Gesicht des Gewerkschafters auf. Das Licht ist ein so genanntes "connected Loop" und erzeugt im Vergleich zum Baumeister schon wesentlich mehr Tiefe. Sein künstlich und übertriebenes Lächeln wird wohl von Symphatisanten und mir unterschiedlich Bewertet. Kleines Detail am Rande, während seine anderen üblichen Portraits (die mir auch besser gefallen) öfter auf seiner Seite gepostet werden, muss man für sein Wahlplakat schon ein gutes Monat zurück gehen; ich glaube die wissen mittlerweile auch schon was sie produziert haben.
Solides "Loop" Licht, kein übertriebens Photoshop und auch das künstliche Lächeln hält sich in Grenzen. Der starke Anschnitt liegt zwar im Trend, sollte jedoch nur bei Personen ohne Starken Geheimratsecken gemacht werden, sonst wirkt es wie fast eine Glatze. Möglicherweise war aber sein schütteres Haupthaar ob des Lichtes sowieso unkenntlich und dies daher die richtige Entscheidung. Störend für mich ist vor allem der Schatten auf den Zähnen, bei dem anderen Sujet "Erfahrung macht stark" wirkt er dadurch schon richtig bedrohlich. Solch unvorteilhafte Schatten wurden im klassichen Film gerne eingesetzt um den Bösewicht erkenntlich zu machen.
Sie ist im öffentlichen Raum weniger present, und das obwohl sie super Plakate hat. "Butterfly" Licht mutige und gelungene Anschnitte, und einige sehr souveräne und symphatische Posen. Für meinen Geschmack sind die Augen etwas zu weit geöffnet, ein leichtes verengen von unten würde noch etwas entschlossener wirken. Mein einzig echter Kritikpunkt ist die Auswahl, auf einigen Fotos hat sie die Lippen ganz leicht verklebt geöffnet.https://scontent-vie1-1.xx.fbcdn.net/hphotos-xal1/t31.0-8/12628548_1526504097648360_8352493990581559125_o.jpg Das passiert würde ich aber nicht auswählen.
Viele werden es unbeschmiert gar nicht kennen, eines der zwei Sujets. Beim anderen lächelt auch er künstlich und oft mit Strache direkt in die Kamera. Das ausgewählte jedoch ist übernommen von der "Hero-ästhetik" der Aufnahmewinkel von unten, die Brust heraus der Blick in die Zukunft. Ein ehemaliger Mediencoach vom Haider hat mir mal verraten, das er penibelst darauf geachtet hat nie von unten fotografiert zu werden um nicht arrogant zu wirken. Aus ästhetischen Gründen hätte ich es gernen gehabt wenn sich diese Informationen in der Partei gehalten hätten. Was positives noch, aus steirischer Perspektive, im vergleich zum Katastrophenplakat Kunasek https://scontent-vie1-1.xx.fbcdn.net/v/t1.0-9/12919842_10153653688953282_5898836393366265915_n.jpg?oh=4ec02cdf334fbb8f81267c3cfbc5d29c&oe=57A8A21E bei dem die Zähen aussehen als hätte wären sie schon vom politischen Mitbewerber verunstaltet worden, hat man hier auf allzu übertriebenes Lächeln/Photoshop verzichtet.
6.) Van der Bellen https://scontent-vie1-1.xx.fbcdn.net/hphotos-xla1/t31.0-8/12970948_1172092462835794_7138108162506160752_o.jpg
Hier hat jemand einmal gewusst wie er ästhetisch mit dem Umgebungslicht umgeht(Butterfly), keine aufdringliche, sondern eine entspannte Pose, und das einzige Bild, das mit gekonnten Kontrasten (Hell Dunkel) arbeitet. Von der Symbolik her hätte ich ihn wohl eher im Bild Links stehen lassen, obwohl man das auch argumentieren kann. Von der Bildsprache hat er in diesem Bild viel hinter sich und nur noch ein wenig vor sich, dass dafür aber sehr hell. Üblicherweise schaut der Protagonist von einem Bilddrittel zum anderen, um die Zukunft darzustellen. Das Photoshop dieser Fotos war übrigens wirklich gut, man kann es am fertigen Bild kaum erkennen.
Ich befürchte nur, dass dies so wie vieles andere mir und auch sonst niemandem bei der Wahlentscheidung helfen wird :)
