oskar polak sniperpix.at
Liebe Facebookhetzer und Bahnhofsklatscher, voller Verwunderung lese ich auf beiden Seiten, dass ihr glaubt realistisch zu sein. Egal ob das offene Grenzen oder ein geschlossenes Türlein mit Seitenteilen rund um Österreich ist, es sind idealistische Wunschvorstellungen. Nicht, dass ihr nicht eure einseitige Meinung weiter trommeln dürft, nur bitte nehmt Abstand vom Wort Realismus. Ein Realist, so hat es Popper formuliert, ist jemand, dem es wichtiger ist zu lernen, als Recht zu behalten. Wer also die Schuld aller Probleme nur bei den anderen sieht, und nach Möglichkeit noch, jeden Kontakt zu Andersdenkenden abgebrochen hat, ist das genaue Gegenteil: ein Idealist.
Konkret bedeutet es seine eigenen ideologischen Scheuklappen zu hinterfragen. Für diejenigen die glauben, abschaffen wäre besser, oder noch schlimmer, sich sicher ist, selbst keine zu haben; empfehle ich nochmal Absatz eins. Denn Vorurteile und Wertvorstellungen sind ganz natürlich, sie leisteten auch heute noch gute Dienste. Wenn ich heute einen Fahnen und Baseballschläger schwingenden Mob (Mit Glatzen oder vermummt) auf mich zukommen sehe, fange ich an zu laufen. Erst danach fange ich an darüber nachzudenken, ob das eventuell nur ein provokanter Karnevalsverein war.
Ich zum Beispiel, bin kein Freund von Religion im Allgemeinen; daher sehe ich es mit Sorge, wenn unzählige streng religiöse Personen zuwandern. Doch anstelle mich mit Gleichgesinnten auf Stammtische zu setzen um mich in meiner Meinung bestätigen zu lassen, habe ich bewusst den Kontakt zu Asylbewerbern gesucht. Das hat zu einigen Bestätigungen meiner Vorurteile geführt, aber auch zu vielen positiven Überraschungen. Jetzt bin ich zwar noch immer ein Verfechter einer säkularen Demokratie, aber mit einer differenzierten Meinung bezüglich der Zuwanderung.
Ein weiteres klassisches Beispiel ist die unsägliche “Varoufakeis”-Affäre des Ursprungs aller “Ich mache Politik und Reichweite mit Lügen und nenne es wenn ich auffliege”- Satire des Jan Böhmermann. Für diejenigen die sich nicht erinnern, er gab in seiner recht unbekannten Satiresendung an, den Stinkefinger selbst gefaked zu haben und bezeichnete Jauch als unseriösen Journalisten. Alle Fans des griechischen Ökonomen waren begeistert, die medialen Netzwerke waren voll von Spott über Jauch und über die bösen bösen Deutschen die Satire nicht von Realität unterscheiden konnten. Einzig Hart aber Fair hatte jenseits vom noch immer ulkenden Böhmermann* (der auf Nachfrage von Journalisten noch immer angab, es gefaked zu haben) recherchiert und den Stinkefinger für echt befunden. Erst drei Tage später kam der ZDF seiner Pflicht nach und zwang, den “Andy Kaufman für Linke” die Wahrheit zuzugeben. Jetzt kann man sagen “na und”, er ist Satiriker, der darf das. Mag schon sein, mein Vorwurf geht auch weniger gegen ihn, sondern all die “Journalisten” und Meinungsmacher, die nicht voller Scham zugaben, einem Schelm aufgesessen zu sein; nein wie Anhänger einer Sekte, dessen Weltuntergangsdatum abgelaufen ist, feierten sie ihn als genialen Erlöser, der was weiß ich nicht alles offenbart hat. Die Sogwirkung dieses Spektakels ist hoffentlich hinlänglich bekannt.
Wenn wir es als Bevölkerung wieder schaffen, auch diejenigen Informationen, die unser persönliches Weltbild stützen zu hinterfragen; mit denjenigen ergebnisoffen zu diskutieren, die anderer Meinung sind; und vor allem uns selbst gegenüber ehrlich genug sind, um Fehler einzugestehen, dann haben wir eine Chance, auch wieder Politiker zu bekommen, die an mehr als ihren Posten denken.
PS: Nachdem heute Abend wieder Wien im Kinderbürgerkrieg versinkt: Kauft euch Karten, geht zum Ball, dokumentiert alle Straftaten und zeigt sie an. Wer draußen gegen Polizisten Krieg spielt und randaliert, kann sich wohl selbst vorstellen, auf welcher Seite er steht. Laut Robert Misik sind übrigens auch die friedlichen Demonstranten wissentliche Profiteure des Medianspektakels der Randale (S24 Genial Dagegen)
