Ein bemerkenswertes Interview mit dem brasilianischen Präsidentschaftskandidaten Luiz Inácio Lula da Silva , kurz Lula, wurde in der Times veröffentlicht. Im deutschsprachigen Raum hat man nur wenig davon gehört. Die Berliner Zeitung berichtete etwas ausführlicher. Ansonsten war es eine Randnotiz. Dabei gab Lula beachtliches zum Ukrainekrieg von sich.
TIME: "Können Sie das wirklich zu Zelensky sagen? Er hat den Krieg nicht gewollt, er ist zu ihm gekommen.
LULA: Er hat den Krieg gewollt. Wenn er keinen Krieg gewollt hätte, hätte er ein bisschen mehr verhandelt. Das war's. Ich habe Putin kritisiert, als ich [im März] in Mexiko-Stadt war, und gesagt, dass es ein Fehler war, einzumarschieren. Aber ich glaube nicht, dass irgendjemand versucht, Frieden zu schaffen. Die Leute schüren den Hass gegen Putin. Das wird die Dinge nicht lösen! Wir müssen eine Einigung erzielen. Aber die Leute ermutigen [den Krieg]. Ihr ermutigt diesen Kerl [Zelensky], und dann denkt er, er sei das Sahnehäubchen auf eurem Kuchen.
https://time.com/6173232/lula-da-silva-transcript/
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Das Interview ist nicht nur deshalb beachtlich, weil Lula einmal die Rolle Seleynskis kritisch beleuchtet. Insgesamt klagt er die mangelnde Verhandlungsbreitschaft der Ukraine und der NATO Staaten an. Darüberhinaus die aggressive Politik einzelner NATO Staaten und der USA.
"Die USA haben ein großes politisches Gewicht. Und Biden hätte [den Krieg] vermeiden können, statt ihn anzuzetteln. Er hätte mehr reden und sich mehr einbringen können. Biden hätte ein Flugzeug nach Moskau nehmen können, um mit Putin zu sprechen. Das ist die Art von Haltung, die man von einer Führungspersönlichkeit erwartet. Dass er eingreift, damit die Dinge nicht aus dem Ruder laufen. Ich glaube nicht, dass er das getan hat."
Was gestern noch als Unterstützung des Widerstands gegen die Besatzung gepredigt wurde, die Lieferung von Defensiv Waffen, bekommt zunehmend eine bedrohliche Wendung. Wie Lula richtig feststellt, ist das Interesse an Verhandlungen fast Null. Die Eskalation des Krieges schreitet aber ungehindert fort.
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5.5.2022 18:11 Uhr
Johnson: Telefonat über Lieferung von Langstreckenwaffen
Der britische Premierminister Boris Johnson hat nach Angaben seines Büros mit dem ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj über etwaige Lieferungen von Waffen mit längerer Reichweite gesprochen. Diese sollten "die Bombardierung von Zivilisten verhindern", heißt es nach einem Telefonat. Zudem sei der Kriegsverlauf diskutiert worden.
https://www.tagesschau.de/newsticker/liveblog-ukraine-donnerstag-119.html
Langstreckenwaffen sind keine Verteidigungswaffen. Und Russland wird solche Waffenlieferungen nicht mehr akzeptieren, sondern sie als das definieren was sie in der Tat sind, die Kriegserklärung Englands an Russland. Wer glaubt, diese Eskalation sei nicht Teil einer Strategie, der ist naiv. Die Aufrüstung der Ukraine durch Großbritannien und den USA läuft seit mehreren Jahren und alles zielte darauf ab, das es einmal zu einem bewaffneten Konflikt mit Russland kommt.
Nehmen Sie sich mal eine Minute für Florence Gaub am 22.3.2022 bei Markus Lanz . Man kann es in der Mediathek des ZDF nachschauen. Es ist eine verdammt aufschlussreiche Minute.
https://www.zdf.de/gesellschaft/markus-lanz/markus-lanz-vom-22-maerz-2022-100.html
Markus Lanz fragt Florence Gaub , weshalb der Zeitpunkt des Überfalls Putins kein Zufall ist. Und jetzt kommt eine ganz spannenden Minute
Florence Gaub: "Die Vorgeschichte ist natürlich 2014, also, für uns fängt der Krieg erst jetzt an, aber eigentlich für die Ukraine hat er 2014 angefangen. Da ist Russland rein in die Ukraine und hat die Krim besetzt und die ukrainische Armee ist quasi weggeschmolzen. und seitdem, d.h es ist jetzt acht Jahre her, haben die massiv sich reformiert, haben sich auf NATO Standards eingeschossen, hatten sehr viel Unterstützung von Kanada, von USA und auch von Großbritannien (Lanz: die Ukraine?) die Ukraine und waren eigentlich fast so anderthalb bis zwei Jahre davon entfernt,einen Status zu haben, wo sie sich die Krim hätten zurückholen können. Und deswegen konnte Russland auch nicht mehr warten. Die mussten jetzt zuschlagen, denn in zwei Jahren hätten sie einen Gegner gehabt, der noch viel schwieriger zu überwältigen gewesen wäre, als das, was wir heute haben" Lanz:" OK. Auch so'ne interessante Information, die hatte ich, die hatte ich so nicht auf dem Schirm."
Florence Gaub ist eine Analystin vom Institut der Europäischen Union für Sicherheitsstudien (EUISS) Sie äußerte sich zu den Militärstrategien der Ukraine und Russlands sowie zum gegenwärtigen Fortgang des Krieges. Sie wurde als Sicherheitsexpertin angekündigt.
Und dann noch dieser Herr Melnyk. Der sagte in einem Interview bei der Deutschen Welle :" Entweder wird die Ukraine NATO-Mitglied, oder Kiew zieht eine atomare Aufrüstung in Betracht."
https://www.dw.com/de/kiew-denkt-%C3%BCber-atomare-aufr%C3%BCstung-nach/a-57212281
Das ist doch keine Verschwörungstheorie mehr, wenn man Zweifel an der Alleinschuld der Russen an dem Krieg hat. Und man muss sich wirklich fragen, wozu das taugt. Will man jetzt das Endgame? Es scheint fast so. Und für diesen Zweck nimmt man den Tod von Millionen unbeteiligter Menschen in Kauf, die wegen der Kriegsfolgen verhungern werden? Vor Allem in afrikanischen und asiatischen Staaten, wird man die durch den Krieg entstehende Nahrungsmittelknappheit nicht in den Griff bekommen. In Europa drohen Verteilungskämpfe, die insbesondere rechtsextremisten für sich zu nutzen wissen werden. Das französische Wahlergebnis war ein Vorgeschmack darauf. Und wenn, bedingt durch die zu erwartenden Versorgungsengpässe,der Migrationsdruck Richtung Europa steigen wird, dann wird das die Bevölkerung nicht widerspruchslos hinnehmen werden, wie das von 2015 bis heute der Fall war. Denn auch hier werden die Verteilungskämpfe zunehmen.
Ist dieses Szenario unrealistisch? Und wie wäre es zu verhindern? Wie Lula sagt: Durch Verhandlungen.
Lula: "Wenn man Frieden will, muss man Geduld haben. Sie hätten sich 10, 15, 20 Tage, einen ganzen Monat lang an den Verhandlungstisch setzen können, um eine Lösung zu finden. Ich denke, der Dialog funktioniert nur, wenn er ernst genommen wird."
Und ja. Panoptes sieht die Schuld des Krieges allein bei Russland. Die Ursache des Krieges ist aber nicht so eindeutig zu beantworten. Verhandlungen haben nichts mit Kapitulation zu tun. Man kann kämpfen und trotzdem verhandeln. Und wenn die Verhandlungen kein Ergebnis bringen, kann man sich immer noch gegenseitig vernichten. Es aber nicht zu versuchen, einen Weg aus diesem Krieg zu finden, ist ein Menschheitsverbrechen all derjenigen, die den Weg zum Frieden nicht gehen wollen.