Ich gebe zu, der russischen Armee alles Üble zuzutrauen, was man einer Invasionsarmee nur zutrauen kann. Dennoch bedarf es tragfähiger Beweise, wenn man Aktionen und Sanktionen auf einem Vorwurf gründet, wie dem der Massenmorde in Butscha. Es wäre hilfreich, gäbe es unabhängige Untersuchungen, damit es am Ende nicht zu Verschwörungstheorien kommt, die dazu führen, dass der Konflikt zu keinem Ende kommt. Und vor allem sollten unbewiesene Behauptungen nicht dazu dienen, den Konflikt auszuweiten und andere, bislang unbeteiligte Länder, zu militärischen Aktionen zu verleiten.
frei ohne
Heute kommt eine Meldung hinzu, die mich nicht allein deshalb stutzig macht, weil sie so unglaubwürdig klingt, sondern eine Wiederholung eines Vorwurfs aus 2015 darstellt, was die meldenden Nachrichtenagenturen bislang nicht thematisiert haben. Und dann gab es vor wenigen Wochen noch Meldungen, die einen völlig anderen Hintergrund schilderten.
RND berichtet heute, dass der Bürgermeister von Mariupol mitgeteilt hat, dass russische Truppen mobile Krematorien einsetzen. Wohl, um Kriegsverbrechen zu verschleiern.
https://www.rnd.de/politik/mariupol-mobile-krematorien-im-einsatz-UBSZ5ZEDFND5RNXEJ4YLFT6X4U.html
Vor knapp vier Wochen gab es schon einmal Hinweise auf diese mobilen Krematorien. Da wurden britische Offizielle so zitiert: Das „mobile Krematorium“ würde dem Bericht zufolge hinter den Truppen herfahren, um die Leichen der Soldaten zu „verdampfen“. Russland würde damit Kritik im Innenland verhindern, wie es bei den russischen Truppenverlusten nach der Annexion der Krim im Jahr 2014 der Fall war.
Noch irritierender als diese widersprüchlichen Analysen ist, dass der Vorwurf zur Nutzung mobiler Krematorien durch die russischen Truppen bereits 2015 vom damaligen ukrainischen Präsidenten Poroschenko vor der UNO erhoben wurde
"Poroschenko warf Russland in seiner Rede zudem vor, im Kriegsgebiet Ostukraine mobile Krematorien einzusetzen. Damit sollen seinen Worten nach Leichen beseitigt werden. "
Solche Meldungen sollen natürlich weitere Reaktionen provozieren. Die Empörung ist angeblich so groß, dass die Länder Europas faktisch keine Argumente mehr haben, Waffenlieferungen oder weitere Sanktionen abzulehnen. Man wird immmer mehr in den Sog hineingezogen, und wird damit selbst peu a peu zur Kriegspartei und damit auch zum Ziel russischer Atomwaffen.
Wie schnell das gehen kann, beweist die Verteidigungsministerin Lambrecht, die heute im Bundestag zu dem Waffenlieferungen an die Ukraine ausführt "Es sei wichtig, Russland im Unklaren zu lassen. Zitat: „Der Feind hört nämlich mit.“
https://www.deutschlandfunk.de/lambrecht-verteidigt-schweigen-ueber-waffenlieferungen-100.html
Russland ist damit nun offiziell der Feind Deutschlands. Das ist der Begriff, den die deutsche Verteidigungsministerin für Russland gewählt hat. Wie lange wird es jetzt noch dauern, bis man die Bundeswehr mobilisiert und gegen den Feind in Marsch setzt? Wenn die mobilen Krematorien dazu nicht ausreichende Begründung sind, was würde diesen Schritt wahrscheinlicher werden lassen? Ich meine es wäre der Einsatz von Giftgas. Und ich befürchte, es wird nicht mehr lange dauern, bis uns eine solche Meldung aus der Ukraine erreicht.
Bei aller verständlichen Wut über den völkerrechtswidrigen Angriff auf die unabhängige Ukraine, hoffe ich sehr, dass keine Tartarenmeldungen genutzt werden, um aus Europa einen Kriegsschauplatz zu machen.
PS: Dass der Feind mithört, ist eine Binse. Aber leider war das auch der Titel einer Kampagne im Dritten Reich. Manchmal wünschte ich mir, die Minister und Ministerinnen würden ihre Reden nochmal Korrektur lesen lassen.
https://de.wikipedia.org/wiki/Feind_h%C3%B6rt_mit
PPS: Wer nun meint, ich würde russische Propaganda betreiben, der irrt. Ich verabscheue den Krieg und den Aggressor. Aber ich verabscheue auch die Lügen, die Menschen in Hunger, Not und Elend treiben, indem sie genutzt werden, um Armeen aufeinander zu hetzen.