Interview vom 22.11.2014
Igor Girkin, russischer Geheimdienstoberst, brüstet sich damit, die Ukraine-Krise zur Eskalation gebracht zu haben. Das berichtet die "Süddeutsche Zeitung". Der Mann mit dem Kampfnamen "Strelkow" (Schütze) habe im April mit einer kleinen Einheit die Orte Slawjansk und Kramatorsk besetzt, bevor sie im Sommer Donezk zum Zentrum ihres Kampfes machten. In der selbsternannten "Volksrepublik Donezk" hatte Girkin zeitweise als "Verteidigungsminister" agiert.
Der Krieg sei keineswegs aus dem Aufstand der russischsprachigen Bevölkerung in der Ukraine hervorgegangen, sagte er nun. Vielmehr sei er aus Russland geschürt worden. "Den Auslöser zum Krieg habe ich gedrückt. Wenn unsere Einheit nicht über die Grenze gekommen wäre, wäre alles so ausgegangen wie in Charkiw und in Odessa." In Charkiw waren besetzte Gebäude schnell wieder geräumt worden, in Odessa kam es zu gewaltsamen Zusammenstößen mit mehr 40 Toten.
"Es hätte ein paar Dutzend Tote, Verbrannte und Verhaftete gegeben, und damit wäre alles vorbei gewesen", so Girkin. "Den Anstoß für den Krieg, der bis heute in Gang ist, hat unsere Einheit gegeben. Wir haben alle Karten gemischt, die auf dem Tisch lagen. Alle!"
"Geregelte Arbeit habe ich nie gemocht"
Girkin hatte sich im Juli auch den Abschuss von Flug MH17 auf die Fahnen geschrieben. Entsprechende Meldungen verschwanden seinerzeit aber schnell wieder aus dem Netz.
Im August hatte Girkin seinen Posten in Donezk aufgegeben und war nach Moskau zurückgekehrt. Er sei kein Soldat im klassischen Sinne, zitiert ihn die "Süddeutsche". "Ich bin Geheimdienstler." Ein politisches Amt lehne er ab. "Geregelte Arbeit habe ich nie gemocht. Ich bin Agent".