"Die beschissenste Idee des Jahrhunderts" oder "Wie das Ende eines Imperiums aussehen wird"

Viele Analysten sind sich einig, dass der Krieg in der Ukraine noch ein paar Jahre dauern wird.

Nicht weil keiner gewinnen kann, sondern weil ein Sieg anders aussehen wird, als wir uns das vorstellen können.

Die modernste westliche Kriegstechnik trifft auf die alte auf Masse getrimmte Kriegsführung des Ostens. Das hat Konsequenzen auf die Ziele eines "Sieges".

Eigentlich ist es einfach zusammen zu fassen:

- Russland hat ein riesiges Arsenal an Waffen von der Sowjetunion geerbt. Mit seiner Wirtschaftsleistung kann es dieses nicht warten noch aufrechterhalten. Die Korruption kommt dazu. Schon beim Marsch auf Kiew vor einem Jahr blieben die Fahrzeuge liegen, weil die Reifen aus Sowjetproduktion die Luft nicht mehr gehalten hatten.

- Die NATO ist Russland konventionell hoffnungslos überlegen, Das hat selbst Putin 2014 eingeräumt. Einzig die atomare Abschreckung bleibt Russland. Niemand weiß ob sie wirklich noch einsatzbereit ist. Ich bezweifle das. Die kürzlich aus dem Fenster gefallene Marina Yankina hatte es gewagt, zu fragen, wo die Gelder hin sind mit denen das Militärgerät gewartet werden sollte.

- Die nukleare Abschreckung wirkt aber nicht mehr, weil die Ukraine trotz Atomwaffeneinsatz weiterkämpfen würde, die NATO wegen der Ukraine keine Auslöschung der Zivilisation wagen würde und weil Putin immer noch als großer Staatsmann und nicht als Kriegsverbrecher in die Geschichte eingehen will.

- Der Westen liefert immer genauso viel Waffen, dass die Ukraine nicht verliert. Die NATO fliegt immer gerade so unterm Radar.

- Die NATO wird ganz sicher keine eigenen Truppen schicken. Wenn man Polen und das Baltikum von der Leine lassen würde, dann wäre Belarus binnen fünf Jahren EU-Mitgliedskandidat. Lässt man aber nicht. Auch wird die NATO Einschläge der von ihr gelieferten Waffen auf russischem Territorium sicherlich nicht dulden.

- Bleibt noch der Laternenpfahl für Putin, eine alte russische Tradition. Über interne Machtkämpfe zu schreiben, sprengt den Umfang hier. Manche kriegen einen Schauprozess. andere fallen aus Hochhäusern.

Soviel wie nötig, so wenig wie muss.

- Es liegt nicht im Interesse des Westens die russischen Streitkräfte in der Ukraine völlig zu vernichten. Das wäre jetzt schon ein Leichtes gewesen, wenn man gewollt hätte. Aber allein schon Panzerfäuste und Hand-Held-Flugabwehr haben den Russen massiv zugesetzt.

- Russland will mit Hundertausenden von Soldaten den Donbas einnehmen, Provinzen, die sich kaum vom Bayrischen Wald oder der Eifel unterscheiden. Der Sinn muss hinterfragt werden, die Rohstoffe können es nicht sein, davon hat Russland genug. Es wird nach dem Krieg die Rohstoffe aus dem Donbas genausowenig verkaufen können, wie die anderen im Land. Beim derzeitigen Fortschritt würde Russland sechs Jahre bis zum Dnepr brauchen, während die Ukraine Tontaubenschießen übt. Selbst Igor Girkin zweifelt den ganzen Sinn an.

Der Zusammenhang mit den Sanktionen

- Die Waffenlieferungen können nur im Zusammenhang mit den Sanktionen zu sehen sein. Die russischen Verteidigungstruppen sind so ausgedünnt, dass die polnische Armee in Moskau wäre, bevor sie in Kiew auftanken könnte. Andererseits könnte Putin mit der Eroberung der Krim doch Atomwaffen in Erwägung ziehen, denn den Verlust der Krim kann sich der Kreml einfach nicht leisten.

- Bleibt zur "Rückeroberung" der Krim nur der freiwillige Rückzug der Russen, weil das Bleiben zu teuer wird. Vergesst den Donbas, selbst wenn Russland den Halten könnte, sie bekäme ihn nie unter die Kontrolle; schon jetzt ist die Guerilla dort am wachsen.

Das Ziel ist nicht Russland zu „vernichten“.

Das Ziel ist auch nicht, die Truppen zu „vertreiben“.

Das Ziel ist, Russland ausbluten zu lassen, bis es sich von selber aus der Ukraine zurückziehen muss.

Die Fronten verlaufen nicht in der Ostukraine. Sie verlaufen an den Aktienmärkten, Börsen, Banken und Tankstellen. Putin hat viele Konzerne wieder verstaatlicht. Ein gefundenes Fressen für die Sanktionen. Der Ölpreisdeckel hat die Ölförderung um 10% gesenkt, das sind 10% weniger Einnahmen, plus die geringeren Preise.

Der T-90 soll der beste Panzer der Welt in Serienproduktion sein. Er erweist sich als noch schlechter als der T-72. Wer will den noch kaufen, zumal er gerade nicht produziert wird, weil die T-72 in den Werken aufgehübscht werden.

Aeroflot schlachtet ihre westlichen Flugzeuge aus, um die Flotte in der Luft zu lassen. Wenn 1/4 der Maschinen nicht mehr fliegen, weil ausgeschlachtet, dann gibts kein Frachtverkehr, somit kein Handel, somit keine Steuereinnahmen. Und so viel die russische Industrie Maschinen für den Zivilverkehr baut, so wenig baut sie Militärmaschinen.

Krieg gegen Russland? Ja, ein Wirtschaftskrieg.

Im Vietnamkrieg haben die USA mehr Bomben abgeworfen als im gesamten zweiten Weltkrieg. Russland wird die USA bei dieser Zahl bald überholen, allein die abgefeuerten Raketen auf die Ukraine sprengen jetzt schon jeden Kriegsrekord.

Die russischen Führung kann nicht mehr anders, als den Krieg weiter zu führen. Ein Ende würde ihre Macht und ihr Überleben gefährden. Der Laternenpfahl für Putin steht schon vor dem Kreml.

Natürlich ist Putin auch Opfer seines Systems, keiner hat ihm die Wahrheit berichtet. Alle haben von den Blumen geschwärmt, die in Kiew für die russischen Truppen regnen würden. Es ist sein System, das ihm aus der Hand geglitten ist. Mitleid ist nicht angebracht; Rücksichtnahme schon gar nicht.

Zu all dem kommen noch viele Variablen dazu: Belarus, Wagner, Tschetschenen, Iran und China.

Ist Russland ordentlich ausgeblutet wird der Westen die Ukraine zu Verhandlungen nötigen und Putin einen Ausweg aufzeichnen, bei dem er nicht aus dem Hochhaus fällt. Ob die Ukraine drauf eingeht, steht auf einem anderen Blatt.

Sicher ist, dass Russland keine Gebiete halten, aber evtl. eine Neutralität hinbekommen kann. Russland hat bereits verloren, sagte auch US-Generalstabschef Milley auf der Sicherheitskonferenz.

Zurück zum Vorher? Sicher nicht.

China wird nicht einspringen, es wird Russland nicht nur fallen lassen, wie eine heiße Kartoffen, es wird sich selbst Pfründe sichern und vielleicht vorerst auf Taiwan verzichten, wenn es im Norden was zuholen gibt.

In Europa wird jetzt schon eine neue Sicherheitsarchitektur aufgebaut. Russland ist weitgehend verloren; als Rohstofflieferant als auch als Bedrohung. Niemand wird mehr russische Waffen kaufen, niemand wird mehr in nennenswerten Mengen Energie kaufen, zumal die fossilen Energien eh Auslaufmodelle sind.

Bleiben noch die kongnitiv Teilmöbiliertem, die Querdenker, Rechts- und Links-Wähler und Antiamerikanisten. Mit deren Demonstrationsplakaten müssen und können wir auf absehbare Zeit leben.

Russland als angeblicher Freund hat sich im Februar 2022 selbst ins Aus geschossen. Daran kann keine Demo oder Kundgebung was ändern. Es ist auf dem Weg vom Schwellen- zum Entwicklungsland.

Der Einmarsch in die Ukraine wird als die beschissenste Idee des Jahrhunderts in die Geschichte eingehen.

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Embargobrecher

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Dieter Knoflach

Dieter Knoflach bewertete diesen Eintrag 19.02.2023 18:53:10

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